Taumel der Gefuehle - Roman
bin.«
»Was soll das heißen?« Louise setzte sich aufrecht in die Wanne, sodass das Handtuch in ihrem Nacken ins Badewasser glitt. Verärgert fischte sie es heraus und ließ es auf den Teppich klatschen.
Das laute Geräusch ließ Elizabeth aufschrecken, und sie fuhr herum.
»Heraus mit der Sprache, Elizabeth«, fauchte Louise. »Du weiß ganz genau, dass ich Starrsinn nicht ertrage!«
Elizabeths Brust hob sich bebend, als sie tief einatmete. Sie atmete langsam wieder aus, um sich so gut es ging zu beruhigen und klar denken zu können. »Ich sagte, ich glaube nicht, dass ich dazu fähig bin.«
»Zu was?«, rief Louise aus. »Sei nicht kindisch. Du musst überhaupt nichts tun, Northam wird dazu gebracht werden. Ich werde es derart geschickt einfädeln,
dass er glauben wird, es sei seine Idee gewesen. Du kannst ruhig alles mir überlassen, ich werde mich darum kümmern.«
Elizabeth wusste, dass Louise die Angelegenheit damit als erledigt betrachtete. Nun hatte sie nur noch einen letzten Trumpf in der Hand. »Mein Vater wird...«
»Entzückt sein«, vervollständigte Louise den Satz. »Und wahrscheinlich sogar erleichtert. Es ist eine einmalige Gelegenheit für dich, eine eigene Familie zu gründen, was ihm eine Ruhepause verschaffen wird, nicht wahr?«
Plötzlich fröstelte es Elizabeth. Jegliche Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen, als sie sich vom Fenster wegdrehte. »Du hast bereits mit ihm darüber gesprochen?«
»Nur in einem Brief. Natürlich nicht die Einzelheiten, aber die Idee . Ich habe seine Zustimmung, nach Gutdünken zu handeln.« In Louises Stimme war ein rauer, beschwichtigender Unterton zu vernehmen. »Arme Libby. Ist es wirklich so schlimm? Hast du tatsächlich geglaubt, dein Schicksal selbst bestimmen zu können? Das kann man nämlich nicht, musst du wissen. Sicherlich bist du aber erfreut, dass es Northam ist, der ausgewählt wurde.«
Elizabeth drückte sich eine Hand an die Schläfe. Ihr Kopf fühlte sich an, als sei er mit Wolle gefüllt. Louises Plan übertraf Elizabeths schlimmste Albträume.
»Das ist alles ein bisschen zu viel im Moment, nicht wahr?«, fragte Louise, die selbst ein wenig ratlos war. Es war schwierig, Elizabeth von der Wanne aus zu trösten. »Liebes, bring mir doch bitte meinen Morgenrock. So ist es brav. Du musst wissen, dass ich nur dein Bestes im Sinn habe. Aber du bist sechsundzwanzig, Elizabeth, und obwohl dein Humpeln wenig beneidenswert ist, so ist es nicht tragisch.« Elegant erhob sie sich aus der Wanne
und glitt in den Morgenrock, den Elizabeth ihr entgegenhielt. Louise schlang ihn sich fest um den Körper, und der Stoff schmiegte sich an ihre feuchten, üppigen Kurven. »Gibt es einen anderen, Libby? Jemanden, den du geeigneter findest?«
»Nein. Es gibt niemanden.«
Louise nickte erfreut über diese Antwort. »Ich habe dich heute Nachmittag vom Dach aus beobachtet. Es schien mir, als seien du und der Earl einander ein wenig näher gekommen. Oder habe ich mich da geirrt?«
Für einen kurzen Augenblick glaubte Elizabeth, Louise hätte sie dabei beobachtet, wie sie Northams Kuss erwidert hatte. Sie spürte erneut seinen Mund auf dem ihren und ihre Zunge an seinen Lippen, was eine derart heftige Reaktion in ihr hervorrief, dass ihr ein Schauer über den Rücken bis zu den Zehenspitzen hinunterrieselte. Die Vernunft gewann allerdings wieder die Oberhand, und Elizabeth unterdrückte die Erinnerung an das aufwühlende Erlebnis. Es war jedoch nicht der Kuss gewesen, den man gesehen hatte, sondern die spielerische, spontane Neckerei, als sie Northam den Hut vom Kopf hinuntergestoßen hatte. Er war ihr daraufhin in das Wäldchen gefolgt, und während Louise nicht mit völliger Sicherheit wissen konnte, dass dort etwas Unziemliches passiert war, waren ihre fantasievollen, romantischen Vorstellungen umso ausgeprägter.
Am liebsten hätte Elizabeth die Zeit zurückgedreht und diesen leichtsinnigen Moment ausradiert. Das Bedauern ließ beinahe ihr Herz aussetzen. Erst langsam erkannte sie, dass Louise wieder das Wort an sie gerichtet hatte.
»Es ist wirklich schade, dass Northams Freunde euch in den Wald gefolgt sind. Harrison hat guten Grund, sein
Pech zu verfluchen, da er nicht früher zu euch stoßen konnte.«
Elizabeths Handflächen waren feucht. »Willst du damit sagen, dass uns der Baron und seine Freunde absichtlich folgten?«
Louise glaubte, sie auf Grund von Elizabeths Begriffsstutzigkeit jegliche Geduld verlieren zu müssen. »Ich meine genau das.
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