Taubenkrieg
ohne Bewährung für bewaffneten Raubüberfall auf einen Kiosk in Krebsförden
. Uninteressant.
Zu den immer gefährlicher agierenden Rechtsradikalen in Jamel nimmt Roland Gauly Stellung
. Nein, das war es auch nicht, wonach Boris suchte.
Auf einem Bild posierte der dralle Glatzkopf vor seinem |229| scheußlich meerblauen Cabriolet, die Hände besitzergreifend auf die Kühlerhaube gelegt und mit einem Grinsen, das nach Boris’ Empfinden auch schon einen triftigen Verhaftungsgrund abgeben könnte.
Gauly, ein Mann, der gerne Tempo macht.
Ein paar belanglose Einträge bezogen sich auf Gaulys Engagement bei ASMV.
Es erschienen auch zahlreiche Websites von Vereinen; Kirchenchöre, in denen beispielsweise der Tenor
Roland
Müller und die Sopranistin Cordula
Gauly
hießen. Ein britischer Sparverein mit einem Kassenwart namens
Roland Gauly th
. Boris seufzte.
Axel Sanders war vor einer Stunde hier angekommen und brütete seitdem wie gebannt über dem Stapel Akten, die sich in den letzten Tagen angesammelt hatten. Manchmal schaute er herüber und gab etwas überflüssige Tipps wie: »Sie müssen die Suche weiter einschränken, sonst lesen Sie noch bis übermorgen.«
Zum Glück hatte Wenckes Freund – oder was auch immer er für sie bedeutete – nicht lange gefackelt und war hierher gekommen. Ein netter, attraktiver Typ übrigens, er schien einerseits Polizeiprofi durch und durch zu sein, andererseits hatte er am Telefon ohne Zögern seine Bereitschaft signalisiert, die Dienstvorschriften auch außer Acht zu lassen, wenn es drauf ankam. Und die Geschwindigkeitsbeschränkungen zwischen Ostfriesland und Schwerin anscheinend auch, so schnell, wie er auf seinem Motorrad hierher gelangt war. Mit ihm waren die Chancen für Wencke zwar noch immer nicht rosig, aber auch nicht mehr so rabentiefschwarz.
Nie im Leben würde er es schaffen, sämtliche Unterlagen in der Hektik durchzuackern, aber Sanders ließ sich nicht entmutigen. Nur ab und zu stellte er Fragen oder schüttelte den Kopf. Manchmal, weil er die Machenschaften der
Devil Doves
abschreckend fand. Doch meistens, weil er nicht fassen konnte, |230| wie eigensinnig und mutig und absolut halsbrecherisch ihre gemeinsame Freundin Wencke sich verhalten hatte. »Sie muss verrückt sein«, fand er und hatte recht damit. »Weshalb hat sie trotz aller Gegenbeweise eigentlich immer an ihrer Zwei-Männer-These festgehalten?«, wollte er wissen, oder: »Hat sie denn niemand davon abhalten können, mit diesem Rocker an die Ostsee zu fahren?« Boris versuchte, plausibel zu antworten, was ihm nicht mal im Ansatz gelingen wollte, schließlich sortierte er nebenbei noch eine Gauly-Seite nach der anderen.
»Wo ist Wencke gestern Nachmittag gewesen?«, fragte Axel.
»Sie war um 14 Uhr auf der Pressekonferenz, allerdings hatte sie sich aus Sicherheitsgründen etwas verkleidet. Danach gab es für mich keine Gelegenheit mehr, mit Wencke zu reden, da ich zu Nikola Kellerbach ins Krankenhaus gefahren bin. Um fünf vor fünf hat sie dann diesen seltsamen Satz auf mein Handy gesprochen.«
»Warum sind Sie nicht selbst drangegangen?«
»Gestern Nachmittag hat das LKA die aufgebrachte Pressemeute auf mich losgelassen. Mein Telefon hat in einer Tour geklingelt. Warum hat das LKA undercover ermittelt? Haben Sie immer noch Zweifel am Rockerkrieg? Wie gefährlich schätzen Sie die Lage für die Bevölkerung ein? Die Fragen sind fast immer dieselben gewesen, meine Antworten auch. Doch Wencke konnte mich beim besten Willen nicht direkt erreichen, weil die ganze Zeit besetzt gewesen ist.«
»Und anschließend?«
»Gegen Mitternacht hat mein Schädel dermaßen gedröhnt, dass ich das Handy ausgeschaltet habe und nach einer halben Flasche Rotwein auf dem Hotelbett endlich eingeschlafen bin. Vollständig bekleidet und ohne den leisesten Schimmer, dass Wencke zu dem Zeitpunkt schon entführt worden sein muss.«
Sanders gab sich mit dieser Erklärung glücklicherweise zufrieden, denn Boris selbst hatte sich schon genug Vorwürfe |231| gemacht. Hätte er doch nur einmal seine Mailbox abgehört … Oder bei Wencke angerufen … Oder oder oder …
Inzwischen war Sanders bei dem Ordner angelangt, der sich erst gestern während und nach Kosians Gardinenpredigt gefüllt hatte. »Es muss etwas gegeben haben, wonach Wencke auf eigene Faust gesucht hat. Irgendein Schlagwort, das gefallen ist und sie aktiv werden ließ. Entweder auf der Pressekonferenz oder schon vorher …«
»Darüber habe ich
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