Taumel der Gefuehle - Roman
gelacht, mein Liebes?«, fragte sie besorgt. »Vergnügt? Heiter? Fassungslos? Oder war es die Art Lachen, um eine Kränkung zu überspielen? Das geschieht häufig, wenn man sich nicht schnell genug fasst, um eine schlagfertige Antwort zu geben.«
Elizabeth schüttelte den Kopf. »Überhaupt nicht. Ich war nicht gekränkt, ehrlich gesagt fand ich es sogar höchst amüsant. Du wirst doch wohl zugeben müssen, dass es äußerst ungewöhnlich ist, wenn einem so etwas derart unverblümt an den Kopf geworfen wird.«
»Äußerst ungewöhnlich«, pflichtete Lady Battenburn ihr bei. Sie nippte an ihrem Tee. »Herrje, er ist zu heiß!« Nachdem sie sich mehr Milch eingegossen hatte, wandte sie ihre ganze Aufmerksamkeit wieder Elizabeth zu, die die Baronin mit einem scharfen Blick bedachte. »Er schien dir heute Nachmittag sehr wohlgesonnen zu sein. Harrison machte mir gegenüber genau dieselbe Feststellung, als wir zum Haus zurückgingen.«
»Das will nichts heißen.« Am liebsten hätte sich Elizabeth vor Louises wissendem Lächeln verkrochen. »Du und der Baron dürft der Angelegenheit nicht zu viel Bedeutung beimessen. Lord Northam hat lediglich versucht, den Diebstahl meines Stilllebens wiedergutzumachen.«
»Für diesen Fehltritt hätte eine einfache Entschuldigung ausgereicht«, stellte Louise fest. »Ich fand es sehr romantisch, wie er dich ans Ufer trug. Man könnte fast sagen, dass er dich auf Händen getragen hat.«
»Mach dir nicht zu große Hoffnungen.«
»Aber er hat dich auf Händen getragen.«
»Lediglich im wörtlichen Sinn. Und ich kann dir versichern, Louise, dass ich nicht mein Herz an ihn verloren habe.«
Die Baronin stieß ein Seufzen aus. »Wie schade!« Sie ließ den Blick auf Elizabeths Füße sinken. »Mir ist aufgefallen, dass du heute Nachmittag sehr heftig gehumpelt hast. Waren die Schmerzen stark?«
Elizabeth antwortete nicht sofort. »Das weißt du. Meine Rückenschmerzen sind...« Sie hielt inne, da das Klagen nichts nutzte. An manchen Dingen ließ sich nichts ändern.
»Du wirst doch die Übungen für deine Hüfte machen, die dir empfohlen wurden?«
»Ja.« Die Antwort kam ein wenig zögerlich. »Und die für den Rücken auch, du musst also gar nicht erst danach fragen.« Louise hob eine Braue. »Dein Tonfall ist ein wenig scharf, mein Liebes. Ich habe mich nur nach deiner Gesundheit erkundigt.«
»Bitte«, flüsterte Elizabeth, wobei sie die Augen schloss. Sie lehnte den Kopf an den Ohrensessel und versuchte sich zu beruhigen, was ihr schwerer fiel als sonst. »Ich kann das heute Abend nicht. Können wir von etwas anderem sprechen?«
»Gewiss.«
Elizabeth öffnete ein Auge und betrachtete die Baronin skeptisch. Louises Antwort war absichtlich so kurz ausgefallen, und Elizabeth Penrose ließ sich nicht zum Narren halten. »Tu nicht so, als hätte ich auf deinen Gefühlen herumgetrampelt.« Louise zuckte elegant die Schultern und trank einen Schluck Tee. Sie sagte nichts.
Seufzend hob Elizabeth ihre eigene Tasse und nippte daran. »Also gut«, meinte sie schließlich. »Bitte verzeih
meine Schroffheit. Ich wollte dich nicht verletzen.« Eigentlich wollte Elizabeth nichts weiter, als sich in ihr eigenes Schlafgemach zurückzuziehen. Es war jedoch die Angewohnheit der Baronin, vor dem Zubettgehen die wichtigen Ereignisse des Tages zu besprechen. Louise hatte in dieser Beziehung eine geradezu unerschöpfliche Ausdauer und liebte es, sich an den Intrigen und kleinen Streitereien zu weiden, die bei einem solchen Treffen der Oberschicht unausweichlich waren.
Innerlich verkrampfte Elizabeth sich. »Was möchtest du außerdem noch wissen, Louise?«
Höchst zufrieden lächelte die Baronin. »Hast du es genossen, dass der Earl dir den Hof machte?«
»Die Zeit, die wir zusammen verbrachten, war kurz, aber ja, ich habe es tatsächlich genossen.«
»Dann hast du dich also nicht unwohl gefühlt? Ich habe gehört, dass er einigen jungen Frauen Unbehagen einflößt.«
Schmunzelnd wies Elizabeth auf das Offensichtliche hin. »Ich bin keine junge Frau.«
»Du bist aber auch keine alte Jungfer, meine Liebe.« Louise hob eine Hand, um Elizabeth von einer Antwort abzuhalten. »Keine Sorge, ich wechsle das Thema. Was weißt du über seinen Freund Mr Marchman?«
»Ich wollte dich gerade genau dasselbe fragen. Du hast seinem Kommen persönlich zugestimmt.«
»Ich hatte keine andere Wahl. Seine Lordschaft bat mich um diesen Gefallen, den ich ihm natürlich nicht abschlagen konnte. Mr Marchman
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