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Taubenkrieg

Taubenkrieg

Titel: Taubenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Lüpkes
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mitzukommen.«
    »Wer hat ihn angerufen?«
    |184| »Ich nehme an, es war Nikola Kellerbach, zumindest habe ich ihn ihren Namen sagen hören.«
    Fuchs kramte ein Protokoll hervor, er hatte alle Hebel in Bewegung gesetzt und eine Liste der Telefongesellschaft besorgt, um die ein- und ausgehenden Anrufe der Kanzlei parat zu haben. »Da finden wir dann aber eine interessante Ungleichheit. Laut den Unterlagen hat Nikola Kellerbach ihren Freund bereits um 14   Uhr angerufen – und danach nicht mehr   …« Auf einmal mischten sich alle ein, offensichtlich erleichtert, dass die Zeit der Standpauken vorüber zu sein schien und man sich jetzt auf die Sache konzentrieren konnte. Wilkens fuhr den Laptop wieder hoch, und Boris beugte sich vor, um einen Blick auf das Papier in Fuchs’ Hand zu werfen.
    »Wann genau hat
Patch Blacky
dich zu diesem Ausflug eingeladen?«
    Wencke überlegte. »Ich war gerade von unserem Meeting wieder zurück und habe meine Sachen gepackt. Ich schätze, es war kurz nach zwei.«
    Boris zog die Augenbrauen hoch. »Interessant! Seine Freundin ruft ihn an, und er macht sich direkt danach auf den Weg, um Christine Frey zu einem kleinen, netten Ausflug einzuladen. Also, für mich gibt es da ganz klar einen Zusammenhang.«
    Fuchs und Wilkens nickten unisono, und Wencke fühlte sich wieder in der Lage, ruhig in ihrem Sessel Platz zu nehmen. Einzig Tilda Kosian sah aus, als gefiele ihr die Stimmung nun ganz und gar nicht mehr, seit sie ihren vernichtenden Monolog beendet hatte.
    »Ich hatte die ganze Zeit über das Gefühl, dass dieser Ausflug, der Anruf und sogar der Angriff des Maskierten nichts weiter als eine   … hm, wie soll ich das beschreiben, eine Inszenierung gewesen sind«, erklärte Wencke. »Was ist, wenn diese ganze Aktion nur dazu gedient hat, mich als Zeugin dabeizuhaben, |185| wenn
Patch
in die Kanzlei geht und die schwer verletzte Nikola findet?« Niemand sagte etwas. Wahrscheinlich, weil diese Möglichkeit gleichzeitig abwegig und doch schlüssig zu sein schien. »Wenn Nikola beispielsweise etwas Wichtiges über den Tod ihres Bruders herausgefunden und ihrem Freund am Telefon davon erzählt hat   …«
    »…   und
Patch
diese Neuigkeit überhaupt nicht gefallen hat   …«, spann Boris weiter.
    Ja, darum mochte es gegangen sein.
Patch
musste darauf gefasst gewesen sein, was er und Wencke in der Kanzlei vorfinden würden. Vielleicht war sogar er selbst es gewesen, der Nikola Kellerbach in diese Lage gebracht hatte. Weniger durch die eigene Hand als mit Hilfe eines bewaffneten Kumpels, der die Anwältin niedergeschossen hatte, während
Patch
noch mit dem Motorrad unterwegs gewesen war. Es hatte so aussehen sollen, als ginge das Szenario in Kellerbachs Büro auf das Konto der verfeindeten
Gangster
. Das ganze Gerede am Ostseeufer über Brüderschaft und Verräter und Gnadenlosigkeit war eine Art Vorspiel gewesen, um Christine Frey zu beeindrucken oder zu verunsichern. Sie sollte wissen, mit wem sie es zu tun hatte, damit sie anschließend in der Kanzlei die passenden Schlüsse zog. Kein schlechter Plan. Nur hatte
Patch
gestern noch keine Ahnung gehabt, dass die Frau, die ihm ein astreines Alibi verschaffen und eine glaubwürdige Zeugin abgeben sollte, ausgerechnet eine Profilerin des LKA war. Das war fast schon lustig – wäre der Ausgang des Ganzen nicht so todernst.
    »Wir sollten schnellstens herausfinden, wer tatsächlich angerufen hat, als ich mit
Patch
an der Ostsee war. Es würde mich nicht wundern, wenn es ein und derselbe Mann gewesen ist, der mir wenig später seine Knarre in den Mund geschoben hat.«
    »Nichts werden Sie herausfinden«, ging die Kosian barsch dazwischen.
    |186| »Das ist eine Kleinigkeit«, wusste Wilkens und öffnete die Netzwerkseite. »Die Kollegen werden uns sicher eine entsprechende Auflistung der Telefonate zukommen lassen. Immerhin hat dieser Thorsten Schwarz seine Rockerbrüder umgehend über die Enttarnung von Christine Frey und somit auch von Kalle informiert. Wofür er höchstwahrscheinlich sein Handy benutzt hat   …«
    Tilda Kosian hatte offensichtlich keine Geduld, das Ergebnis von Wilkens’ E-Mail -Anfrage abzuwarten. »Erst einmal muss sich einer von uns bei der angesetzten Pressekonferenz blicken lassen. Ich werde das nicht sein, man erwartet mich gegen Mittag in Hannover, und das wird auch alles andere als angenehm werden, fürchte ich.«
    »Dann werde ich den Termin wahrnehmen«, sagte Boris mit einer Selbstsicherheit, die alle

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