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Tausend und ein Tag - Orientalische Erzählungen

Titel: Tausend und ein Tag - Orientalische Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymer Verfasser
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bliesest, könntest du sie so groß wie einen Kürbis machen?« »Nein, o mein Feldherr!« »Man kann doch wahrlich mit Recht sagen, daß es keine unbeschränkte Fähigkeit gibt ... Tritt vor, o Gutrücken, man muß dich mit Lederriemen versehen, um deine Lasten zu befestigen. Wahrhaftig, das ist ein Rücken, dem es nur an einer wagerechten Lage mangelt, um eine Pyramide auf ihn zu setzen. ... Du beschneidest deine Nägel? Das ist falsch. Du weißt doch wohl, daß man zum Greifen die Finger nicht lang genug haben kann ... Hierher, o Immerschlaf, deine Trommel ist gut gespannt, aber du darfst das Innere nicht zu sehr mit heißen Getränken anfeuchten, solches könnte die Haut trocken machen ... Nun wohlan, laß mich jetzt doch auch einmal einige sanfte Töne deiner Trompete hören!« Immerschlaf aber gehorchte und gab einige halbe Noten mit gedämpfter Stimme von sich; doch sie genügten, um der ganzen Schar Furcht und Entsetzen einzujagen; Schneidewind wäre hundert Schritte weit weggelaufen, hätte er nur seine Beine finden können, Gutrücken fühlt seine Knie unter sich wanken; Scharfblick sieht nicht das geringste; Geradinsziel läßt Bogen und Pfeile fallen; Wolkengreifer packt eine Wolke, um hineinzukriechen; Allverstärker geht der Atem aus, und Feueratem erstarrt zu Eis. »Bei Mohammed,« sprach Bergspalter und faßte Trinkaus, der sich verschluckt hatte, am Arme, »das ist eine wunderbar zarte Stimme! Ich bin kein nasses Huhn, trotzdem zittere ich wie ein Blatt. O Genosse Immerschlaf, du hast eine hervorragende Gabe; doch wollen wir sie nur, wenns dir recht ist, in einer ganz verzweifelten Lage in Gebrauch nehmen; stelle dich wieder an deinen Platz, und ihr, o meine Freunde, die ihr mich zu eurem Feldhauptmann ausersehen habt, hört den Kriegsplan an, den wir ausführen wollen!
    Es handelt sich darum, die Feste Kallakahalaba einzunehmen und den Gewalthaber Bigstaf zu vernichten. Er ist zu klug, um sich einer Gefahr auszusetzen, und wird uns sein Gesindel entgegenstellen, und wir werden es schlagen; doch das entscheidet nichts. Der Hunger muß ihn zwingen, daß er mit uns unterhandelt; laßt uns also das Land verwüsten, das ihm zum Unterhalte dient, und ihn dahin bringen, daß er seinen Felsen verschlingen muß, um leben zu können. Ihr habt alle Elemente in eurer Macht, wir können brandschatzen und ertränken und stehlen und rauben und zerstören, welches die Mittel sind, das Land in kurzer Zeit in eine Wüste zu verwandeln. Ein gemäßigter Krieg könnte durch seine Folgen viel verderblicher werden, wenn dagegen Schrecken hinzukommt, wird drei Viertel des Volkes sich durch Flucht zu retten suchen; nun handelt es sich nur noch darum, zu erfahren, wo wir mit der Plünderung anfangen sollen!«
    Der Feldhauptmann sprach zu seinem trefflichen Kundschafter Scharfblick: »Durchspähe mit deinen Augen alle vier Himmelsrichtungen. Wir brauchen eine angenehme Arbeit, die sich beinahe unter unserer Hand befindet. Was siehst du im Sonnenniedergang?« »Zwanzig Meilen von hier, o mein Feldherr, sehe ich eine Karawane, die gerade auf uns zukommt!« »Wenn wir sie abends erreichen würden,« sagte Bergspalter darauf, »kämen wir ermüdet und mit leerem Magen an; und plünderten wir sie auch, würden wir dadurch Bigstaf doch keinen Schaden zufügen; das ist nichts für uns, suche im Sonnenaufgang!« »O mein Feldherr, dort entdecke ich eine saftige Wiese, auf der es sehr, sehr schönes Vieh und einige Hirten gibt!« »Das könnte unsere Aufmerksamkeit späterhin verdienen, aber es ist noch kein zubereitetes Fleisch, und da wir nüchtern aufgebrochen sind, müssen wir unser Essen schon fertig aufgetragen vorfinden!« ... »Ach,« sagte Scharfblick, »da gegen Mittag wird es gerade zubereitet; ich sehe die Zurüstungen zu einer stattlichen Hochzeitsfeier.« ... »Das ist etwas für uns ... Wieviel Meilen von hier?« »Zehn Meilen!« »Ists in einem Marktflecken?« »Ja, und der ist ziemlich bevölkert!« »Um so besser, wir werden desto mehr Gelegenheit, Schaden und Lärm zu machen, haben; die Leute da werden uns nicht hindern, unsere Arbeit zu verrichten; bleiben wir bei diesem Plane.
    Feueratem soll mit mir in den Marktflecken gehen und den ganzen Teil in Brand stecken, der dem, wo die Hochzeit stattfindet, gegenübersteht, ich will in das fürs Fest bestimmte Haus eintreten und mich der Braut bemächtigen; und wenn der Gatte, der Vater oder ihre Sippe sich darob erregen, werde ich einige Maulschellen austeilen; wenn

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