Taumel der Gefuehle - Roman
auf Dächer und benötige keine Tanzpartner, was vielleicht ein Glücksfall ist, da mein Tanzlehrer sehr unzufrieden mit meinem Können war. Es ist allerdings wichtig für mich, dass mich meine Ängste nicht davon abhalten zu reiten, und dafür bin ich dankbar.«
»Ebenso wie ich, Lady Elizabeth. Ihr seid eine bewundernswerte Reiterin!« Eastlyns Kompliment war keine höfliche Floskel, sondern kam von ganzem Herzen. Obwohl er nur die Wahrheit sagte, spürte Elizabeth, wie sie errötete. »Dann ist dies wohl die Gelegenheit, meinen Shilling zurückzugewinnen!« Ohne weitere Vorwarnung
schossen sie und Becket wie der Blitz in Richtung der Ställe.
Lady Battenburn lag entspannt in der Badewanne, den Kopf hatte sie auf einem gefalteten Handtuch abgestützt. Mit geschlossenen Augen ließ sie sich vom heißen Dampf über das Gesicht streicheln. Ihre zarte Haut schimmerte im Kerzenlicht wie vom Morgentau benetzte Rosenblätter.
»Ich habe bemerkt, dass deine Tanzkarte heute Abend voll war«, sagte die Baronin süffisant. »Das ist ein gutes Zeichen.«
Elizabeth saß in demselben Ohrensessel, den sie auch in der vergangenen Nacht belegt hatte. »Es ist ein Zeichen dafür, dass sie mich bemitleiden«, entgegnete sie verärgert. »Am Nachmittag habe ich Eastlyn die Geschichte meines Unfalls erzählt. Lord Northam und Southerton hörten ebenfalls zu, darum lese ich nicht zu viel in ihre Aufmerksamkeit mir gegenüber hinein.«
Die Baronin machte eine verächtliche Handbewegung und erwiderte: »Es waren nicht nur diese drei, die dir ihre Aufwartung machten. Nun, du tanztest mit Rutherford, Lord Heathering, Framingham, und...« Sie machte eine kurze Pause. »Ich werde deine Tanzkarte noch einmal ansehen müssen, um mein Gedächtnis aufzufrischen.«
»Die anderen haben mich nur zum Tanz aufgefordert, da sie Eastlyns Beispiel gefolgt sind. Ich habe dies auch Lord Northam gesagt, aber er wollte nichts davon wissen.«
»Das überrascht mich nicht, da dein Kommentar beinahe eine Beleidigung ist.« Nachdenklich legte Louise einen
Finger an den Mund. »Es ist zu schade, dass uns Eastlyn bereits am Freitag verlässt. Ich bin untröstlich über seine vorzeitige Abreise. Er wird die Schatzsuche verpassen, und nachdem ich Euch zusammen auf der Tanzfläche gesehen hatte, wollte ich ihn dir als Partner zuteilen.«
Dann war es gut, dass der Marquess abreiste, dachte Elizabeth. »Wenn du so darauf versessen bist, Kupplerin zu spielen, richte deine Aufmerksamkeit lieber auf Lady Powell und Lord Southerton.«
Louise ließ sich jedoch nicht von ihrem Gedanken abbringen. Sie spritzte Wasser in Elizabeths Richtung, ohne sich darum zu kümmern, dass sie den Teppich nass machte. »Was ist mit dem Earl? Er ritt mit dir zusammen bei der Jagd.« Da Elizabeth nicht antwortete, schob die Baronin schmollend die Oberlippe vor. »Du hast es darauf angelegt, schwierig zu sein, nicht wahr? Dann werde ich meine Bemühungen auf Northam konzentrieren. Auch Harrison ist der Meinung, dass der Earl ein äu ßerst geeigneter Partner für dich wäre.«
»Möchtet Ihr, dass ich abreise?«, fragte Elizabeth.
Blitzschnell drehte Louise den Kopf in Elizabeths Richtung, um die Ernsthaftigkeit der Frage abzuschätzen. »Abreisen? Ich hoffe, dir ist klar geworden, dass du uns auf keinen Fall verlassen kannst. Harrison und ich könnten ohne dich nicht auskommen. Aber es ist an der Zeit, dass du einen Ehemann findest, Libby. So könntest du das Nest verlassen, wir könnten dich allerdings immer noch unter unsere Fittiche nehmen.«
Der Schemel, auf dem Elizabeth die Füße abgestützt hatte, kippte nach vorne, als sie ruckartig hochschnellte, was ihre Erregung offenbarte. Sie machte sich nicht einmal
die Mühe, ihn wieder aufzurichten, bevor sie das Zimmer durchquerte und zum Fenster schritt. Hatte sie geahnt, dass dieser Tag kommen würde?, fragte sie sich, wollte sich jedoch keine Antwort darauf geben. »Das ist berechnend«, entgegnete sie ruhig.
»Natürlich ist es das«, gab Louise ohne Umschweife zu. »Wie naiv du bist! Heiratsanträge sind stets auf beiderseitigen Vorteil ausgerichtet. Geld. Titel. Macht. Einfluss. Diese Dinge spielen immer eine Rolle. Liebesheiraten – falls es so etwas überhaupt gibt – werden geschlossen, wenn die Interessen aller Parteien im Gleichgewicht sind.«
»Das ist sehr zynisch.«
»Das ist die Wahrheit !«
Elizabeth presste die Stirn an die Fensterscheibe, die angenehm kühl war. »Ich glaube nicht, dass ich dazu fähig
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