Taumel der Gefuehle - Roman
wart?«
Abwesend schüttelte North den Kopf. »Elizabeth?«, rief er erneut, ohne eine Antwort zu erhalten. »Seid Ihr sicher, dass sie hier ist?«
»Natürlich. Ich sah, wie sie hineinging.«
Während North zur Bücherwand schritt, sagte er zum dritten Mal Elizabeths Namen. Die Regale begannen sich in seine Richtung zu drehen, und Northam blieb stehen. Elizabeth erschien in der Geheimtür. Ihr Gesicht war außerordentlich blass, und er bemerkte das Zittern ihrer Hände, bevor sie die Arme schützend vor der Brust verschränkte. »Was ist das für ein Raum?«, fragte North.
»Die Privatbibliothek des Botschafters«, flüsterte Elizabeth.
»Was hast du dort drinnen getan? Louise meinte, dir ginge es nicht so gut und du wärst hierher gekommen, um etwas Ruhe zu finden.«
»Ich|... ich war|...« Sie berührte ihre Schläfe und schloss für einen Moment die Augen. »Kopfschmerzen. Nichts weiter. Der Ballsaal war so überfüllt, und ich konnte die Stimmen nicht länger ertragen.«
Battenburn stieß laut die Luft aus. »Elizabeth, meine Liebe, dein Mann scheint nicht überzeugt zu sein. Ich an seiner Stelle wäre es genauso wenig. Vielleicht solltest du ihm die Wahrheit sagen.«
Ihre Augen durchbohrten Battenburn. »Warum bist du hier?«
»Um dich aufzuhalten«, entgegnete der Baron. »Louise versicherte, du würdest heute Abend nichts unternehmen, aber ich hatte meine Zweifel.«
Überrascht blickte Northam von Elizabeth zu Battenburn und zurück zu seiner Frau. »Was genau meint er, Elizabeth?«
Sie blieb ihm eine Antwort schuldig und sah den Baron flehend an. »Tu das nicht«, bat sie eindringlich. »Es ist nicht nötig.«
Battenburn zuckte die Schultern. »Zeig ihm, was du hast, Elizabeth. Erzähl deinem Gatten, wer du bist.« Als Elizabeth sich nicht rührte, ging Harrison auf sie zu. »Du hast sie nicht zurückgelegt, oder?«
Elizabeth gab vor, ihn nicht verstanden zu haben. »Wie bitte?«, flüsterte sie schwach. »Was soll ich zurückgelegt haben?«
»Was auch immer du gestohlen hast. Du trägst es immer noch bei dir, nicht?«
Verängstigt wich Elizabeth zurück, da Battenburn den Arm ausstreckte. Ohne nachzudenken glitt ihre eigene Hand beschützend zu ihrer Brust.
Mit einem einzigen Schritt war North zwischen ihnen. »Wagt es ja nicht, sie anzufassen!«
Battenburn zögerte, dann senkte er bedächtig den Arm. »Zeig es ihm, meine Liebe. Louise und ich können dich nicht dein ganzes Leben vor ihm beschützen.«
»Elizabeth?« Northams dunkle Brauen zogen sich zusammen. »Ich verliere langsam die Geduld. Was ist hier los?«
Tränen rannen ihr die Wangen hinab. Sie zitterte wie
Espenlaub. »Bitte«, wimmerte sie. »Ich kann es erklären.«
Northam konnte keine Sekunde mehr warten. Seine Finger glitten in ihr elfenbeinfarbenes Kleid. Er spürte, wie Elizabeth den Atem anhielt, während ihr Herz wie wild pochte. Dann konnte er das Geschmeide fassen, das sie vor ihm zu verbergen versucht hatte. Zögernd holte er die Perlen aus ihrem Dekolletee hervor.
Elizabeth starrte auf Northams geöffnete Handfläche, die sich langsam um die Kette schloss. Ihre Lippen öffneten sich, doch sie gab keinen Laut von sich.
»Da du noch immer die Diamanten deiner Mutter trägst«, meinte Northam, »darf ich davon ausgehen, dass diese Halskette nicht dir gehört.« Er warf ihr einen durchdringenden Blick zu. »Nun?«
Battenburn stützte sich mit der Hüfte auf dem Schreibtisch des Botschafters ab und verschränkte die Arme. »Das sollte eigentlich klar sein, Northam. Sie hat sie gestohlen. Sag es ihm, Elizabeth!«
North wartete einen Augenblick, doch statt den Vorwurf zu bestreiten, schwieg sie hartnäckig. »Er spricht die Wahrheit, nicht wahr? Du hast sie gestohlen?«
Sie nickte kaum merklich.
Battenburns blaue Augen verharrten auf Elizabeth, aber es war Northam, an den er sich wandte. »Sie ist der Gentleman-Dieb. Das wird sie Euch bestätigen, sobald sie wieder bei Verstand ist.«
»Der Gentleman-Dieb?« Ungläubig schüttelte Northam den Kopf. »Ihr müsst scherzen, Battenburn. Der Dieb kann sich durch ein Fenster im Dachboden Einlass in ein Haus verschaffen, und ich muss meiner Frau sogar gelegentlich beim Treppensteigen behilflich sein.«
Battenburns Gesichtsausdruck veränderte sich nicht. »Leider ist es kein Scherz, Northam. Sie stahl Lord Southertons Schnupftabakdose. Natürlich bestanden Louise und ich darauf, dass er sie zurückerhielt und benutzten die Schatzsuche, um es zu bewerkstelligen. Da wir
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