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Tausend und ein Tag - Orientalische Erzählungen

Titel: Tausend und ein Tag - Orientalische Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymer Verfasser
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fliehst vor dem scheußlichen Luder, meinem Weibe?« »Freilich tue ich solches«, sprach der Geist. »Ist es nun recht und billig,« fuhr der Mann fort, »mich strafen zu wollen, weil ein Wesen deiner Art ihre Gegenwart nicht ertragen kann ? Wenn du es vor ihr nicht aushalten kannst, wie soll ichs da können?« Der Geist erwiderte: »Daran dachte ich nicht; du hast recht, ich will dein Freund sein und mit dir reisen!«
    In des Geistes Gesellschaft setzte nun der Mann seine Wanderschaft fort, bis sie in einer herrlichen Stadt anlangten, die ein großer und mächtiger König beherrschte. Als sie unter dem Tore durchgingen, sprach aber der Geist zu seinem Begleiter: »Was würdest du dazu sagen, wenn ich dich zum Wesir des Königs hier machte?« »Zum Wesir, ach, wie wäre das möglich?« erwiderte der Mann. »Ja, es steht in meiner Macht,« sprach der Geist, »und es soll wahrlich geschehen. Ich will mich nämlich in eine ungeheure Schlange mit zwei eklen Köpfen verwandeln und mich um des Sultans Tochter ringeln; und wenn auch das ganze Reich in Waffen wider mich stünde, soll es doch niemandem gelingen, sie von mir zu befreien. Zweifelsohne wird den Sultan die Angst und die Liebe zu seiner Tochter veranlassen, öffentlich bekanntzugeben, daß der, der seine Tochter von der Schlange befreie, sie zur Gemahlin haben solle. Dann aber mußt du, mein Freund, mit einem Scheichgewande bekleidet, hinzukommen und dich erbieten, die Sultanstochter zu befreien; sowie du nahe kommst, löse ich mich wie schmelzendes Blei auf und werde unsichtbar!«
    Der Mann kam der Weisung des Geistes nach. Öffentlich wurde bekanntgegeben, wer die Sultanstochter von einer ungeheuren zweiköpfigen Schlange befreie, die sich ihr um den Leib geringelt habe, solle die Prinzessin zum Weibe haben. Der als Scheich verkleidete Mann trat in den Palast, erbot sich, solches tun zu wollen und wurde in den Harem geleitet..
    Als er in das Gemach trat, erblickte er die wie eine Huri schöne Prinzessin von den Ringen einer ungeheuren Schlange umwunden. Der Sultan aber und sein Wesir hielten sich in der Ferne und erwarteten ungeduldig den Ausgang der Dinge. Doch der Mann trat zu ihr und zur Stunde löste sich die Schlange von dem Nacken der Prinzessin los, zerfloß wie schmelzendes Blei und verschwand. Wie aus der Tiefe des Grabes erhob sich die Prinzessin, und der Mann murmelte noch einige Gebete über ihrem Haupte. Allerorten herrschte große Freude, und ehe noch der Tag zur Neige ging, wurde die Prinzessin mit ihrem Befreier vermählt und die Hochzeit vollzogen.
    Folgenden Tages nun erschien der Geist dem Manne wieder in dem Palaste des Sultans, seines Schwiegervaters; sowie ihn der Mann sah, fiel er vor ihm nieder und küßte voller Demut seine Hand. Da sprach der Geist zu ihm: »Jetzt, mein Freund, verlange ich eine Gefälligkeit von dir!« Der Mann fragte: »Und was forderst du von mir?« »Ich bin nun willens,« fuhr der Geist fort, »mich um die Wesirstochter, in die ich mich verliebt habe, zu ringeln. Unterstehe dich aber nicht, sie ebenso wie die Sultanstochter zu befreien, sonst, verlaß dich darauf, wird es dir augenblicklich mitsamt deiner jungen Gemahlin das Leben kosten!« »Ich gebe dir mein Wort, daß ich solches nicht tun will«, erwiderte der Mann. Groß war der Aufruhr und Lärm andern Tages im Palaste und im Harem des Wesirs; und als man sich nach der Ursache erkundigte, erfuhr man, daß dieselbe Schlange, welche die Sultanstochter umringelt hatte, nun auch die Wesirstochter umstrickt habe. Als der Sultan solches vernahm, sagte er: »Dem Übel ist bald abzuhelfen; ich brauche nur den Scheich, meinen Schwieger, hinzuschicken und sie wird alsobald durch sein Erscheinen von ihrem Ungemach befreit werden!« Bald hernach kamen Boten zu dem neuen Scheiche und forderten ihn in des Sultans Namen auf, er solle gehen und auch die Wesirstochter befreien. »Nie und nimmer,« rief der Mann aus, »eher will ich mich hängen lassen, als einen Schritt in dieser Angelegenheit tun!« »Doch weshalb denn nicht ? Kann ihr doch niemand weiter als du helfen«, versetzten die Boten darauf. Als der Sultan solches hörte, befahl er seinem Schwieger, auf der Stelle hinzugehen. Doch abermals weigerte sich der, aus dem Hause zu gehen; der Sultan aber schickte ihm einen dritten Boten mit diesen Worten: »Wenn du, o mein Sohn, nicht stehenden Fußes aufbrichst und dem armen Mädchen hilfst, sollst du des Todes sterben. Hat denn nur eine Fürstentochter Anrecht auf deine

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