Tauchstation
sich beim besten Willen nicht vorstellen, wie dort zehn Leute Platz finden sollten. Es sei denn, man quetschte sie wie Ölsardinen aneinander. Verstärkt wurde die beengte Atmosphäre dadurch, dass die Wände im vorde ren Teil des U-Boots vollständig mit Messinstrumenten, LCD-Anzeigen und Kippschaltern übersät waren. Es gab nicht einen Quadratzentimeter, der nicht mit einer Anzeige oder einem Knopf belegt war. In der Umgebung dieser zahlreichen elektronischen High-Tech-Instrumente wirkten die vier Bullaugen absolut winzig. Das einzig Positive war, dass die Luft sauber roch. Im Hintergrund hörte Perry das Summen eines Deckenventilators.
Donald führte Perry zu einem niedrig am Boden befestigten Sitz, der sich direkt hinter seinem eigenen auf der Back bordseite befand. Zur Erleichterung der Navigation gab es vor dem Platz des U-Boot-Kommandanten mehrere CRT-Monitore, deren zugehörige Computer virtuelle Bilder des Meeresbodens erstellen konnten. Per UKW-Funk nahm Do nald Kontakt zu Larry Nelson in der Tauchstation auf und be gann mit dem vor dem Abtauchen vorgesehenen Check der Ausrüstungsgegenstände und der elektronischen Systeme.
Perry hörte, wie über ihm mit einem dumpfen Geräusch und dem darauf folgenden unverkennbaren Klick die Luke geschlossen wurde. Ein paar Sekunden später kletterte auch Suzanne nach unten, wobei sie sich zu Perrys Überraschung wesentlich behänder anstellte, als er vermutet hätte. Sie musste für den Abstieg nicht einmal die beiden dicken Bü cher aus der Hand legen, die sie ihm, unten angekommen, in die Hand drückte.
»Die sind für Sie«, sagte sie. »Das dicke ist über ozeani sche Meeresflora und -fauna und das andere über Meeres geologie. Ich dachte, Sie würden das eine oder andere, das Sie gleich zu sehen bekommen, vielleicht gerne nachschla gen. Wir wollen schließlich nicht, dass Sie sich langweilen.«
»Sehr aufmerksam von Ihnen«, bedankte sich Perry. Su zanne konnte ja nicht ahnen, dass er viel zu viel Angst hatte, als dass er sich würde langweilen können. Er fühlte sich wie in einem Flugzeug kurz vor dem Start, wenn ihm immer siedend heiß bewusst wurde, dass die kommenden Minuten vielleicht seine letzten waren.
Suzanne ließ sich auf dem Sitz des zweiten U-Boot-Füh rers nieder, der sich steuerbord befand, und begann umgehend, Kippschalter umzulegen und Donald die Ergebnisse ihrer ausgeführten Tätigkeiten zuzurufen. Die beiden wa ren ein eingespieltes Team, so viel war auf den ersten Blick erkennbar. Als Suzanne sich in den Check mit einklinkte, er tönte in dem Raum der durchdringende Tauchalarm, der Perry sofort an die im Zweiten Weltkrieg spielenden U-Boot-Filme denken ließ.
Ihm lief ein weiterer Schauer über den Rücken. Er schloss die Augen für einen Moment und versuchte, nicht schon wieder an sein Kindheitstrauma zu denken – dem knappen Entrinnen vor dem Erstickungstod unter der Bett decke. Doch der Trick funktionierte nicht. Also sah er durch das Bullauge zu seiner Linken und zerbrach sich den Kopf darüber, warum ihn das Gefühl nicht losließ, die fal scheste Entscheidung seines Leben getroffen zu haben, in dem er sich auf diesen kurzen Tauchgang eingelassen hatte. Natürlich wusste er, dass seine Sorgen völlig unberechtigt waren. Schließlich war er von Profis umgeben, für die dieser Tauchgang reine Routine war. Zudem war die Oceanus absolut zuverlässig, umso mehr, als er gerade erst einen Hau fen Geld in eine gründliche Überholung investiert hatte.
Plötzlich fuhr er erschrocken zusammen. Direkt vor sei nen Augen war ein maskiertes Gesicht aufgetaucht. Er schrie entsetzt auf, doch dann sah er, dass er in das Gesicht eines der Besatzungsmitglieder blickte, die in voller Tauchmontur ins Wasser gegangen waren und sich an dem U-Boot zu schaffen machten. Kurz darauf entdeckte Perry noch weitere Taucher. Mit einstudierten Griffen lösten sie die Befestigungsleinen und bewegten sich wie in einem in Zeitlupe ablaufenden Un terwasserballett. Kurz darauf klopfte jemand von außen ge gen den Schiffsrumpf. Die Oceanus war vom Mutterschiff losgelöst.
»Klopfsignal erhalten«, sagte Donald ins Funkmikrofon. Er sprach mit dem Leiter des für die Zuwasserlassung des U-Boots zuständigen Teams, der sich auf dem Deck der Gillung befand. »Erbitte Erlaubnis, uns vom Mutterschiff zu entfernen!«
»Erlaubnis erteilt«, erwiderte eine geisterhafte Stimme.
Zusätzlich zu dem widerstandslosen Schaukeln, Schlin gern und Stampfen des U-Boots spürte Perry
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