Tauchstation
aus. Dann wandte er sich wieder Donald zu. »So viel zu meiner Ge schichte. Wie ist es Ihnen denn nun eigentlich ergangen? Sind Sie wirklich nach Interterra entführt worden? Falls ja, sind Sie die Ersten, von denen ich so etwas höre. Ich dachte, Sie seien in einen submarinen Vulkanausbruch geraten. So wurde es jedenfalls bei CNN berichtet, und daraus habe ich geschlossen, dass die Interterraner Sie wie uns gerettet haben.«
»Irgendeine Art Eruption hat es tatsächlich gegeben«, be stätigte Donald. »Aber ich glaube, sie diente nur als Tarnung, um uns ohne viel Aufhebens in einen der interterranischen Ausreisehäfen hinunterzuziehen. Jedenfalls ist unsere An kunft in Interterra auf keinen Fall höherer Gewalt zuzu schreiben. Wir wurden definitiv gekidnappt, und den Grund für die Entführung haben sie uns bis heute nicht genannt.«
Harvey ließ seinen Blick zwischen Donald und Michael hin und her schweifen. »Sie klingen nicht gerade begeistert, in Interterra gelandet zu sein.«
»Ich bin natürlich beeindruckt von all den Dingen, die es hier gibt«, entgegnete Donald. »Aber dass ich begeistert bin, hier zu sein, kann ich in der Tat nicht behaupten.«
»Hmm«, grummelte Harvey. »Alle anderen, die aus unserer Welt hier gelandet sind, waren quasi über Nacht be geisterte Interterra-Fans. Und wie sieht Ihr Freund die Sache?«
»Michael denkt darüber genauso wie ich«, versicherte Donald, während Michael schweigend nickte. »Wir mögen es nun einmal nicht, zu irgendetwas gezwungen zu werden, was auch immer am Ende dabei herauskommen mag. Aber was ist mit Ihnen, Harv?«
Harvey musterte Donalds Gesicht und nahm auch Michael noch einmal ins Visier, der sich gerade im Einklang mit dem eingespielten Gelächter über die Sitcom amüsierte. »Sie wollen mir allen Ernstes erzählen, dass Sie bei all den schönen Menschen um Sie herum und all den Partys nicht von Interterra begeistert sind?«
»Es ist, wie ich eben sagte – wir mögen es nicht, zu ir gendetwas gezwungen zu werden.«
»Und Sie wollen meine ehrliche Meinung hören?«
Donald nickte.
»Okay«, entgegnete Harvey. Er kam einen Schritt näher und gestand mit gedämpfter Stimme: »Sagen wir so: Wenn ich könnte, würde ich lieber heute als morgen nach New York City aufbrechen. Interterra ist so verdammt friedlich und perfekt, dass es einen normalen Menschen wahnsinnig macht.«
Donald musste grinsen. Der alte Mann sprach ihm aus der Seele.
»Hier unten passiert einfach nichts«, fuhr Harvey fort. »Tagein, tagaus immer das Gleiche. Nichts geht schief. Sie können sich nicht vorstellen, was ich dafür geben würde, ei nen Tag an der New Yorker Börse zu erleben. Ich brauche ab und zu ein bisschen Stress, damit ich spüre, dass ich noch lebe. Oder wenigstens alle Jubeljahre ein paar schlechte Nachrichten oder irgendwelchen Ärger, damit ich danach wieder zu schätzen weiß, wie schön das Leben sein kann.«
Michael streckte Donald seinen hochgereckten Daumen entgegen, doch Donald ignorierte ihn. Stattdessen fragte er Harvey, ob er von jemandem wisse, der Interterra je verlas sen hatte.
»Machen Sie Witze? Wir befinden uns tief unter dem gottverdammten Ozean! Das ist ein Fakt. Meinen Sie etwa, Sie können hier einfach so mir nichts, dir nichts wieder hinausspazieren? Wenn das möglich wäre, säße ich bestimmt nicht tagein, tagaus in dieser Kammer und würde nach einem Blick auf den Big Apple lechzen. Dann wäre ich längst dort und würde mir an der Stock Exchange die Hacken abrennen.«
»Aber die Interterraner verlassen doch gelegentlich ihre Welt«, gab Donald zu bedenken.
»Das stimmt. Aber die Ausreise- und Einreisehäfen wer den alle von der zentralen Informationsstelle überwacht. Außerdem sind die Interterraner auf ihren Erkundungsrei sen in ihre Luftschiffe eingeschlossen, und meistens entsen den sie sowieso nur Arbeiterklone. Die Interterraner sind extrem darauf bedacht, jeden Kontakt zwischen ihrer und unserer Welt zu vermeiden. Stellen Sie sich vor, ein paar un berechenbare Streptokokken würden ihren Weg hierher fin den. Für Interterra wäre das verheerend.«
»Klingt so, als ob Sie schon mal darüber nachgedacht hätten, wie man hier rauskommen könnte.«
»Natürlich habe ich das«, entgegnete Harvey. »Aber nur in meinen Träumen.«
Donald richtete sein Augenmerk auf die Fernsehbild schirme. »In diesem Raum fühlt man sich ziemlich eng mit der Welt auf der Erdoberfläche verbunden.«
»Aus dem Grund bin ich ja jeden Tag
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