Tausend Rosen fuer Grace
Frühstück?”
„Ich bin ein genügsamer Ehemann.” Nachdem er seinen Kaffee ausgetrunken hatte, stellte er den Becher in die Spüle. „Ich habe morgens keinen großen Hunger. Eine Tasse Kaffee und eine Schale Cornflakes sind alles, was ich brauche. Setz du dich hin, und ruh dich aus.”
Grace setzte sich an den kleinen Eichentisch in der Frühstücksecke. Von den Fenstern, die vom Boden bis zur Decke reichten, hatte man einen Blick auf eine neu gebaute Scheune, einen Korral und Weideland. „Erwarte ja nicht, dass ich dir erlaube, diese Essgewohnheiten an unseren Sohn oder unsere Tochter weiterzugeben.”
„Dann hast du wohl sechs oder sieben Monate Zeit, um mich zu bekehren.” Er stellte eine Packung Cornflakes, eine Milchtüte und eine Schale auf den Tisch und setzte sich zu ihr. „Ich bin sehr besserungsfähig, weißt du.”
Grace trank ihren Tee und fragte sich dabei, inwie fern er sich im Lauf der Jahre gebessert und wie sehr er sich bemüht hatte, sich ein neues Leben aufzubauen. Also warum war er dann in die Stadt zurückgekehrt, in der er es so schwer gehabt hatte? Allerdings wollte sie sich momentan nicht den Kopf über diese Frage zerbrechen.
Stattdessen sprach sie ein anderes Thema an, über das sie sich Klarheit verschaffen wollte.
„Ford … hast du es gestern ernst gemeint, als du gesagt hast, ich soll das Cottage behalten?” Sie hatte angenommen, dass er ihr Haus verkaufe n wollte, weil seins groß genug war, doch zu ihrer Überraschung hatte er vorgeschlagen, es als Zufluchtsort zu behalten.
„Natürlich habe ich es ernst gemeint.” Ford schüttete Cornflakes in die Schale und goss Milch darüber. „Es ist offensichtlich, dass du das Cottage liebst, und ich finde, es wäre der ideale Zufluchtsort für dich oder für uns beide, wenn du willst. Und unser Sohn oder unsere Tochter würde bestimmt gern in dem See planschen.”
„Danke”, erwiderte sie. Obwohl sie nur einige Jahre in dem Cottage gewohnt hatte, war es ihr sehr ans Herz gewachsen.
„Ich möchte dir nichts wegnehmen, Grace. Wir werden alle Möbel und sonstigen Gegenstände, die du um dich haben möchtest, hierher holen.” Er blickte sich in der Küche um, während er einen Löffel Cornflakes aß. „Ich hätte jedenfalls nichts gegen eine weibliche Note in diesem Haus. Mir wäre es sogar lieber, wenn du es dekorieren würdest. Das Nötigste habe ich zwar schon, aber man könnte mehr daraus machen.”
Bei ihrer Ankunft am vergangenen Nachmittag hatte er sie kurz durchs Haus geführt. Dabei war ihr aufgefallen, dass es sehr solide und die Ausstattung hochwertig war. „Es ist ein schönes Haus.”
Ford sah sie an. „Es ist mehr, als ich mir je hätte erträumen lassen.”
Als er fertig war, stand er auf und spülte seine Schale unter dem Wasserhahn ab. Er blickte aus dem Fenster über der Spüle und drehte sich dann um. „Gestern hast du ja nicht viel vom Grundstück gesehen. Hättest du Lust, einen Spaziergang zu machen und es dir anzuschauen?”
Grace wurde bewusst, dass er großen Wert auf ihre Zustimmung legte. Daher konnte sie es ihm nicht abschlagen. „Gern”, antwortete sie. „Gib mir eine halbe Stunde zum Duschen und Anziehen, dann stehe ich dir den ganzen Tag zur Verfügung.”
Ford schlenderte neben Grace her, als sie an dem leeren Korral vorbeikamen, in dem er eines Tages einige Quarter Horses unterbringen wollte. Er verspürte ein richtiges Glücksgefühl, als er ihr von seinen Plänen erzählte und mit ihr über alle möglichen Dinge plauderte. Seit einer halben Stunde besichtigten sie nun sein Anwesen, und er zeigte ihr alle Verbesserungen, die er vorgenommen hatte. Sie war sehr beeindruckt, und das erfüllte ihn wiederum mit Stolz.
Die Erkenntnis, wie weit er es in elf Jahren gebracht hatte, berauschte ihn förmlich. Für einen Außenstehenden mochte es so aussehen, als hätte er alles: ein großes Haus, das größte in Whitaker Falls, ein florierendes Unternehmen und eine schöne Frau, und bald würde er auch Vater werden und endlich eine eigene Familie haben. Das Leben konnte es nicht besser mit ihm meinen, der als Teenager diverse Straftaten begangen, immer um Anerkennung gekämpft und kein Vorbild gehabt hatte.
Doch das Wichtigste schien er nicht bekommen zu haben -Grace. Sie hatte sich zwar mit der Situation abgefunden, war ihm gegenüber aber immer noch misstrauisch. Allerdings konnte er es ihr nicht verdenken. Alles war so schnell gegangen, und sie hatten überhaupt keine Gelegenheit
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