Tauchstation
erwidern.
Träume ich, oder erlebe ich das wirklich?, fragte sie sich immer wieder, während sie hinter Arak hertrottete. So un realistisch das alles auch sein mochte – der kühle Marmor unter ihren nackten Füßen und die seichte Brise, die ihr über die Wangen strich, konnten keine Sinnestäuschung sein. Jedenfalls hatte sie derart feine Gefühlsnuancen in ei nem Traum noch nie wahrgenommen, egal wie realistisch er auch gewesen sein mochte.
Sufa drehte sich zu Suzanne um. »Wie Sie sehen, werden Sie und Ihre Begleiter hier wie Stars empfangen. Menschen der zweiten Generation sind bei uns sehr beliebt. Sie sind so erfrischend und anregend. Ich warne Sie schon mal vor: Sie werden sehr gefragt sein.«
»Was meinen Sie mit ›Menschen der zweiten Generati on‹«, fragte Suzanne entgeistert.
»Sufa!«, wies Arak sie freundlich zurecht. »Vergiss nicht, was wir beschlossen haben! Wir wollen unsere Gäste diesmal langsam und mit Bedacht in unsere Welt einführen und nicht wieder alles so überstürzen, wie wir es früher getan haben.«
»Du hast ja Recht«, entgegnete Sufa und fügte an Suzanne gewandt hinzu: »Sie erfahren das alles zur rechten Zeit. Ich verspreche Ihnen, dass wir Ihnen all Ihre Fragen beantworten werden.«
Sie betraten eine große Veranda, die in eine gigantische unterirdische Höhle führte. Die Höhle war so riesig, dass die fünf das Gefühl hatten, im Freien zu sein. Obwohl kein Sonnenlicht hineinfiel, war es taghell. Die gewölbte Decke war hellblau wie der Himmel an einem diesigen Sommer tag. Ein paar kleine Wölkchen zogen träge mit der leichten Brise.
Die Veranda befand sich an der Seite eines Gebäudes, welches am äußeren Ende einer Stadt lag. Von der Balustrade überblickte man, so weit das Auge reichte, sanfte, friedli che Hügel, üppige Vegetation, Seen und ein paar nahe gele gene Dörfer. Die Häuser waren aus schwarzem Basalt gebaut und alle fein herausgeputzt. Was ihre Form anbelangte, so mischten sich die verschiedensten Typen: ge schwungene Gebäude, Kuppeln, Türme und klassische Säu lenhallen. Am Horizont erhoben sich auf weitläufigen Sockeln kegelförmige Berge, die fächerförmig zur Kuppel der riesigen Höhle emporragten und wie gigantische Stütz pfeiler aussahen.
»Würden Sie bitte so freundlich sein und einen Moment warten?«, bat Arak seine Gäste. Kurz darauf sprach er mit sanfter Stimme in ein winziges Mikrofon, das zu einem an seinem Handgelenk angebrachten Instrument gehörte.
Die fünf »Menschen der zweiten Generation« waren von der unerwarteten Schönheit und den atemberaubenden Dimensionen des unterirdischen Paradieses wie verzaubert. Was sich ihnen hier bot, hätten sie sich in ihren kühnsten Träumen nicht ausgemalt. Sogar die beiden Taucher waren sprachlos.
»Wir warten auf ein Hovercraft«, erklärte Sufa.
»Sind wir in Atlantis?«, fragte Perry ungläubig.
»Nein«, erwiderte Sufa leicht pikiert. »Wir sind nicht in Atlantis. Diese Stadt heißt Saranta. Atlantis liegt östlich von hier. Aber Sie können es nicht sehen. Es liegt hinter den Säulen dahinten. Sie stützen die Oberflächenerhebungen, die Sie die Azoren nennen.«
»Dann existiert Atlantis also wirklich?« Perry war total perplex.
»Selbstverständlich«, erwiderte Sufa. »Aber ich persön lich finde Atlantis nicht annähernd so schön wie Saranta. Es ist eine junge Stadt voller unverschämter Emporkömmlinge, wenn Sie mich fragen. Aber Sie können sich ja dem nächst selbst ein Bild machen.«
»Es kann losgehen!«, rief Arak, als am unteren Treppenabsatz beinahe geräuschlos ein gewölbtes, untertassenähnliches Gefährt auftauchte. Es hatte sich so leise genähert, dass nur diejenigen, die zufällig in die entsprechende Richtung gesehen hatten, es bemerkt hatten.
»Tut mir Leid, dass es so lange gedauert hat«, entschul digte sich Arak. »Aus irgendeinem Grund muss die Nachfra ge zurzeit ungewöhnlich groß sein. Bitte, nach Ihnen.« Er deutete hinab auf eine offen stehende Einstiegsluke, die sich an der Seite der fliegenden Untertasse wie durch ein Wunder aufgetan hatte.
Sie stiegen die Treppe hinunter und betraten das Fahrzeug, das regungslos etwa einen Meter über dem Boden schwebte. Es hatte einen Durchmesser von ungefähr drei Metern und eine durchsichtige, abgerundete Kuppe in der Art eines UFOs, falls man den hinlänglich bekannten Darstellungen derselben in den an Supermarktkassen ausliegen den Boulevardblättchen Glauben schenken wollte. Im Inne ren gab es eine
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