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Taubenkrieg

Taubenkrieg

Titel: Taubenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Lüpkes
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überraschte. »Erstens habe ich das Procedere schon einmal überlebt. Zweitens wäre es für Wencke viel zu gefährlich, sich dort offiziell blicken zu lassen. Es ist zu erwarten, dass auch ein paar
Devil Doves
anwesend sein werden.«
    Wencke warf ihrem Kollegen einen dankbaren Blick zu. »Dann werde ich in der Zeit   …«
    »Halt!«, rief die Kosian. »Nichts werden Sie. Ihnen haben wir das ganze Schlamassel zu verdanken. Erst Ihre Theorie von den beiden Männern, die zusammen eine rauchen   …«
    »Davon bin ich nach wie vor überzeugt!«
    »Sie ignorieren also die eindeutigen Beweise der Spurensicherung.«
    »Oder ich interpretiere sie einfach anders.«
    »Kommen Sie mir nicht mit Ihrem Bauchgefühl, Frau Tydmers. Davon will ich kein Wort mehr hören. Wir von der Operativen Fallanalyse haben es schwer genug, neben den rein naturwissenschaftlich arbeitenden Abteilungen zu bestehen.«
    »Vielleicht gibt es auch eine Lösung, die zu beiden Ansätzen |187| passt, die sich sowohl mit der Zwei-Personen-Theorie als auch mit den Ergebnissen der Spurensicherung erklären lässt. Nur haben wir die noch nicht gefunden.«
    »Und was sollte das sein? Die DNA eines Menschen ist so gut wie einmalig, sie ist eine der sichersten und aussagekräftigsten Beweise überhaupt.«
    »Auch DN A-Analysen lassen immer einen letzten Rest Zweifel offen. Im Fall von Zwillingen zum Beispiel   …«
    »Ach, Frau Tydmers, da kann ich Sie beruhigen: Unser Mordopfer war laut Urkunden des Schweriner Standesamtes definitiv kein Zwilling. Und im Geburtsjahr 1971 waren die Forscher weder hier noch sonst wo auf der Welt in der Lage, einen Leo Kellerbach zu klonen – falls Sie darauf hinauswollen.« Die Nasenflügel der Kosian bebten derart, dass man glauben konnte, sie wolle auf diese Art die Schwerkraft überwinden und an die Decke gehen.
    »Es gäbe die Möglichkeit, die DN A-Analyse noch weiter zu verfeinern   …«
    »Diesen Laborauftrag wird weder das LKA Hannover noch das in Schwerin erteilen, weil er sehr viel Geld kostet und abgesehen davon absolut lächerlich ist.«
    Die Männer hatten allesamt so getan, als würde das Wortgefecht nicht hier in diesem Hotelzimmer, sondern irgendwo in einem Paralleluniversum stattfinden. Erst als Wilkens »Bingo!« rief, fokussierte sich die Aufmerksamkeit aller wieder an Ort und Stelle.
    »Die Kollegen haben tatsächlich schon die ein- und ausgehenden Telefonate des Thorsten Schwarz kontrolliert, da er unter dringendem Verdacht steht, den Auftrag zur Körperverletzung oder sogar Tötung des Karl-Heinz Papp – bekannt als Kalle – erteilt zu haben. Und aus diesen Aufzeichnungen geht hervor, dass er unmittelbar nach dem Anruf von Nikola Kellerbach um 14   Uhr eine Festnetznummer in Schwerin gewählt |188| hat. Dieselbe Nummer hat ihn dann so gegen 15   Uhr wieder zurückgerufen. Das muss der Anruf gewesen sein, den Wencke Tydmers mitbekommen hat.«
    »Und? Wem gehört der Anschluss?« Boris hatte die Frage gestellt, die allen anderen ebenfalls auf den Lippen gelegen hatte.
    Wilkens zuckte die Achseln. »Kenne ich nicht, ein gewisser Paul Haigermann.« Er tippte den Namen fast mechanisch in die Suchmaschine ein. »Über den gibt es nicht viel zu lesen. Nur, dass ihm ein Heizungs- und Sanitärfachbetrieb gehört. Ein Foto finde ich leider auch nicht. Aber eine Adresse: Clara-Zetkin-Straße   …«
    Da konnte die Kosian noch so warnend gucken, diese Information hatte Wencke fest gespeichert. Und wenn sich bei ihrem Besuch herausstellen sollte, dass dieser Paul Haigermann ein Zweimetermann mit entzündeten Augen, blauer Nase und Blitzeinschlag im Wadenbein war, dann war es das Risiko wert.

|189| Die Zwanzig
ist die Zahl des Menschen in seiner Gesamtheit
    Es war ein Déjà-vu der Extraklasse. Die Türen des Sitzungssaals wurden geöffnet, die Journalisten und Neugierigen schoben sich hinein, neben Boris machte die Staatsanwältin Sieglind Maschler ein freundliches Gesicht, und ihm war der Kragen zu eng.
    Was sich grundlegend geändert hatte: Bei dieser Pressekonferenz war Boris nicht als umstrittener Experte geladen, sondern als Vertreter des LKA Hannover, der einen missglückten Einsatz zu rechtfertigen hatte. Er war zudem nicht ganz allein, Wencke Tydmers hatte – wenn auch inkognito und durch Kappe und Brille getarnt – ganz hinten im Publikum Platz genommen, um ihm wenigstens moralischen Beistand zu leisten. Und die Besetzung in der ersten Reihe war auch nicht exakt dieselbe: Statt
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