Tausend Rosen fuer Grace
sich eingestehen, dass es die klassischen Anzeichen für eine Schwangerschaft waren, obwohl sie noch nie schwanger gewesen war.
Wie konnte das möglich sein? Hatten David und sie so wenig zusammengepasst, dass sie kein Kind miteinander zeugen konnten? Unzählige Fragen stürmten auf sie ein, doch sie stellte sie Dr. Chase nicht, um nicht sein Misstrauen zu erregen.
„Warum bleiben Sie in den nächsten Tagen nicht zu Hause und lassen sich von Dora vertreten?” schlug er vor. „Wenn Sie sich bis Montag nicht besser fühlen, kommen Sie einfach wieder vorbei.”
Grace nickte benommen. Sie fühlte sich noch schlechter als vor ihrem Besuch in der Praxis.
Sie nahm ihre Handtasche und hielt Dr. Chase zurück, bevor sie das Untersuchungszimmer verließen. „Ich würde gern mein Recht als Patientin geltend machen und Sie bitten, das für sich zu behalten”, erklärte sie, um sicherzugehen, dass ihr Vater nicht von dem Laborbericht erfuhr.
„Einverstanden”, erwiderte Dr. Chase langsam, und es war offensichtlich, dass er seine Schlüsse aus ihrer Bitte zog. Er zögerte einen Moment, dann wurde sein Blick sanfter. „Nur weil Sie mit David kein Kind bekommen konnten, heißt es nicht, dass Sie unfruchtbar sind, Grace. Es gibt viele Gründe, wenn ein Paar kein Kind zeugen kann, und selbst wenn die Sterilität einwandfrei erwiesen ist, kann immer noch ein Wunder geschehen.”
Grace nickte, denn sie konnte ihm nicht sagen, dass sie einerseits sehr glücklich über diese Neuigkeit war, andererseits aber auch große Angst hatte, weil sie vermutete, dass ihr Leichtsinn unwiderrufliche Konsequenzen nach sich gezogen haben könnte.
Ford verstärkte seinen Griff ums Lenkrad, als er in die Oakton Avenue einbog und in Richtung Marktplatz fuhr. Fast fünf Wochen nachdem er mit Grace geschlafen hatte, bedauerte er sein Verhalten immer noch. Er bedauerte, dass er so mit der Situation umgegangen war und Grace durch sein beharrliches Schweigen verletzt hatte.
Außerdem verspürte er heftige Schuldgefühle. Er hätte ihr bei jenem gemeinsamen Abendessen die Wahrheit über Cutter Creek und FZM sagen sollen. Doch er hatte geglaubt, er hätte noch genug Zeit, um ihr den Hof zu machen und ihr zu beweisen, dass er sich verändert hatte und in ihre Welt gehörte.
Ihr Vater hatte ihm diese Chance genommen und seine Pläne mit seinen bitteren Worten zunichte gemacht. Vom Schlafzimmer aus hatte er gehört, wie Ellis tobte, die Vergangenheit wieder ans Licht zerrte und die alten Vorwürfe gegen ihn erhob, die ihn seit Aarons Tod verfolgten. In dem Moment waren all die Jahre, die er damit verbracht hatte, sich ein neues Leben aufzubauen und an Glaubwürdigkeit zu gewinnen, durch den Hass eines Mannes bedeutungslos geworden.
Die alten Selbstzweifel hatten ihn wieder befallen und ihm vor Augen geführt, dass er für Grace Holbrook vielleicht nie gut genug sein würde. Er hatte sich zurückgezogen, als Grace ihn zur Rede stellte - reiner Selbstschutz, den er bereits als Kind entwickelt hatte. Anscheinend war sein Instinkt jetzt genauso stark ausgeprägt wie damals.
Sie war an jenem Morgen wütend gewesen, und er war in die Defensive gegangen, nachdem Ellis ihn so schlecht gemacht hatte. Daher war es seiner Meinung nach das Beste gewesen, wegzufahren, damit sie sich beide beruhigen konnten und Grace sich mit dem Gedanken anfreunden konnte, dass er in Whitaker Falls wohnen würde. Er musste einen Ruf erwerben und seinen Stolz zurückgewinnen.
Und irgendwann würde ihm beides gelingen.
Vorerst jedoch musste er heraus finden, ob Grace ihn etwas herzlicher empfangen würde als die wenigen Einheimischen, denen er begegnet war und die sich ausgesprochen reserviert gegeben hatten.
Sie war schwanger. Daran bestand kein Zweifel. Der hellblaue Streifen auf dem Schwangerschaftstest, den sie zusammen mit ungefähr zwanzig anderen Dingen in der Drogerie gekauft hatte, damit es nicht so auffiel, bestätigte das Ergebnis des Laborberichts.
Grace sank auf den Toilettendeckel und kniff die Augen zu, um die aufsteigenden Tränen zu unterdrücken.
Es gelang ihr allerdings nicht. Als sie blinzelte, kullerte ihr eine Träne über die Wange und dann noch eine. Was hatte sie sich da bloß eingebrockt!
Sie presste die Hand auf den Bauch, der vermutlich bald rund werden würde, so dass jeder ihr ansehen konnte, dass sie schwanger war. Einerseits war sie überglücklich, weil sie doch Kinder bekommen konnte, andererseits hatte sie Angst vor den Problemen, die auf
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