Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tausend und ein Tag - Orientalische Erzählungen

Titel: Tausend und ein Tag - Orientalische Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymer Verfasser
Vom Netzwerk:
morgen mit einem Plan im Kopfe aufbrechen, müssen wir damit beginnen, hier die Ratten auszuhungern, indem wir ihnen auch nicht eine Kruste zum Benagen lassen ... Enden wir die Feier; das ganze Heer soll mir folgen und wieder ins Lager zurückkehren. Es gehört sich, daß wir unter dem Zelte schlafen ... Tritt vor, o Scharfblick, kannst du auch während der Nacht etwas sehen?« »Wie bei Tage, o mein Feldherr!« »Das ist gut; du sollst rings um das Lager herum Wache halten und darfst morgen auf dem Marsche auf Gutrückens Schultern schlafen ... O Wolkengreifer, komm heran und greife die Wolke, die du uns zu Häupten siehst, und nötige sie mit deinem Knäuel, zur Erfrischung der Luft etwas Tau zu lassen ... Immerschlaf muß außer dem Lager schnarchen, und zwar in Scharfblicks Bereiche, auf daß er sogleich Lärm machen kann, wenn sich etwas Außergewöhnliches ereignen sollte ... Nun auf, o meine Freunde, jeder von uns nehme eins von diesen Fellen, die uns als Kopfkissen dienen mögen; Kriegsleute verzichten nur auf die Bequemlichkeiten des Lebens, wenn sie keine dahaben!«
    »O der große und tapfere und weise Feldhauptmann«, sprach Trinkaus, indem er dem Befehle nachkam und an der Spitze der Schar einherschritt. Als sie vorbeigezogen waren, trat Bergspalter als letzter unter das Zelt, er legte sich aber in der Mitte nieder; jeder nahm in einer ehrerbietigen Entfernung von dem Hauptmanne einen Platz ein, der ihm am bequemsten dünkte; der Derwisch sprach nun ein Gebet, und alle schliefen friedlich ein.
    Sobald der Morgenstern am Horizont erschien, weckte Scharfblick Immerschlaf, der laut gähnend einen Schlag auf seinen Bauch tat, dessen Geräusch in allen Höhlen der Umgegend widerhallte; alsobald war Bergspalter auf den Beinen und weckte seine Leute. »Auf, o Genossen,« rief er ihnen zu, »auf, daß uns der Tag schon in Waffen vorfinde! O Allverstärker, brich das Lager ab!« Auf diesen Befehl hin ging jedermann aus dem Zelte. Allverstärker blieb allein zurück, um darin zu arbeiten, während man die Zeltstangen herausriß; und noch vorm Aufgang der Sonne war das Zelt wieder zusammengefaltet und an dem Gürtel befestigt, der es tragen mußte.
    Alle waren zur großen Heerschau versammelt; Trinkaus hatte sich in das Hintertreffen gestellt. Bergspalter sprach zu ihm: »O Bruder, du stehst nicht an deinem Platze: da du unser Kriegsrat bist, solltest du nötigerweise in der Mitte stehen; doch hat sich die Kriegskunst ein wenig geändert, stelle dich in die letzte Reihe; oft zwar, wenn die Vorhut handelnd eingegriffen hat, kommt der Rat viel zu spät, doch da nun unsere Reihen nicht sehr dicht sind, wird dich nichts hindern, mir zur Hilfe zu kommen ... Ist dein Buch in gutem Zustande und fehlen keine Blätter darin?« »Bei Mohammed, ich habe sie nicht gezählt, aber es ist gleich, ich kann sie leicht ergänzen!« Da sagte Bergspalter: »O Bruder Scharfblick, du hast ein wenig rote Augen, bade sie in frischem Wasser, man muß die Ausflüsse fürchten! ... Sind Geradinsziels Bogen und Pfeile in gutem Zustande?« »Nichts fehlt daran, o mein Feldherr!« »Ich kann es kaum erwarten, deine Geschicklichkeit zu prüfen, um eine Botschaft gerade ins Auge unseres Feindes zu senden! ... Laß dein Knäuel sehen, o Wolkengreifer. Es ist recht rund und wahrlich aus feingesponnener Seide und ist eine Herausforderung an Spinnen. Doch, o mein lieber Gefährte, wenn du die Ratschläge eines alten Streiters, wie ich einer bin, annehmen willst, so wirst du bald einsehen, daß eine so kostbare Gabe wie deine sich nicht darauf beschränken darf, die Luft zu erfrischen und den Aufwasch zu spülen ... O Feueratem, ich kann zwar den Feuerherd in deinem Magen nicht mustern, doch setze ich voraus, daß er für den Kriegszug mit Schwefel und Pech wohlversehen ist; da wir in anderer Leute Küchen fallen wollen, haben wir deine zu unserer Versorgung nicht nötig; aber ich beauftrage dich, alle Köpfe zu rösten, die uns hinderlich werden sollten ... Deine Babuschen,o Schneidewind, scheinen in gutem Zustande zu sein; doch hüte dich vor deinen Gelüsten nach Feigen, du liefest Gefahr, deiner Schuhe beraubt zu werden und hättest dir eine böse Erkältung zugezogen, wenn du von fernher hättest barfuß herwandern müssen ... O Allverstärker, du hast das Zelt zusammengepackt, laß doch sehen, ob die Pfähle daran sind, ob die Stricke dauerhaft sind, ob der Stoff nicht nachgegeben hat; nein, nichts fehlt an ihm. Sage mir, wenn du in eine Melone

Weitere Kostenlose Bücher