Taumel der Gefuehle - Roman
vor.«
Elizabeths Hände zitterten, und sie hoffte, dass Northam ebenso vertieft in die Porträts war wie sein Freund. » Wer in Ungnade fällt, an diesem Ort. Ohne Spur eines Blattes, versteht Ihr’s, Mylord? «
Southerton verzog das Gesicht. »Die Baronin ist kein Byron.«
»Nun, was bedeutet das?«, wollte Lady Powell wissen. Da niemand sie zu beachten schien, drehte sie sich beleidigt um und setzte sich in einen der Sessel auf der anderen Seite des Raumes.
»Hast du eine andere Anweisung?«, fragte South seinen Freund.
Northam schüttelte den Kopf. »Ich hatte nicht daran gedacht, es niederzuschreiben. Ich dachte, ich könnte es mir merken.« Er blickte zu Lady Powell, die damit beschäftigt war, ihr Kleid glatt zu streichen. »Ich wurde... abgelenkt.«
Mitfühlend nickte Southerton. »Es wäre sinnvoll, wenn wir unsere Kräfte gemeinsam einsetzen würden«, schlug er vor. »Was sagt Ihr, Elizabeth? Northam ist viel klüger als ich.«
Sie sah noch immer auf das Stück Papier in ihren Händen und versuchte angestrengt, höflich zu wirken. »Dann hätten wir großes Glück, wenn er uns helfen würde.«
Ihre fehlende Begeisterung war nicht zu überhören, doch Southerton ließ sich nicht entmutigen. »Wundervoll. Also gut, North, probier es. Was denkst du, soll es heißen?«
Northam las die erste Zeile erneut. »Wir sollten uns die Bilder genau ansehen. Wer in Ungnade fällt könnte vieles bedeuten.«
»Die Verbannung des Erzengels aus dem Himmel«, steuerte Southerton bei und suchte nach einem passenden Bild.
Nachdenklich folgte ihm North. »Es könnte sich auch um die Zerstörung von Sodom und Gomorrha handeln.«
Elizabeth stand nun allein da, während zwei Mitglieder
des Kompass Klubs zusammenarbeiteten, und sie schritt auf Lady Powell zu. In diesem Moment rief Southerton sie zurück. »Wollt Ihr mir bitte den Zettel bringen, Elizabeth? Es hilft, ab und zu einen Blick auf den Hinweis zu werfen.«
Northam wandte den Kopf von dem Bild ab, das er gerade betrachtet hatte, und wartete auf Elizabeth. »Darf ich?«, fragte er und zeigte auf das Blatt Papier.
Sie streckte es ihm entgegen, doch er nahm es nicht, sondern hielt stattdessen ihr Handgelenk und hob es zusammen mit dem Hinweis zum Licht. Seine Hand fühlte sich angenehm warm auf ihrer Haut an. Er trug keine Handschuhe, und sie konnte seine rauen Fingerspitzen spüren. Elizabeth sah in sein Gesicht, aber er blickte weiterhin starr auf den Zettel in ihrer Hand.
Vom Ende der Galerie aus beobachtete Southerton diese Geste mit großer Zufriedenheit. Dann bewegte er sich durch den Raum in einer – wie er hoffte – lässigen Art und Weise, wobei er North und Elizabeth die letzten Fingerzeige alleine zu lösen überließ. Er hielt inne, als er Lady Powell erreichte. »Gestattet Ihr?« Er wies auf die leeren Sessel.
»Natürlich«, antwortete sie gnädig, und Southerton nahm neben ihr Platz.
Weder North noch Elizabeth bemerkten Southertons Verschwinden. » Wer in Ungnade fällt «, murmelte Northam stirnrunzelnd. Er ließ Elizabeths zarte Hand los und sah, wie sie langsam hinabglitt. Sofort richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf die Bilder an den Wänden.
»Ich frage mich, ob es etwas mit Adam und Eva zu tun haben könnte«, meinte sie schließlich. »Immerhin sind sie aus dem Paradies vertrieben worden.«
»Etwas, das sich auf diesen Mythos bezieht, gibt es hier nicht. Stillleben, Landschaften, mittelalterliche Gemälde.« Es gab zwar religiöse Bilder, Darstellungen aus dem Neuen Testament, doch der Hinweis schien sich auf keines zu beziehen. »Wunderschön, aber leider bringen die Bilder uns keinen Schritt weiter.«
»Vielleicht ein Garten.«
North dachte einen Moment darüber nach. »Dieses hier«, sagte er und zeigte auf ein großes Ölgemälde. Er untersuchte es nach Anhaltspunkten und stellte sich auf die Zehenspitzen, um den Goldrahmen mit der Hand entlangzufahren. »Nichts.«
Elizabeth legte die Stirn in Falten, als Northam auf die Uhr sah. »Uns bleibt nicht mehr viel Zeit, nicht wahr?«
»Es sind noch zwanzig Minuten«, entgegnete Northam und trat einige Schritte zurück, um sich einen besseren Eindruck von den Gemälden zu verschaffen. Er freute sich, dass Elizabeth ihm folgte, ohne von ihm dazu aufgefordert worden zu sein. »Sagt mir, was Ihr seht«, forderte er sie auf.
»Ein Talent, das das meine bei weitem übertrifft.«
Northam lächelte, da er sich an seine Bemerkung über ihr eigenes Bild erinnerte. Anscheinend war
Weitere Kostenlose Bücher