Taumel der Gefuehle - Roman
glaubten, man könne sie jederzeit erwischen, ersann Louise eine Geschichte, um den Verdacht von ihr zu lenken.«
Elizabeth schüttelte den Kopf. Ihre Augen blickten beschwörend zu Northam. »Er lügt. Louise täuschte den Diebstahl ihrer eigenen Kette vor, um den Verdacht von sich selbst zu lenken.«
Northams Augen wurden zu Schlitzen. »Dann wusstest du, dass es Betrug war.«
»Ich... ich wusste...«
Battenburn unterbrach sie mit einem langen Seufzen. »Es war Elizabeth, die die Halskette meiner Gattin stahl und sie in Eurem Koffer versteckte.«
»Das ist nicht wahr, North«, entfuhr es Elizabeth. »Das schwöre ich!«
Bedächtig fuhr North mit dem Zeigfinger über die Perlen. »Dann erklär mir das hier, Elizabeth.«
Hilfe suchend blickte sie zu Battenburn. »Sag ihm, warum ich es tue«, fauchte sie. »Sag ihm, dass du mir den Auftrag gabst, die Kette zu stehlen.«
Battenburns Gesichtszüge waren mitleidvoll. »Elizabeth«, sagte er sanft, »du bist völlig überspannt. Leg die Kette zurück, und wir werden nicht mehr darüber sprechen.«
»Sie zurücklegen? Aber ihr habt mich doch...«
North nahm Elizabeths Handgelenk und öffnete gewaltsam ihre geballte Faust. Dann gab er ihr die Perlen. »Leg sie zurück. Jetzt. Bevor jemand kommt.«
Mit tränenerstickter Stimmer wandte sich Elizabeth an ihren Gatten und sah ihm tief in die Augen. »Das sind alles Lügen, North. Ich kann es nicht deutlicher ausdrücken. Wenn ich eine Diebin bin, dann hat er mich dazu gemacht.«
Battenburn hob beschwichtigend die Hand. »Ich denke, liebe Elizabeth, dass dein Ehemann eher geneigt sein wird, meiner Version der Geschichte zu glauben. Er hatte dich wahrscheinlich sowieso schon im Verdacht.«
Northam gab keine Antwort. Stattdessen schob er Elizabeth in den angrenzenden Raum. Sein Verhalten ließ keine weitere Diskussion zu.
Während sie die Kette fest an sich gepresst hielt, wirbelte sie herum und verschwand rasch in der Privatbibliothek des Botschafters. North und Battenburn folgten ihr und beobachteten sie vom Türrahmen aus.
Northam trat einen Schritt beiseite, um Elizabeth wieder in den größeren Raum einzulassen und schloss die Geheimtür hinter ihr, die man nun inmitten der anderen Regale nicht mehr erkennen konnte. Einen Moment lang betrachtete er die Bücherrücken, bevor er sich zu Battenburn drehte. »Was sollen wir nun machen?«, fragte er schlicht.
Mit diesen wenigen Worten hatte sich Northam für eine Version der Geschichte entschieden. Battenburn überging Elizabeths kurzes Seufzen über den Verrat ihres Mannes. Der Baron antwortete in dem gleichen müden Tonfall, wie North ihn gerade angeschlagen hatte. »Man muss sie vor sich selbst schützen«, entgegnete er.
Northam verhielt sich stoisch, seine kobaltblauen Augen gaben keine seiner Emotionen preis. »Darf ich Euch
morgen einen Besuch abstatten?«, wollte er wissen. »Ihr müsst zugeben, dass es viel zu besprechen gibt.«
Battenburns Zustimmung war huldvoll. »Natürlich. Ich hoffe, Ihr versteht, dass es keine weniger dramatische Möglichkeit gab, Euch mit den Tatsachen vertraut zu machen. Ohne Beweise hättet Ihr uns sicherlich keinen Glauben geschenkt.« Er verbeugte sich kurz, seine Gesichtszüge waren zurückhaltend und demütig. »Es tut mir Leid, Northam.« Ohne Elizabeth eines Blickes zu würdigen, verschwand der Baron.
Verzweifelt sah Elizabeth zu North. Keiner von beiden gab einen Laut von sich, aus Angst, dass sogar ein Flüstern sie verraten könnte. Elizabeths elfenbeinfarbenes Satinkleid raschelte, als sie sich niedersetzte. North presste seine Finger gegen die Schläfe und massierte sie, da er stechende Kopfschmerzen hatte.
»Wir werden uns von unserem Gastgeber verabschieden«, schlug North schließlich vor.
Elizabeth nickte. Auch sie wollte fort von diesem Ort. »Ich benötige nur einen Moment, um mich zu fangen.« Ein kleines entschuldigendes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. »Mir ist übel.«
In der Kutsche drehte sich Northam leicht zu Elizabeth. Ihre dichten Wimpern warfen dunkle Schatten auf ihre Wangenknochen. Sie schien ihre Finger zu mustern, doch North wusste, dass sie immer noch über die Begegnung mit Battenburn nachdachte.
Sobald Elizabeth das Gesicht hob, umschloss North ihre Wangen mit seinen Händen und senkte den Kopf. Seine Lippen berührten die ihren, zuerst zärtlich, dann mit immer größerer Leidenschaft. Als er den Kuss
schließlich löste, verharrte er trotzdem knapp vor ihrem Antlitz. »Du
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