Tausend heiße Liebesnächte: Roman (German Edition)
Kristalllüster hingen an den Wänden, mit Goldfäden bestickte Brokatdecken lagen über Ausstellungstheken, und in riesigen Vasen standen, verschwenderisch dekoriert, Orchideen in allen Farbschattierungen von Rot bis zum zarten Rosé. Neben der breiten Treppe befanden sich vergoldete Kübel, in denen weiße Lilien ihren Duft verströmten.
Noch immer ein wenig zögernd ging Ellen hinüber zur Rezeption. Ein junger Mann kam sofort diensteifrig auf sie zu und fragte, mit er helfen könne.
„Können Sie mir sagen, ob Dennis Ullmann bereits eingecheckt hat? Ich bin mit ihm verabredet.“ Die Lüge ging ihr glatt über die Lippen.
Der Rezeptionist, dessen Haut einen leichten Olivton besaß, sah sie zögernd an. „Es ist mir nicht gestattet, Auskunft zu geben“, meinte er dann.
„Ich weiß, aber es ist wichtig für mich.“ Ellen schenkte ihm ihr schönstes Lächeln und einen größeren Schein, den er in Windeseile verschwinden ließ. Zwei Minuten später hatte er im Computer nachgesehen und erklärte: „Mister Ullmann hat seine Suite zwar gebucht, doch noch ist er nicht eingetroffen. Sorry.“
„Danke trotzdem.“ Ellen nickte ihm zu, dann verließ sie das Hotel. Trotz der drückenden Schwüle, die sie draußen empfing, wollte sie sich ein bisschen in Dubai umschauen. In den großen Shopping-Malls war es sicher angenehm temperiert, die alten Souks, die sie im Grunde mehr interessierten in ihrer bunten Vielfalt, würde sie abends aufsuchen, wenn die Temperaturen angenehmer waren.
Sie ergatterte einen der roten Busse, die Touristen aus aller Welt durch die Stadt führten und an den verschiedensten Punkten Besichtigungs-Stopps einlegten.
So wie alle anderen bestaunte Ellen die gigantischen Neubauten, vor allem das Burj Khalifa, das neue Wahrzeichen der Stadt. Der 828 Meter hohe Turm ragte wie eine Rakete in den Himmel.
Ellen stieg hier aus und sah sich die Dubai Mall an, dann den künstlich geschaffenen Dubai Lake. Auf diesem See zu Füßen des Luxushotels fanden atemberaubend schöne Wasserspiele statt. Als Ellen sah, dass sich viele Menschen an die Uferbegrenzung drängten, stellte sie sich dazu – und kam gerade rechtzeitig an, um zu sehen, wie eine riesige Wasserfontäne in die Luft schoss.
„Das sind genau 150 Meter“, sagte ein Englisch sprechender Reiseführer ganz in ihrer Nähe. „Es ist ein einmaliges Schauspiel, das vor allem am Abend, wenn überall hier die Lichter angehen, besonders beeindruckend ist.“
Das glaub ich gern, dachte Ellen und beschloss, noch einmal herzukommen. Über eine Stunde schlenderte sie durch die Shopping Mall, bestaunte die Luxusgüter aus aller Welt, bewunderte aber auch die beiden Geschäfte, in denen Perlen- und Goldschmuck ausgestellt war.
Dabei fiel ihr ein, dass hier am Persischen Golf noch vor hundert Jahren ein reger Perlenhandel stattgefunden hatte. Mit recht primitiver Ausrüstung waren die Männer ins Meer hinabgetaucht und hatten die Austern an Land gebracht. „Töchter des Mondes“ nannten die alten Araber die Perlen, und so nannte einer der modernen Geschäftsleute jetzt seine Kollektion.
„Diese Perle ist mein Glanzstück“, sagte der Händler und wies auf eine tropfenförmige, in zartem Rosé schimmernde Perle, die auf einem roten Samtkissen lag.
„Sie ist einmalig schön“, stimmte ihm Ellen zu. „Leider reicht mein Budget nur für diese kleinen Ohrringe.“ Sie wies auf ein paar Ohrstecker in hellem Weiß, die für kleines Geld zu haben waren.
„Diese Perle ist auch unverkäuflich“, erklärte der junge Mann, während er ihr die Perlenohrringe einpackte und die 25 Dollar kassierte, die sie nur gekostet hatten. „Mein Vater hat sie vor 50 Jahren aus dem Wasser geholt, sie ist Familienbesitz.“
Dann brachte er Ellen zur Tür und sah ihr bewundernd nach. Dieses Haar … wie gesponnenes Gold sah es aus. Er zuckte zusammen, als ein Räuspern in seinem Rücken ertönte. Seine Frau, in einem modischen Hosenanzug, doch mit dem üblichen schwarzen Kopftuch angetan, sah ihn vorwurfsvoll an, sagte aber nichts, sondern räumte die Ohrringe, die ihr Mann Ellen gezeigt hatte, wieder ein.
Ellen bekam von diesem kleinen Eifersuchtsdrama nichts mehr mit, sie fuhr mit dem Bus noch drei Stationen weiter. Erst gegen fünf Uhr am Nachmittag beendete sie die Besichtigung, ging ins Hotel zurück und machte sich für das Treffen mit Frank fertig.
Für ein paar Stunden hatte sie es geschafft, ihn aus ihren Gedanken zu verbannen. Doch jetzt klopfte ihr Herz
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