Tausend Rosen fuer Grace
einen Blick über die Schulter zu.
Dora lächelte. Sie wusste inzwischen, dass ihre Besuche am Grab ihrer Mutter und ihres Bruders eine therapeutische Wirkung auf sie hatten. „Grüß sie von mir.”
„Oh, sie werden heute einiges zu hören bekommen, aber ich versuche es.” Grace erwiderte Doras Lächeln und verließ den Kühlraum mit einem herrlichen Strauß aus Rosen und Schleierkraut für ihre Mutter und einem Strauß aus Gänseblümchen sowie gelben und orangefarbenen Nelken für ihren Bruder.
Gerade als sie das Geschäft verließ, lenkte Ford seinen Wagen in die Parklücke davor. Da sie neugierig war, weil er ihr am Morgen gesagt hatte, er würde erst spät aus Richmond zurückkommen, blieb sie stehen und wartete auf ihn, als er ausstieg und auf sie zukam. Er trug ein Hemd in Brauntönen, eine braune Hose und italienische Halbschuhe und sah sehr elegant aus. Der Ausdruck in seinen violetten Augen ließ ihr Herz schneller schlagen.
Sie hatte die Hände voll, und es hatte den Anschein, als wollte er das .ausnutzen. Und tatsächlich legte er ihr die Arme um die Taille und zog sie an sich. Ihr stockte der Atem, ihre Hände begannen zu zittern, und sie wurde ganz schwach.
Ohne auf die Fußgänger, die vorbeikamen, oder die Leute in den benachbarten Geschäften zu achten, küsste Ford sie. Da ihre Heirat ohnehin einen Skandal verursacht hatte und sie seine romantischen Küsse ge noss, leistete sie keinen Widerstand. Als er die Lippen auf ihre presste, öffnete sie sie, um das erotische Spiel seiner Zunge zu erwidern.
Es war genauso schnell wieder vorbei, wie es begonnen hatte, doch die meisten Leute wirkten schockiert über seine Zuneigungsbekundung. Sie vermutete, dass er es ganz bewusst getan hatte, um seinen Besitzanspruch auf sie geltend zu machen, und sie hatte ihn nicht davon abgehalten.
„Komm, die trage ich”, meinte er lässig und nahm ihr die beiden Sträuße ab, bevor sie ihr entglitten. Starr blickte sie ihn an und versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. „Was machst du hier? Ich dachte, du hättest heute Nachmittag eine Besprechung in Richmond und würdest erst am späten Abend kommen.”
Er zuckte die Schultern. „Die Besprechung war schneller zu Ende, als ich dachte.”
In seinen Augen lag ein Ausdruck, den sie nicht ergründen konnte. „Ist alles in Ordnung?”
„Ja”, erwiderte Ford lächelnd. „Ich versuche nur, einige Dinge unter Dach und Fach zu bringen, was das Objekt betrifft, das ich kaufen möchte.” Er deutete mit einem Nicken auf die Sträuße. „Wolltest du die gerade ausliefern?”
Schön war’s, dachte Grace. Da sie ihm nicht sagen wollte, dass ihre Geschäfte rückläufig waren, bemühte sie sich um einen fröhlichen Tonfall. „Ich wollte Aaron und meiner Mutter Blumen bringen.”
Als ihm klar wurde, was sie damit meinte, wurde er ernst. „Würde es dir etwas ausmachen, wenn ich mitkommen würde?” fragte er bewegt.
Eigentlich hatte sie allein sein wollen, doch sie konnte ihm die Bitte nicht abschlagen. Sie erinnerte sich noch gut an den Tag von Aarons Beerdigung. Ford hatte ein gutes Stück abseits der Trauergemeinde gestanden, weil er gewusst hatte, dass man ihm die Schuld an Aarons Tod gab und er dort nicht willkommen war.
Sie hatte zu ihm gehen und ihn trösten wollen, es aber nicht gewagt. Stattdessen hatte sie zugesehen, wie er sich die Tränen abwischte, als man den Sarg ihres Bruders in die Erde ließ.
Dann hatte er sich abgewandt und war gegangen … weg aus Whitaker Falls.
Sie konnte nicht Nein sagen, konnte ihm die Chance, mit einem Teil seiner Vergangenheit abzuschließen, nicht verweigern. „Ja, ich glaube, Aaron würde sich darüber freuen”, erwiderte sie daher.
7. KAPITEL
„Kommst du oft hierher?”
Grace wischte den Schmutz weg, der sich oben auf dem Grabstein ihrer Mutter angesammelt hatte, und legte den Rosenstrauß vor den Stein. „Ein paar Mal im Monat”, sagte sie und warf Ford einen Blick zu. Die Hände in den Hosentaschen, stand er hinter ihr und beobachtete, wie sie die Gräber ihrer Mutter und ihres Bruders in Ordnung brachte. Nun, da sie auf dem Friedhof waren, schien er sich unwohl zu fühlen, als wüsste er nicht, wie er sich verhalten sollte.
Sie versuchte, ihm seine Befangenheit zu nehmen. „Ich weiß, es klingt vielleicht seltsam, aber ich empfinde es als tröstend, einfach nur unter diesem Baum zu sitzen und mit ihnen über Dinge zu reden, die mich beschäftigen oder die sie vielleicht interessieren. Dann
Weitere Kostenlose Bücher