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Taubenkrieg

Taubenkrieg

Titel: Taubenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Lüpkes
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Zorn in die Runde, die sich am frühen Samstag in der schon halb abgebauten mobilen Einsatzzentrale zusammengefunden hatte. Boris Bellhorns Gesichtsfarbe wechselte unaufhörlich zwischen leichenblass und schamesrot, als von seinem spektakulären Einsatz im
Hot Lady
die Rede gewesen war. Fuchs und Wilkens fummelten immer wieder an irgendwelchen Kabeln herum, gaben sich geschäftig, wahrscheinlich, um zu dem ganzen Desaster die nötige Distanz zu wahren. Wencke blieb keine solche Möglichkeit, also entschied sie sich für eine trotzig aufrechte Haltung. Alle waren sie übernächtigt, alle waren sie geschockt. Doch außer Tilda Kosian kam niemand zu Wort.
    »Sie haben ganz offensichtlich keine Ahnung, wie gefährlich sich die Lage hier in Schwerin für Sie gestaltet, nachdem |182| Ihre Tarnung aufgeflogen ist. Wissen Sie, was sie mit Kalle veranstaltet haben? Die
DDs
haben ihm die Tattoos auf den Armen herausgeschnitten und die Hälfte seines Oberkörpers schwarz tätowiert, sein Gesicht wurde komplett entstellt – und wenn der Kollege Bellhorn nicht zufällig vor Ort gewesen wäre, hätte unser V-Mann die Nacht höchstwahrscheinlich nicht überlebt.« Endlich holte sie Luft, Wencke hatte schon befürchtet, dass die Kosian gleich an ihren eigenen Tiraden ersticken würde. Klar, um Kalle tat es Wencke furchtbar leid. Gleich nachdem sie in der Kanzlei von Wachtel erkannt worden und somit ihre Tarnung aufgeflogen war, hatte sie alles versucht, ihn zu warnen. Doch er hatte das Funkgerät nach offiziellem Abbruch des Einsatzes gern und zügig wieder aus seinem Zopf entfernt, und sein Handy – das verfluchte Handy! – war noch immer kaputt gewesen. Es war keine Zeit geblieben, Kalle persönlich zu suchen und zu retten, die Brüder waren in solchen Sachen verdammt schnell.
    »Vor ein paar Jahrhunderten hätte man den Zustand, in dem Sie sich jetzt bewegen, als vogelfrei bezeichnet, Frau Tydmers. Die Teufelstauben haben Sie mit höchster Wahrscheinlichkeit längst zum Abschuss freigegeben.«
    Damit mochte die Kosian recht haben, das wusste Wencke.
Patch
war seit gestern Abend verschwunden, er musste sich direkt nach dem Eintreffen der Kripo auf den Weg gemacht haben, um die Rache an Kalle in Auftrag zu geben. Wie hatte er selbst es nur wenige Stunden zuvor so pathetisch wie unumwunden formuliert? Rocker kennen im Umgang mit Verrätern keine Gnade, nicht bei alten Männern und nicht bei jungen Frauen.
    »Ich warne Sie, Frau Tydmers, kommen Sie nicht auf die dumme Idee, noch ein bisschen quer durch Schwerin zu schnüffeln. Wir sind hier nicht bei Tomb Raider, und Sie beileibe keine Lara Croft!«
    |183| Einer der beiden Technikleute musste lachen und kassierte dafür einen bitterbösen Blick.
    Die Kosian hatte recht, amüsant war das hier alles ganz und gar nicht. Dennoch gab es aus Wenckes Sicht keinen ersichtlichen Grund, sich den Zurechtweisungen ihrer Vorgesetzten zu beugen. Sie hatte sich dazu entschlossen, dieses Donnerwetter über sich ergehen zu lassen – um dann trotzdem zu tun, was sie für nötig hielt. Zu tief steckte sie drin in dieser Geschichte, als dass sie nun einfach nach Ostfriesland fahren und mit Emil zelten gehen könnte.
    »Das LKA Meckpomm ist stinksauer über unseren Einsatz hier, aber das war vorhersehbar, damit kann ich leben. Ich hatte nur gehofft, dass wir alle vernünftig genug sind, uns unauffällig zu verhalten, nachdem die DN A-Analyse unsere Vermutungen widerlegt hatte. Und wenn Sie, Frau Tydmers, sich einfach noch ein wenig mit den Rockern unterhalten hätten und sonst nichts weiter, dann wäre das auch kein Problem gewesen. Aber wie um alles in der Welt konnten Sie sich und uns mit dieser Aktion in eine solche Lage bringen? Mit einem ausgeschalteten Funkgerät auf Motorradtour gehen, ganz allein mit einem der führenden, als gefährlich bekannten
DDs
… Dass Kalle als V-Mann aufgeflogen ist und fast mit seinem Leben bezahlt hätte, geht auf Ihr Konto! Frau Tydmers, wirklich, ich   …«
    Jetzt reichte es, fand Wencke und stand abrupt auf. »Mir ist klar, dass ich in meinem Leben schon klügere Entscheidungen getroffen habe als die, mit
Patch Blacky
eine Spritztour zu unternehmen. Aber dass die Sache so dramatisch enden würde, war nicht abzusehen. Ich habe das gemacht, was abgesprochen war, ich habe mich ein wenig mit einem Rocker unterhalten, über Leo Kellerbach, über Spitzel, über die
G-Point -Gangster
. Und dann hat
Patch
einen Anruf bekommen und mich quasi genötigt, in die Kanzlei

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