Tauchstation
zu flimmern, während in rasanter Geschwindigkeit die Bildsequenzen vorbeiblitzten. Diesmal dauerte die Suche wesentlich länger.
Suzanne zupfte Perry am Arm und beugte sich zu ihm hinüber. »Ich glaube, die Bilder sind echt.«
»Das glaube ich auch«, entgegnete Perry. »Können Sie sich vorstellen, was für ein irrsinniges Know-how dahinter stecken muss?«
»Ich denk zurzeit weniger an das Know-how als viel mehr daran, dass dieser Ort, an dem wir uns befinden, wirk lich real zu sein scheint«, flüsterte Suzanne. »Wir träumen nicht.«
»Ah!«, murmelte Arak. »Die Suchmaschine hat etwas ge funden. Die Aufnahme ist vor etwa fünfundzwanzigtausend Jahren entstanden.« Während er sprach, verlangsamte sich die Bildfolge und stoppte.
Die Aufnahme zeigte denselben Felsvorsprung, jedoch ohne die Burg. Der obere Bereich des Hügels bestand zum größten Teil aus einem Steilhang, der in der Mitte hohl war und eine flache Höhle bildete. Vor dem Eingang der Höhle hockte eine Gruppe Neandertaler. Sie trugen Felle und arbeiteten mit primitiven Werkzeugen.
»Sieht so aus, als ob die Aufnahme tatsächlich an dersel ben Stelle gemacht worden wäre«, stellte Perry fest.
Sie beobachteten gebannt, wie die häusliche Szene he rangezoomt und aus nächster Nähe erkennbar wurde.
»Das Bild ist absolut klar«, fügte Perry hinzu.
»Das liegt daran, dass wir uns zu jener Zeit noch keine Gedanken darüber machen mussten, ob unsere Raum sonden gesehen wurden«, erklärte Arak. »Wir konnten ohne Probleme auf etwa dreißig Meter heruntergehen und das Verhalten der Lebewesen beobachten.«
Sie starrten auf die Leinwand und beobachteten einen Neandertaler, der sich sein Fell kratzte. Plötzlich richtete er sich auf und sah nach oben. Sein animalisches Gesicht ver zog sich zu einer verständnislosen Grimasse; gleichzeitig klappte vor Staunen und Angst seine Kinnlade herunter. Die Nahaufnahme war so klar, dass sogar seine riesigen Eck zähne genau zu erkennen waren.
»Hier sehen Sie ganz deutlich, dass der Neandertaler unser ferngesteuertes Antigravitationsschiff entdeckt hat«, er klärte Arak. »Der arme Teufel denkt wahrscheinlich, dass ihm die Götter einen Besuch abstatten.«
»Das ist ja unglaublich!«, staunte Suzanne. »Sehen Sie nur – jetzt versucht er, seine Gefährten dazu zu bringen, nach oben zu blicken.«
»Ihr Sprachvermögen war sehr eingeschränkt«, erklärte Arak. »Aber zur Zeit der Neandertaler lebte in derselben Gegend noch eine andere Unterart der Menschenrasse, der Cromagnon-Mensch. Dessen Sprache war schon wesentlich weiter entwickelt.«
Der Neandertaler gab grunzende Geräusche von sich und sprang auf und nieder, während er aufgeregt auf die Ka mera zeigte. Bald starrte die ganze Gruppe gen Himmel. Etliche Frauen schnappten sich schnell ihre Babys und ver schwanden in der Höhle, andere kamen herausgestürzt.
Ein besonders mutiger Mann bückte sich, hob einen Stein in der Größe eines Hühnereis auf und schleuderte ihn in die Luft. Das Geschoss näherte sich der Kamera und flog seitlich an ihr vorbei.
»Kein schlechter Wurf«, lobte Michael. »Der Typ würde sich glatt als Mittelfeldspieler bei den Red Sox eignen.«
Arak berührte das Schaltpult und blendete das Bild aus. Die Raumbeleuchtung ging wieder an, und die Anwesen den lehnten sich in ihren Sitzen zurück. Arak und Sufa lie ßen ihren Blick durch den Raum schweifen. Den fünf Gästen von der Erdoberfläche hatte es die Sprache verschlagen, diesmal sogar Richard.
»Von wann ist diese Aufnahme in etwa?«, fragte Perry schließlich.
Arak warf einen Blick auf sein Pult. »Nach Ihrem Kalen der wurde sie am 14. Juli 23.342 vor Christus gemacht.«
»War es Ihnen denn völlig egal, dass die Neandertaler Ihr Kameravehikel gesehen haben?«, fragte Suzanne. Das Gesicht des zu Tode erschrockenen Neandertalers verfolgte sie noch immer.
»Nein«, gestand Arak. »Wir begannen damals, uns Sorgen zu machen, dass wir womöglich eines Tages entdeckt werden würden. Der konservative Flügel unserer Gemeinschaft zog sogar in Erwägung, lernfähige Wesen mit Be wusstsein gänzlich von der Erdoberfläche zu eliminieren.«
»War Ihre Sorge denn begründet?«, wunderte sich Perry. »Die Menschen waren doch noch extrem primitiv.«
»Wir wollten auf keinen Fall entdeckt werden«, erklärte Arak. »Wie Sie wissen, war Ihre Zivilisation vor fünfund zwanzigtausend Jahren noch so unentwickelt, dass in dieser Hinsicht keinerlei Gefahr bestand. Aber uns war
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