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Tauchstation

Titel: Tauchstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Ihre an fängliche Zuversicht, Perry in den Bann ziehen und für die Unterwasserwelt begeistern zu können, flaute deutlich ab.
    »Oceanus, bitte melden«, knarzte Larrys Stimme über die Lautsprecher. »Hier ist die Benthic Explorer. Schlagen Kurs änderung vor: zweihundertsiebzig Grad bei fünfzig Ampere für zwei Minuten.«
    »Roger«, bestätigte Donald und griff unverzüglich zu den Steuerknüppeln, um die Kursanpassung vorzunehmen. Dann änderte er die Stromleistung des Antriebspropellers auf die vorgeschlagenen fünfzig Ampere und notierte die entsprechenden Eintragungen auf seinem Klemmbrett.
    »Larry hat unsere Position festgestellt, indem er unser Pingsignal geortet und die am Bohrloch befindlichen Hydro fone als Bezugspunkt genommen hat«, erklärte Suzanne an Perry gewandt. »Da wir während des Abtauchens weiter vor ausfahren, erreichen wir den Grund direkt am Kopf des Bohr lochs. Wir gleiten quasi unmittelbar zu unserem Ziel hinab.«
    »Und was machen wir, bis die Taucher da sind?«, fragte Perry. »Sitzen wir dumm herum und drehen Däumchen?«
    »Wohl kaum«, lächelte Suzanne erneut, auch wenn es nicht mehr ganz von Herzen kam. »Wir holen den Bohrein satz und die Arbeitsgeräte aus dem Behälter und laden sie ab. Dann fahren wir noch mal an und erkunden die Umgebung. Dafür haben wir etwa zwanzig bis dreißig Minuten Zeit. Ich glaube, dieser Teil unseres Ausflugs wird Sie wirk lich begeistern.«
    »Ich kann es gar nicht erwarten«, grummelte Perry mit dem von Suzanne allmählich gefürchteten Sarkasmus. »Aber veranstalten Sie meinetwegen bloß nicht irgendwelche außerplanmäßigen Aktionen. Versuchen Sie also bitte nicht, mich zu beeindrucken. Sie haben mich schon genug beeindruckt.«
    Plötzlich veränderte sich das monotone Pingen des So nars. Das U-Boot näherte sich dem Meeresgrund, und das nach vorne ausgerichtete Kurzstreckensonar hatte soliden Kontakt. Auf dem kleinen Bildschirm waren der Kopf des Bohrlochs und die von oben hinuntergelassene Bohrstange zu sehen. Donald blies etwas Wasser aus den Ballastzellen, woraufhin das U-Boot seine Sinkgeschwindigkeit spürbar verringerte. Dann justierte er sorgfältig das variable Trimm zellensystem aus, bis das Boot einen neutralen Schwebe zustand erreichte.
    Während Donald eifrig Öl umpumpte, drehte Suzanne sich um und schaltete einen kleinen CD-Player ein. Das war Teil ihres ausgeklügelten Plans. Plötzlich wurde das Innere des U-Boots von Igor Strawinskys Rite of Spring erfüllt. Passend zum Ertönen der Musik schaltete Donald die Au ßenscheinwerfer ein.
    Perry riss verdutzt die Augen auf, als er aus dem Bullauge spähte. Der Planktonschnee war verschwunden und das eis kalte Wasser so klar, wie er es sich nie hätte vorstellen kön nen. Die Sichtweite betrug weit über hundert Meter, und was er sah, haute ihn förmlich um. Er hatte mit einer flachen, konturenlosen Ebene gerechnet, ähnlich dem Mee resgrund vor Santa Catalina Island, wie er es während seines ersten Tauchgangs mit der Oceanus erlebt hatte. Bestenfalls hatte er ein paar Seegurken erwartet, doch stattdessen brei tete sich vor seinen Augen eine geheimnisvolle Szenerie aus, die er sich im Traum nicht hätte ausmalen können: In alle Richtungen erhoben sich riesige, dunkle, säulenartige For mationen mit flachen Kuppen. Sie ragten stufenartig empor wie gefrorene Kolben eines überdimensionalen Motors. Die auffälligen Felssäulen erstreckten sich, so weit das Auge reichte, und wurden von langschwänzigen, großäugigen, träge im Wasser treibenden Fischen umkreist. Auf einigen Felsvorsprüngen trieben Seefächer und Seepeitschen ge schmeidig in der Strömung hin und her.
    »Mein Gott!«, hauchte Perry. Er war absolut fasziniert, wozu nicht zuletzt die dramatische Musik im Hintergrund beitrug.
    »Ein wirklich außergewöhnlicher Anblick, finden Sie nicht?«, fragte Suzanne. Vielleicht gab es ja doch noch Hoff nung. Immerhin hatte Perry eine erste viel versprechende Reaktion von sich gegeben.
    »Die Landschaft erinnert mich an eine alte Tempelanlage«, staunte Perry.
    »Mich erinnert sie eher an Atlantis«, schwärmte Suzanne. Sie war durchaus nicht abgeneigt, die Situation auf Gedeih und Verderb auszunutzen.
    »Stimmt!«, platzte Perry heraus. »Atlantis! Das ist ja un glaublich! Stellen Sie sich mal vor, man würde Touristen hier runterbringen und ihnen erzählen, dass sie vor sich das untergegangene Atlantis sehen! Das wäre wahrlich eine un erschöpfliche Goldgrube.«
    Suzanne

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