Tauchstation
neben dem Kopf des Bohrlochs abgelegt war, fuhr sie die Schwenkarme wie der ein.
»Das wäre also erledigt«, nickte sie zufrieden und schal tete den Servomechanismus aus.
»Oceanus an Tauchstation«, sagte Donald in das UQC-Mi krofon. »Nutzlast abgeladen. Wie ist der Status der Taucher?«
»Kompression entspricht nahezu der Tauchtiefe«, ertönte Larrys Antwort aus den Lautsprechern. »Die Tauchglo cke geht in Kürze runter. Geschätzte Ankunftszeit am Mee resgrund in dreißig Minuten, plus/minus fünf Minuten.«
»Roger!«, entgegnete Donald. »Halten Sie uns auf dem Laufenden. Wir entfernen uns in Richtung Westen, um den Abgrund zu erkunden, den wir während unseres letzten Tauchgangs entdeckt haben.«
»Verstanden«, bestätigte Larry. »Wir informieren Sie, so bald die Tauchglocke von der Deck-Dekompressions kammer abgedockt wird. Dann geben wir noch einmal Be scheid, wenn die Glocke die Hundertfünfzig-Meter-Marke passiert, damit Sie ausreichend Zeit haben, in die entspre chende Position zu gehen.«
»Roger!«, wiederholte Donald und hängte auf. Dann um fasste er vorsichtig die Steuerknüppel und fuhr das Antriebs system auf fünfzig Ampere hoch. Er lenkte das U-Boot gekonnt vom Kopf des Bohrlochs weg und achtete darauf, die herabgelassene Bohrstange nicht zu beschädigen. Kurz da rauf glitt die Oceanus langsam über die seltsame Topografie der Kuppe des Guyots.
»Meiner Meinung nach sehen wir hier einen ursprüngli chen und völlig unberührten Bereich der Kruste des Erd mantels«, erklärte Suzanne an Perry gewandt. »Aber wie und warum die abgekühlte Lava diese polygonalen Forma tionen gebildet hat, ist mir ein Rätsel. Sie sehen fast ein biss chen aus wie überdimensionale Kristalle.«
»Mir gefällt die Vorstellung besser, dass wir es mit Atlan tis zu tun haben könnten«, entgegnete Perry, die Nase im mer noch gegen das Bullauge gepresst.
»Jetzt kommen wir gleich zu der Stelle, an der wir die Verwerfung entdeckt haben«, kündigte Donald an.
»Sie müsste direkt hinter der Säulenformation da vorne liegen, auf die wir zusteuern«, erklärte Suzanne.
Donald drosselte die Geschwindigkeit. Das U-Boot be fand sich unmittelbar über dem Grat der Säulenformation.
»Wahnsinn«, wunderte sich Perry. »Da geht es in der Tat steil nach unten.«
»Aber es ist gar keine Transversalverwerfung«, staunte Suzanne, als sie die Formation in ihrem ganzen Ausmaß überblicken konnte. »Wenn es überhaupt eine Verwerfung ist, dann ist es ein Graben. Wie man sieht, fällt die gegenüberliegende Seite genauso steil ab.«
»Und wie, bitte schön, hat man sich so einen Graben vorzustellen?«, fragte Perry.
»Ein Graben entsteht, wenn die mittlere Erdplatte im Vergleich zu den sie begrenzenden Platten in vertikaler Richtung abfällt«, erklärte Suzanne. »Aber ein derartiger Vorgang ereignet sich natürlich nicht auf der Kuppe eines Unterwasserberges.«
»Für mich sieht das aus wie ein großes rechteckiges Loch«, stellte Perry fest. »Ich schätze, es ist etwa fünfundvierzig Meter lang und fünfzehn Meter breit. Was meinen Sie?«
»Könnte in etwa stimmen«, erwiderte Suzanne.
»Ist ja wirklich unglaublich!«, begeisterte sich Perry. »Als ob irgendein Riese mit einem gewaltigen Messer einen Bro cken Gestein herausgeschnitten hätte wie ein Stück Frucht fleisch aus einer Wassermelone.«
Donald steuerte die Oceanus direkt über den Abgrund, sodass sie alle einen Blick nach unten werfen konnten.
»Ich kann keinen Grund erkennen«, stellte Perry beunruhigt fest.
»Ich auch nicht«, pflichtete Suzanne ihm bei.
»Unser Sonar ebenfalls nicht«, vollendete Donald und zeigte auf den entsprechenden Monitor. Es empfing kein Si gnal reflektierender Schallwellen. Es war, als ob die Oceanus über einem Abgrund ohne Boden schwebte.
»O Gott!«, brachte Suzanne hervor. Es verschlug ihr beinahe die Sprache.
Donald klopfte gegen den Monitor, doch es erschien kei ne Anzeige.
»Das ist ja wirklich äußerst seltsam«, murmelte Suzanne. »Ob das Gerät kaputt ist?«
»Keine Ahnung.« Donald runzelte die Stirn und änderte die Messeinstellungen.
»Moment mal!« Perry klang extrem angespannt. »Wollen Sie mich auf den Arm nehmen?«
»Schalten Sie das Seitenortungs-Sonar ein!«, schlug Su zanne vor, ohne auf Perrys Bemerkung einzugehen.
»Die Messergebnisse sind genauso seltsam«, meldete Do nald. »Sie können nicht stimmen; es sei denn, wir gehen da von aus, dass der Abgrund nur zwei oder drei Meter tief ist.
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