Taumel der Gefuehle - Roman
niemals liebtest. »Ja«, erwiderte er. »Ich entsinne mich deiner Warnung, keine zärtlichen Gefühle für dich zu hegen.«
Dankbar, es nicht noch einmal wiederholen zu müssen, nickte sie. »Es ist dasselbe mit meinem Vater. Ich bin eine große Enttäuschung für ihn. Du meintest, er würde mich nicht so lieben, wie ich es verdiene. Gleichzeitig hasst er mich allerdings genug, um mich völlig aus seinem Leben verbannen zu wollen. Dann dürfte ich aber Isabel und... Adam|... nicht mehr sehen. Ich glaube, ich müsste sterben, wenn das einträfe. Sie sind meine Anker.« Rasch wischte sie sich eine Träne von der Wange. »Vergib mir. Ich fürchte, ich bin ein wenig melodramatisch. Natürlich würde ich nicht sterben.«
Doch sie würde trauern, dachte Northam. Das hatte sie schon den ganzen Tag über getan. Und nicht nur, da sie sich am folgenden Tag von Isabel und ihrem Bruder verabschieden musste, sondern auch von ihrem Vater.
Zärtlich hielt Northam sie an den Schultern und streichelte sanft ihr Schlüsselbein. »Wer war dein Geliebter, Elizabeth?« Er spürte, wie sie sich versteifte, aber sie sprang nicht fluchtartig auf. »Es gab nur einen, nicht
wahr?« Fast unmerklich nickte sie. »Und dein Vater fand es heraus.« Dieses Mal war die Zustimmung sichtbarer. »Deshalb denkst du, du hast ihn verletzt. Er war wütend.«
»Er tobte vor Zorn«, erwiderte sie tonlos.
Rosemonts Reaktion war verständlich. Egal, wie angespannt die Beziehung zu seiner Tochter bereits gewesen sein mag, so war er immer noch Elizabeths Beschützer. »Was hat er getan, Elizabeth? Deinen Geliebten fortgeschickt? Ihn zum Duell gefordert? Alles für eine Hochzeit vorbereitet?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, er tat nichts.«
Dies entsprach überhaupt nicht Rosemonts Charakter. North hätte geschworen, dass der Stolz des Earls zumindest nach einer Form der Genugtuung verlangt hätte. Bis auf|... »Du hast ihm nie erzählt, wer er war«, flüsterte North, als ihn die Wahrheit wie ein Schlag traf. »Trotz all des Drucks, den er auf dich ausübte, hast du es ihm nie erzählt.«
Sie wandte den Kopf zur Seite, um North direkt anzusehen. »Und ich werde es auch dir nicht sagen.«
North ließ ihre Schultern los und umschloss ihr Gesicht mit beiden Händen. Unendlich zärtlich strich er über ihre Lippen. »Es muss sehr hart für dich gewesen sein.«
»Nicht mehr als für meine Familie.« Sie packte ihn am Handgelenk, damit er mit dem Streicheln innehielt. »Bemitleide mich nicht. Ich hatte damals die Wahl. Vielleicht habe ich mich falsch entschieden, doch ich bin für meine Fehler verantwortlich.«
»Ich verstehe.« Ob ihr Schweigen nun töricht oder notwendig gewesen war, so hatte sie gehandelt, um ihren Geliebten zu schützen. »Du warst verliebt.«
»Ja.«
Diese Antwort hatte Northam erwartet, trotzdem hatte er sich nicht gegen den stechenden Schmerz wappnen können. Er sog die Luft tief ein und atmete sie sehr langsam wieder aus. Ohne nachzudenken fragte er: »Liebte er dich ebenso sehr wie ich?«
Ein kleiner, erstickter Schrei entrang sich Elizabeths Kehle. Rasch sah sie weg und starrte wieder auf das Sofa. Sie versuchte die Tränen wegzublinzeln, doch ohne Erfolg. »Du musst denken, ich sei ein Wasserfall«, erklärte sie mit einem Zittern in der Stimme und einem heiseren Lachen.
Northam überhörte es. Er hatte sich verletzlich gemacht, und nun verlangte er eine Antwort. »Tat er es? Liebte er dich ebenso sehr wie ich?«
Sie schloss die Augen und kämpfte gegen den Tränenfluss an. »Nein. Nein, das glaube ich nicht.«
Erleichtert entspannte sich Northam wieder. Er nickte. »Ich bin selbstsüchtig«, offenbarte er. »Ich musste wissen, dass ich einen besonderen Platz in deinem Leben habe.«
Mit feuchten Augen schaute sie ihn an. »Wirst du mit mir schlafen?«
Sein Lächeln war sanft. Er zog sie fest an sich und küsste zärtlich die Tränen von ihren Wangen fort. Sie erschauderte ein wenig in seiner Umarmung. Liebevoll strich er ihr über das Haar und wartete, bis sie sich beruhigt hatte, um dann mit dem Liebesspiel zu beginnen.
Und er beherrschte es so unsagbar gut!
In der Morgenpost war ein Brief für Elizabeth. Sie benutzte ihr Buttermesser, um das unverwechselbare Siegel
des Barons zu öffnen. »Es ist von Battenburn«, erklärte sie Isabel und North. Ihre Augen überflogen die sauber geschriebene Botschaft erst einmal, dann ein zweites Mal, um sicherzustellen, dass sie keine Einzelheit überlesen hatte. Nachdem
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