Tauchstation
oben befördert worden war.
Das Ergebnis hatte sie geradezu umgehauen. Zum einen war der Stein extrem hart, doch als wahre Überraschung ent puppte sich sein Alter. Auf Grund der Nähe des Sea Mount Olympus zum Mittelatlantischen Rücken hatte sie damit ge rechnet, dass die Probe um die siebenhunderttausend Jahre alt sein musste. Doch stattdessen hatte ihre Analyse ergeben, dass der Stein etwa vier Milliarden Jahre alt war!
Wohl wissend, dass die ältesten bisher auf der Erdoberflä che oder dem Grund des Ozeans gefundenen Steine deut lich jünger waren, hatte Suzanne zunächst geglaubt, dass entweder das Gerät zur Bestimmung des Gesteinsalters de fekt war oder sie während der Analyse irgendeinen dummen Fehler begangen hatte. Da sie sich nicht lächerlich machen wollte, hatte sie die Ergebnisse lieber für sich behalten.
Dann hatte sie Stunden damit zugebracht, sämtliche Ge räte mit peinlicher Genauigkeit neu zu eichen, und die Ana lyse etliche Male wiederholt. Doch zu ihrer großen Überra schung waren die Ergebnisse im Wesentlichen immer gleich und unterschieden sich allenfalls um drei- oder vierhundert Millionen Jahre mehr oder weniger. Da sie immer noch überzeugt war, dass das Instrument nicht richtig funktio nierte, hatte sie Tad Messenger, den leitenden Laborassis tenten, gebeten, das Gerät nochmals zu eichen, doch auch nach der neuerlichen Analyse war das Ergebnis nur um ein paar Millionen Jahre von den vorherigen abgewichen. Su zanne wollte sich auch damit noch nicht zufrieden geben und fand sich damit ab, dass sie warten musste, bis sie wie der in L. A. war und die Probe dort mit den Geräten des Universitätslabors untersuchen konnte. In der Zwischenzeit hatte sie die Ergebnisse in ihrem Spind auf der Benthic Ex plorer versteckt. Obwohl sie sich um Zurückhaltung be mühte, war ihr Interesse am Sea Mount Olympus nach die sem mysteriösen Befund kaum noch zu bremsen.
»Es steht eine Thermoskanne mit heißem Kaffee bereit«, sagte Suzanne. »Wenn Sie wollen, hole ich Ihnen gern eine Tasse.«
»Ich glaube, es wäre mir lieber, wenn Sie die Kontroll instrumente nicht aus den Augen lassen«, bat Perry.
»Donald!«, schlug Suzanne vor. »Können wir nicht für einen Moment die Außenscheinwerfer einschalten?«
»Wir sind erst einhundertundfünfzig Meter tief«, maulte Donald. »Da gibt es doch nichts zu sehen.«
»Aber für Mr Bergman ist es der erste Tauchgang auf dem offenen Ozean«, erinnerte ihn Suzanne. »Ich finde, wir sollten ihm auch das Plankton zeigen.«
»Sagen Sie Perry zu mir«, warf Perry ein. »Was soll die ganze Formalität, wenn wir hier zusammengequetscht ho cken wie die Ölsardinen?«
Suzanne freute sich über Perrys Angebot und lächelte. Gleichzeitig fand sie es jedoch schade, dass er den Tauch gang offenbar ganz und gar nicht genoss.
»Donald«, wandte sie sich ein weiteres Mal an den U- Boot-Führer. »Bitte schalten Sie mir zuliebe die Scheinwer fer an!«
Donald beugte sich nach vorn und schaltete kommentar los die externen Halogenstrahler auf der Backbordseite an. Perry drehte den Kopf zur Seite und sah hinaus.
»Sieht aus wie Schnee«, stellte er fest.
»Es sind Trillionen individueller Plankton-Organismen«, erklärte Suzanne. »Da wir uns immer noch in einer epipelagischen Zone befinden, sind es wahrscheinlich vor allem Phytoplankton-Organismen oder Pflanzenplankton-Orga nismen, die eine Fotosynthese durchführen können. Zu sammen mit den blaugrünen Algen stellen diese Lebewesen den wichtigsten Bestandteil der gesamten Nahrungskette des Ozeans dar.«
»Freut mich«, murmelte Perry.
Donald schaltete das Licht wieder aus und stellte leise an Suzanne gewandt fest: »Bei der Begeisterung können wir uns die wertvolle Batterie auch sparen.«
In der anschließenden Dunkelheit sah Perry neben dem Boot gelbe Funken und leuchtende Blitze in gedämpftem Neongrün auftauchen und wieder verschwinden. Er fragte Suzanne, um was es sich handele.
»Biolumineszenz«, informierte Suzanne.
»Geht das Leuchten von dem Plankton aus?«, wollte Perry wissen.
»Durchaus möglich«, erwiderte Suzanne. »Falls ja, sind es wahrscheinlich Dinoflagellaten. Aber das Meeresleuchten kann auch von winzigen Krustentieren oder sogar von Fi schen verursacht werden. In dem Buch über Meeresflora und -fauna steckt in dem Kapitel über Biolumineszenz ein gelbes Lesezeichen.«
Perry nickte, machte jedoch keine Anstalten, das Buch zur Hand zu nehmen.
Das war wohl nichts, dachte Suzanne bedrückt.
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