Taumel der Gefuehle - Roman
ihre Erziehung machte. Als ich bemerkte, was aus ihr geworden war, war es bereits zu spät. Ich heiratete erneut, doch Bell war zu jung, um Elizabeth Disziplin beizubringen. Bereits nach kurzer Zeit waren sie beste Freundinnen.«
Da der Earl kein gutes Haar an seiner Tochter ließ, fühlte sich Northam verpflichtet, seine Frau in Schutz zu nehmen. »Elizabeth ist|...«, Northam wog seine Worte sorgfältig ab, »... willensstark und klug.«
Rosemont nickte. »Eigensinnig.«
North wählte einen anderen Weg. »Was meintet Ihr eigentlich damit, dass Elizabeth sich nicht kompromittieren ließe?«
»Großer Gott«, stieß Rosemont hervor, bevor er einen weiteren Schluck nahm. »Ich dachte, Ihr hättet mit meiner Tochter geschlafen. Dann solltet Ihr wissen, dass sie vor Euch die Hure eines anderen war.«
Blitzschnell sprang Northam auf. Rosemont schien an diesem Tag mehr als diesen einen Whisky getrunken zu haben. »Sie ist meine Gattin«, meinte er gefährlich ruhig. »Was auch immer Ihr von Elizabeth zu denken glaubt, so seid Euch immer im Klaren darüber, dass sie meine Ehefrau ist. In meiner Gegenwart werdet Ihr sie als nichts anderes bezeichnen, oder ich werde Euch sehr wehtun. Und falls Ihr etwas Derartiges in ihrer Anwesenheit sagen solltet, könnte ich mein Versprechen vergessen und Euch umbringen.«
Er setzte sein Glas auf einem Beistelltisch ab und schritt zur Tür. »Ich werde mit Elizabeth reden und entscheiden, ob wir bleiben.«
In der Eingangshalle traf North auf eine Bedienstete und ließ sich zu Elizabeth und Lady Rosemont geleiten. Er hatte erwartet, in den angrenzenden Salon geführt zu werden, stattdessen wurde er in den Westflügel gebracht. Auf dem Weg die Treppe hinauf erklärte ihm das Dienstmädchen, dass sich dort die Räumlichkeiten des jungen Lords befänden.
Es war natürlich, dass Elizabeth ihren Bruder schnellstens sehen wollte. Da sie wusste, wie begrenzt ihr Aufenthalt auf Rosemont war, hatte sie deshalb keine Zeit verloren.
North klopfte höflich an die Tür und wurde sofort hineingebeten. Der Anblick, der sich ihm dort bot, verschlug ihm den Atem.
Seine Gattin lag ausgestreckt auf dem Boden, konzentriert und unbeweglich, den Kopf in die Hände gestützt. Der zerknitterte und wahrscheinlich schmutzige Rock ihres Kleides war ihr bis zu den Knien gerutscht. Ihre Augen glänzten vor Aufregung.
Elizabeth schnalzte die hellblaue Murmel mit dem Finger fort und traf zwei gegnerische Murmeln. Ihr Kopf schnellte hoch, und auf ihrem Antlitz breitete sich ein herrlich strahlendes Lächeln aus. »Oh, Northam, hast du das gesehen? Ich bin unbesiegt!«
Elftes Kapitel
»Schön für dich«, erwiderte Northam trocken. Zuerst half er seiner Gattin auf die Beine und dann Isabel, die in ähnlicher Manier auf dem Boden ausgestreckt gewesen war. Adam Penrose, der junge Viscount Selden, machte eine förmliche Verbeugung. »Ich bin Selden«, meinte er höflich. »Ich bin sehr erfreut, Eure Bekanntschaft zu machen, Mylord.«
»Die Freude ist ganz meinerseits«, entgegnete North. Für einen Jungen von sechs Jahren schien Selden äu ßerst selbstsicher zu sein. Äußerlich war er ganz der Vater, robust und hoch gewachsen. Er hatte sogar die dunklen Augen des Earls, mit einem Hauch des Goldschimmers, der auch bei Elizabeth zu sehen war. Soweit Northam es ausmachen konnte, war das einzige Erbe seiner Mutter das feine flachsfarbene Haar.
Im Gegenzug musterte ihn der Junge ebenfalls mit unverhohlener Neugierde. »Nun?«, fragte Northam spitzbübisch.
»Unsere Elizabeth hat eine recht gute Wahl getroffen. Wir hatten schon sämtliche Hoffnung aufgegeben. Sie ist nämlich ein Sturkopf.«
»Adam!«, tadelten Elizabeth und Isabel wie aus einem Munde.
Weder Northam noch der junge Lord beachteten die Frauen. »Ist sie das wirklich?«, wollte Northam wissen.
»Nun«, flüsterte Adam in vertraulichem Tonfall. »Meine Schwester ist immer auf Bäume geklettert, obwohl man es ihr ausdrücklich untersagt hat. Bis ganz nach oben. Und sie geht auf die Jagd, Mylord. Außerdem hat sie versprochen, mir beides zu lehren.«
»Elizabeth!«, jammerte Isabel gequält. »Was hast du dir dabei gedacht, ihm so etwas zu versprechen?«
Elizabeth beugte sich zu ihrem Bruder hinab und fasste ihn an der Nase. »Das hättest du nicht erzählen dürfen«, schalt sie ihn. »Jetzt bekomme ich Ärger mit deiner Mutter, höchstwahrscheinlich mit Northam und, falls ich Pech habe, mit unserem Vater.«
»Aber er hat mich direkt
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