Taumel der Gefuehle - Roman
dachte, ich hätte zu große Angst, ein zweites Mal schwanger zu werden oder als Mutter erneut zu versagen. Auf Stonewickam verstand ich allerdings, dass ich mich die ganze Zeit über bestrafte.«
Northams Lächeln war zärtlich. Er drückte Elizabeths Handinnenfläche gegen seinen Mund und küsste sie liebevoll. »Dann sollten wir so bald wie möglich damit beginnen, einen Erben zu zeugen«, meinte er schelmisch.
Fünfzehntes Kapitel
Elizabeth strahlte. Die Gäste des Botschafters bemerkten das Leuchten in ihrem Gesicht, als North sie zur Tanzfläche geleitete. Die Herzoginwitwe von Northam vernahm von allen Ecken des Saales das Gerücht, dass ihre Schwiegertochter guter Hoffnung sei, was sie weder bestätigen noch verneinen wollte, obwohl sie vermutete, Elizabeth sei einfach nur glücklich.
Gekonnt wirbelte Northam seine Frau zur Musik durch den Raum. Ihr schönes Gesicht war zu ihm emporgereckt, eingetaucht in Kerzenlicht, das von den Leuchtern herabschien. »Du solltest mich nicht so ansehen. Dieser Abend könnte schneller enden, als er begonnen hat. Der Botschafter ist Franzose, vergiss das nicht. Er würde unseren übereilten Aufbruch nachvollziehen können.«
Elizabeth konnte ein vergnügtes Lächeln nicht unterdrücken. »Und du hättest mich nicht dazu überreden dürfen, ein zweites Glas Wein zu trinken, bevor wir von zu Hause fortfuhren.«
»Bist du nüchtern genug, um weiter zu tanzen?«
Sie nickte. »Ich wollte dich nur aufziehen. Mach dir keine Sorgen. Alles wird so geschehen, wie du und der Oberst es geplant habt.«
»Verdammt, Elizabeth.«
»Mach kein finsteres Gesicht. Die Menschen reden sonst.«
Northams Arme drückten sie fester an sich, und er versuchte, weniger bedrohlich auszusehen. »Es wäre besser gewesen, wenn ich ein zweites Glas gehabt hätte«, raunte er ihr leise ins Ohr. Sehnsuchtsvoll blickte er zu der Menschenmenge, die sich um die Bowle versammelt hatte.
Die Klänge der Musik wurden lauter und dann wieder leiser, als Elizabeth und Northam den Ballsaal entlangtanzten. Die Pfauenfeder in ihrem beigefarbenen Turban wippte hin und her, sobald Elizabeth sich drehte. Goldene Fäden, die in ihr Kleid eingewoben waren, glänzten im Schein der Fackeln und Kerzen. Der Fächer aus Elfenbein, der von ihrem Handgelenk baumelte, schaukelte bei jeder Bewegung. Trotz ihres Humpelns war Elizabeth leicht und geschmeidig in Northams starken Armen.
»An was denkst du?«, wollte er wissen.
Sie zögerte keinen Moment. »Dass ich frei sein werde. Wenn alles nach Plan läuft, werde ich endlich frei sein!«
North nickte, und da er nichts erwiderte, fuhr sie ernst fort. »Es wird alles gut gehen«, betonte sie, obwohl unklar war, ob sie sich selbst Mut zusprechen wollte oder sich von Northam Zuversicht erhoffte. »Der Oberst. Du. Die letzten zwei Wochen habt ihr so viel vorbereitet, dass nichts dem Zufall überlassen wurde.«
»Man kann nicht alles im Vorhinein wissen und alle Eventualitäten ausschließen«, entgegnete er ruhig. Nervös machte Elizabeth einen falschen Schritt und wäre beinahe gestolpert, hätte Northam sie nicht fester an sich gezogen. Er beugte sich zu ihr und flüsterte ihr sanft ins Ohr: »Ich sage das nicht, um dein Vertrauen zu zerstören, sondern um deine Achtsamkeit zu erhöhen.«
Elizabeth nickte kurz. »Du wirst nachvollziehen können,
dass ich dir im Moment für deine Worte nicht danken kann«, erwiderte sie erschöpft.
»Kinn hoch«, wies er sie an. »So ist es besser. Und nun lächeln. Habe ich dir bereits erzählt, dass ich heute Abend mit dir schlafen werde? Vielleicht werde ich sogar schon in der Kutsche über dich herfallen. Denk einfach daran.«
Sie stieg ihm auf den Fuß. »Und denk daran !«
Lächelnd schwebten sie weiter über die Tanzfläche. North führte sie genau in dem Moment an das Ende des Ballsaals, als die letzten Klänge des Walzers verebbten. Sofort wurden sie von einem Pulk glitzernder Gästen willkommen geheißen. Geschickt manövrierte North seine Frau zu einem der freien Sessel. Zum ersten Mal war sie dankbar, ihr körperliches Gebrechen zum Vorwand nehmen zu können, sich hinsetzen zu dürfen. »Soll ich dir etwas zu Trinken bringen?«, fragte er.
»Ratafia.« Sie lachte, als North das Gesicht verzog, um seine Abscheu gegen den süßen Fruchtlikör zum Ausdruck zu bringen. »Auch ich mag ihn nicht besonders«, gab sie leise zu. »Auf diese Weise kann ich sicherstellen, einen klaren Kopf zu behalten.«
Mit einer leichten Verbeugung
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