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Tauchstation

Titel: Tauchstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Glatzenansatz und dem verbliebenen ungepflegten Haar unterschied er sich deutlich von dem typischen Inter terraner. Auf dem Bildschirm direkt vor ihm waren ohne je den Zweifel Elaine, George, Kramer und Jerry zu sehen.
    Donald drückte sich erneut gegen die Wand und entfern te sich ein paar Schritte von der offenen Tür. Dann sah er Michael an und flüsterte: »Sie hatten Recht. Da drinnen läuft tatsächlich eine Wiederholung von Seinfeld .«
    »Daran habe ich keine Sekunde gezweifelt«, prahlte Mi chael. »Die Stimmen würde ich immer und überall wieder erkennen.«
    Donald presste ein weiteres Mal seinen Finger auf die Lippen. »Vor dem Bildschirm sitzt ein alter Opa«, flüsterte er, »und er sieht beim besten Willen nicht aus wie ein Inter terraner.«
    »Wirklich?«, flüsterte Michael zurück.
    »Damit hätte ich nie und nimmer gerechnet«, stellte Do nald fest. Er rollte seine Unterlippe ein und grübelte kurz über die neue Situation nach.
    »Ich auch nicht«, staunte Michael. »Was machen wir jetzt?«
    »Wir gehen rein und reden mit dem Mann«, erwiderte Donald. »Wer weiß – vielleicht kann der Alte uns irgendwie weiterhelfen. Aber Sie halten den Mund! Ich übernehme das Reden. Ist das klar?«
    »Von mir aus«, entgegnete Michael.
    »Okay, auf geht’s!«, ordnete Donald an, Er stieß sich von der Wand ab und betrat den Raum. Michael folgte ihm. Sie gingen so leise wie möglich, doch bei dem voll aufgedrehten Fernseher hätte der Mann sie sowieso nicht hören können.
     
    Donald wusste nicht recht, wie er die Aufmerksamkeit des Mannes erregen sollte, ohne ihn zu Tode zu erschre cken. Deshalb wagte er sich zunächst nur bis an den Rand von dessen Sichtfeld vor, doch der zaghafte Annäherungs versuch schlug fehl. Der Mann war voll und ganz in die Show vertieft und fixierte mit weit aufgerissenen, starren Augen den Bildschirm. Seine Kinnlade hing herunter, und sein Gesicht war komatös verzerrt.
    »Entschuldigen Sie bitte«, sagte Donald, doch seine Stimme ging in einer genau in dieser Sekunde eingespielten Lachsalve unter.
    Um schließlich irgendwie auf sich aufmerksam zu ma chen, stupste er den Mann vorsichtig am Arm, woraufhin dieser vor Schreck von seinem Sessel aufsprang. Als er die beiden Eindringlinge sah, wich er zunächst einen Schritt zu rück, doch dann beruhigte er sich wieder.
    »Ich kenne Sie!«, rief er. »Sie sind doch gerade erst von der Erdoberfläche zu uns gestoßen.«
    »Gestoßen worden, sollte man wohl besser sagen«, stellte Donald klar. »Wir wurden nämlich nicht etwa gefragt, ob wir hierher kommen wollten. Wir wurden eiskalt entführt.« Er nahm den Mann ins Visier. Er war knochendürr, hatte ei nen krummen Rücken und war höchstens eins sechzig groß. Sein derbes Gesicht war von tiefen Falten durchzogen, seine greisen Augen lagen in tiefen Höhlen. Er war mit Sicherheit der am ältesten aussehende Mann, den Donald bisher in In terterra gesehen hatte.
    »Soll das heißen, Sie haben keinen Schiffbruch erlitten?«, fragte der Mann.
    »Nein«, antwortete Donald und stellte Michael und sich vor.
    »Freut mich, Sie kennen zu lernen«, sagte der Mann. Er schien sichtlich begeistert. »Ich hatte gehofft, dass wir uns eines Tages begegnen würden.« Er kam einen Schritt vor und schüttelte den Neuankömmlingen die Hand. »So sollte man sich meiner Meinung nach begrüßen«, fügte er hinzu. »Sie glauben ja gar nicht, wie satt ich dieses dämliche Hand flächendrücken habe.«
    »Wie heißen Sie?«, fragte Donald.
    »Harvey Goldfarb. Sie dürfen mich Harv nennen.«
    »Sind Sie allein hier?«
    »Aber ja. Ich bin immer allein.«
    »Und was machen Sie hier?«
    »Nicht viel«, erwiderte Harvey und warf einen Blick auf die unzähligen Bildschirme. »Ich sehe mir Fernsehserien an, am liebsten welche, die in New York spielen.«
    »Ist das Ihr Job?«
    »Könnte man so sagen, aber ich mache ihn freiwillig. Ich sehe mir gern sämtliche Beiträge und Sendungen über New York an. Am meisten stehe ich auf All in the Family, aber lei der gibt es nur selten Wiederholungen. Seinfeld sehe ich auch ganz gern, wobei der Humor meinen Horizont übersteigt.«
    »Was für einen Zweck erfüllt dieser Raum?«, fragte Do nald. »Sind wir hier in einer Art Hobbyraum für Fernseh fans?«
    Harvey lachte spöttisch und schüttelte den Kopf. »Nein. Die Interterraner interessieren sich nicht für Fernsehen; sie schauen sich kaum irgendetwas an. Dafür hat die zentrale Informationsstelle umso größeres Interesse. Die

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