Tauchstation
einem lauten Knarren hob sich das U-Boot vom Deck. Entlang des Schiffskörpers waren an diversen Punkten etliche weitere di cke Seile befestigt, um das U-Boot daran zu hindern, hin- und herzuschwingen. Mit einem durchdringenden Quiet schen setzte sich der Drehkran in Bewegung, hob das Boot aus dem Achterschiff und ließ es zu Wasser.
»Ah, da kommt ja unsere verehrte Doktorin«, kündigte Mark erfreut an.
Perry drehte sich um. Die ins Schiffsinnere führende Haupttür hatte sich geöffnet, und jemand trat hinaus aufs Deck. Perry glaubte seinen Augen nicht zu trauen. Er hatte Suzanne Newell erst einmal zuvor gesehen, als sie ihm die ersten seismischen Studien über den Sea Mount Olympus präsentiert hatte. Doch das war in Los Angeles gewesen, wo es wahrlich keinen Mangel an hübschen Menschen gab. Hier, an Bord der streng auf Funktionalität ausgerichteten, in der Mitte des Ozeans liegenden Benthic Explorer stach sie hervor wie eine Lilie aus einem Haufen Unkraut. Sie war En de zwanzig und machte einen dynamischen und sportlichen Eindruck. Sie trug einen ähnlichen Overall wie Donald, doch im Gegensatz zu ihm sah sie darin umwerfend aus, weil er ih re weiblichen Formen so deutlich betonte. Auf dem Kopf hatte sie eine dunkelblaue Baseballkappe mit Goldtressen auf dem Schirm und dem darüber aufgestickten Schriftzug Benthic Explorer. An ihrem Hinterkopf quoll, direkt über dem Plastikverschluss zur Einstellung des Kopfumfangs, ein dichter, glänzender, kastanienbrauner Pferdeschwanz her vor.
Als Suzanne die drei Männer erblickte, winkte sie und lief auf sie zu. Perry blieb der Mund offen stehen, was Mark keineswegs entging. »Nicht schlecht, was?«
»Sie ist ziemlich attraktiv«, gab Perry zu.
»Warten Sie mal, was Sie in ein paar Tagen sagen«, grien te Mark. »Je länger Sie hier draußen sind, desto anziehender werden Sie sie finden. Ganz schön klasse gebaut für eine Geophysikerin und Ozeanografin, nicht wahr?«
»Ich habe noch nicht allzu viele Frauen mit diesem Spe zialgebiet getroffen«, erwiderte Perry. Plötzlich konnte er sich vorstellen, dass der Tauchgang vielleicht doch ganz an genehm werden könnte.
»Schade, dass Sie keine Doktorin der Medizin ist«, flüs terte Mark ihm zu. »Ich hätte nichts dagegen, mich mal gründlich von ihr durchchecken zu lassen.«
»Wenn Sie gestatten, kümmere ich mich jetzt wieder dar um, die Oceanus für den Tauchgang startklar zu machen«, sagte Donald.
»Selbstverständlich«, entgegnete Mark. »Die neue Dia mantkrone und der Kernbohrer sind schon unterwegs. Ich lasse sie direkt in den Transportbehälter verladen.«
»Aye, aye, Sir!«, salutierte Donald, ging an die Reling und sah auf das zum Wasser hinuntergleitende U-Boot hinab.
»Donald ist zwar ein bisschen steif«, raunte Mark, »aber was seinen Job angeht, ist er hundert Prozent zuverlässig.«
Perry hörte gar nicht zu. Er konnte seinen Blick nicht von Suzanne abwenden. Sie kam federnden Schrittes auf ihn zu und lächelte ihn freundlich an. Mit der linken Hand presste sie sich zwei dicke Bücher gegen die Brust.
»Mr Bergman!«, lächelte sie und streckte ihm die rechte Hand entgegen. »Was für eine Freude, dass Sie uns hier draußen besuchen! Und dass Sie mit uns runtergehen wollen – ich bin total begeistert! Wie geht es Ihnen? Bestimmt sind Sie noch ganz erschöpft von dem langen Flug.«
»Danke, es geht mir gut.« Perry schüttelte Suzanne höf lich die Hand. Unbewusst prüfte er, ob sein Haar korrekt lag und die kahle Stelle auf der Mitte seines Schädels hinrei chend bedeckte. Gleichzeitig registrierte er, dass Suzanne ebenso weiße Zähne hatte wie er selbst.
»Nach unserer Besprechung in Los Angeles hatte ich gar nicht mehr die Gelegenheit, Ihnen zu sagen, wie sehr ich mich gefreut habe, dass Sie die Benthic Explorer noch einmal zum Sea Mount Olympus geschickt haben.«
»Freut mich zu hören«, entgegnete Perry und brachte ein Lächeln zu Stande. Suzannes Augen schienen ihn regel recht zu verzaubern. Er konnte nicht einmal sagen, ob sie blau oder grün waren. »Ich wünschte nur, wir wären mit den Bohrungen etwas erfolgreicher.«
»Ja«, sagte Suzanne. »Es tut mir Leid, dass es so viele Probleme gibt. Ich selber hingegen kann mich nicht bekla gen – wobei diese Sichtweise zugegebenermaßen ziemlich eigennützig ist. Aber die Umgebung des Unterwasserbergs ist einfach faszinierend, wie Sie ja bald mit eigenen Augen sehen werden, und gäbe es bei den Bohrungen nicht diese Schwierigkeiten,
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