Tauchstation
Zerstö rung einer alten Kultur durch einen heftigen Vulkanaus bruch verbirgt, aber es gibt keine einzige Theorie, die besagt, dass unter dem Meeresgrund eine Kultur von Menschen einer uns vorangegangenen Generation existieren könnte.«
Die Ratsmitglieder redeten nun ungeniert laut durchein ander. Suzanne verlagerte ihr Gewicht nervös von einem Bein auf das andere.
Ala beendete die Beratungen mit einem Nicken in Rich tung ihrer Kollegen und wandte sich wieder Suzanne zu. »Wir würden jetzt gern mit Ihnen über die Tiefseebohrun gen in der Umgebung von Saranta reden, die in den vergan genen Jahren in unregelmäßigen Abständen durchgeführt wurden. Diese Bohrungen fanden in großer Distanz zu ir gendeinem Unterwasserberg statt.«
»Ich nehme an, Sie meinen die Bohrungen, die wir un ternommen haben, um die jüngsten Theorien zur Ozeanbodenausdehnung zu untermauern«, entgegnete Suzanne. »Sie dienten lediglich dem Zweck, Gesteinsproben zu ge winnen, um zeitliche Bestimmungen vorzunehmen.«
Unter den Ratsmitgliedern brach eine weitere angeregte Diskussion aus, die Ala mit ihrer nächsten Frage beendete. »Hat jemals jemand die Vermutung geäußert, dass die Mag makammer, in die Sie gebohrt haben, nicht mit Lava von niedriger Dichte, sondern mit Luft gefüllt sein könnte?«
»Nicht dass ich wüsste«, erwiderte Suzanne. »Und im merhin war ich die wissenschaftliche Leiterin des Projekts.«
»Diese veralteten Ausreisehäfen hätten längst geschlossen werden müssen«, ereiferte sich eines der älteren Ratsmit glieder.
»Für gegenseitige Schuldzuweisungen ist jetzt nicht der rechte Zeitpunkt«, wies Ala ihn diplomatisch zurecht. »Wir sollten uns lieber um unsere gegenwärtigen Probleme kümmern.« Dann sah sie wieder Suzanne an und fuhr fort: »Zusammenfassend kann man also sagen, dass Sie während Ih res gesamten Berufslebens noch nie davon gehört haben, dass die Existenz einer Zivilisation unter dem Ozean für möglich gehalten wird, und Sie kennen auch keine dies bezüglichen Theorien?«
»Richtig«, stimmte Suzanne bei. »Es gibt lediglich die Mythen, die ich bereits erwähnte.«
»Dann haben wir noch eine letzte Frage«, fuhr Ala fort. »Wir machen uns zunehmend Sorgen um den mangelnden Respekt Ihrer Zivilisation gegenüber den Weltmeeren. Wie wir mitbekommen haben, wird das Problem zwar inzwi schen ausgiebig in Ihren Medien behandelt, doch die Ver schmutzung und die Überfischung haben trotzdem weiter zugenommen. Da wir zu einem gewissen Grad von der Un versehrtheit der Meere abhängig sind, fragen wir uns nun, ob Ihre Äußerungen zu diesem Thema nur Lippenbekenntnisse sind oder ob Sie sich wirklich bemühen, die Situation in den Griff zu bekommen.«
Suzanne seufzte. Ala hatte ein Thema angesprochen, das ihr selber sehr am Herzen lag. Sie wusste nur zu gut, dass die Wahrheit mehr als entmutigend war.
»Es gibt Menschen, die sich stark dafür engagieren, die Situation zu ändern«, erklärte sie.
»Ihre Antwort lässt den Schluss zu, dass die Mehrheit Ih rer Mitmenschen das Thema für unwichtig hält«, resümier te Ala.
»Da könnten Sie Recht haben. Aber diejenigen, die sich engagieren, treten ganz entschieden für eine saubere Um welt ein.«
»Dann ist der breiten Öffentlichkeit in Ihrer Kultur of fenbar nicht bewusst, was für eine wichtige Rolle die Ozeane für das gesamte Ökologiesystem der Erdoberfläche spie len. Wissen Ihre Mitmenschen denn nicht, dass Plankton für die Modulation von Sauerstoff und Kohlendioxid auf der Erdoberfläche sorgt?«
Suzanne merkte, dass sie rot wurde. Sie fühlte sich per sönlich für den schändlichen Umgang ihrer Mitmenschen mit den Weltmeeren verantwortlich. »Leider betrachten die meisten Menschen der zweiten Generation und die meisten Länder die Ozeane als eine unerschöpfliche Nahrungsquelle und behandeln die Meere zudem wie eine unbegrenzt auf füllbare Müllkippe.«
»Das ist wirklich traurig«, stellte Ala fest. »Und Besorgnis erregend.«
»Und eigennützig und kurzsichtig«, fügte Ponu hinzu.
»Sie haben vollkommen Recht«, stimmte Suzanne den beiden zu. »Meine Kollegen und ich tun unser Bestes, unse re Mitmenschen zum Umdenken zu bewegen. Es ist ein ständiger Kampf.«
»Nun gut«, sagte Ala und ließ sich von ihrem Stuhl glei ten. Als ihre Füße den Boden berührten, steuerte sie mit ausgestreckter und nach vorn gerichteter Hand auf Suzanne zu.
Suzanne hob ebenfalls die Hand und drückte ihre Hand fläche gegen die von Ala. Alas
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