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Tausend und ein Tag - Orientalische Erzählungen

Titel: Tausend und ein Tag - Orientalische Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymer Verfasser
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schwelgen?« Basem sagte darauf: »Niemals möge der Himmel dein Herz mit froher Botschaft erfreuen! Bei Allah, nichts als Widerwärtiges habt ihr zu melden! Erst eben habe ich euch gewarnt, mir nicht mit euren Voraussetzungen und üblen Vorbedeutungen zu kommen. Zwanzig Jahre habe ich nun ruhig und sicher vor Überfluß und Mangel zugebracht, und jetzt kommt ihr in dieser Nacht und neckt mich und sucht mein Gemüt mit euren unangenehmen Einflüsterungen zu verwirren. Aber ich sage euch im Namen Allahs: steht auf und verlaßt mich. Wie konnte ich nur so albern sein und euch in mein Haus hineinlassen und euch das Geheimnis meines Lebens offenbaren!«
    »O mein lieber Freund Basem,« versetzte darauf der, Wesir, »wir spaßen bloß mit dir. Nach deiner Erzählung hast du nun schon zwanzig Jahre lang ununterbrochen so gelebt, und noch niemals hat der Kalif solch einen Befehl erlassen; sei überzeugt, um alles in der Welt möchten wir dir keinen unangenehmen Augenblick verschaffen. Aber gesetzt den Fall, es ereignete sich einmal, was würdest du dann machen, da du niemals einen Dirhem für den kommenden Tag übrig läßt?«
    Solche Worte brachten Basem, der während dieser Zeit mit Trinken fortfuhr und mehr und mehr berauscht wurde, völlig in Zorn, und er rief aus: »O du Schurke, wie, du wagst es, deine unheilkündenden Worte nochmals zu wiederholen? Bei Allah, ihr seid widerwärtige Unglücksvögel; und sollte der Kalif morgen wirklich nach euren Worten handeln, dann soll euch, so wahr mir Hussein, Mohammeds Tochtermann, helfe, die ganze Welt nicht vor meinen Armen schützen; solches schwöre ich euch! Und würde euch unfehlbar in allen Winkeln Bagdads aufstöbern und samt und sonders ermorden!« Um bei diesen Worten nicht hell aufzulachen, mußte der Kalif den Mund mit seinem Mahtelzipfel verstopfen.
    Hierauf verabschiedeten sie sich von ihm und gingen fort, unterwegs aber sagte der Kalif: »Wahrlich, es sollte mich wundern, wenn ich morgen kein Mittel fände, um wieder mit meinem Freunde, dem Grobschmied, zusammenzukommen.«
    Der Morgen dämmerte bereits, als der Kalif mit seinen Gefährten durch die Geheimpforte wieder in den Palast trat. Harun legte sich nun zu Bett, doch nach kurzem Schlummer weckte ihn der anbrechende Morgen. Er stand auf, verrichtete sein Morgengebet und ging in den Saal des Diwans; die Emire und Wesire, die Beamten und Großen seines Reiches scharten sich um ihn, aber seine Gedanken waren noch ganz bei den Erlebnissen der vergangenen Nacht. Er rief daher seinen Wesir Dscha'afar heran und sprach zu ihm: »Schicke zu dem Wali der Stadt und laß in allen Straßen Bagdads verkündigen, daß in den nächsten drei Tagen kein Grobschmied seine Werkstatt auftun, noch bei Todesstrafe darin arbeiten darf!« Dschalod-ibn-Dsehaleb aber, der Statthalter von Bagdad, trug Sorge, daß die Verfügung des Sultans mit dem größten Gepränge verkündet wurde. Sechs Herolde mit stattlichem Gefolge verbreiteten des Kalifen Willen in den verschiedenen Stadtvierteln; das Volk wunderte sich darob und gehorchte.
    Wie gewöhnlich kam Basems Meister am frühen Morgen in seine Werkstatt und wollte sie schon mit einigen seiner Leute aufmachen, als er den Befehl des Sultans verkündigen hörte, daß jeder Grobschmied an seiner Haustüre aufgeknüpft werden sollte, der in den nächsten drei Tagen seine Werkstatt offen hielte und darin arbeiten ließe. Da nun sagte Basems Meister zu einem seiner Leute: »Hier, nimm den Schlüssel, und komm am vierten Tage wieder!«
    Was Basem nun anging, so war der nach dem Fortgange seiner Gäste in tiefen Schlaf versunken und wachte nicht eher auf, als bis die Sonne hoch am Himmel stand. Er sprang auf und ging wie gewöhnlich nach seiner Werkstatt, ohne um des Kalifen Verbot zu wissen. Als er näher kam, sah er den Lehrjungen draußen sitzen Und die Schmiede verschlossen. Da sprach er zu dem: »O du Tagedieb, warum öffnest du die Türe nicht ? Ist das Schloß vielleicht in Unordnung, so will ich sogleich die Faust ballen und mit einem Hieb die Riegel sprengen; oder sollte der Fensterladen nicht aufgehen, so will ich mit den Fingern die Nägel aus den Haspen ziehen!« In dem Augenblicke kam der Meister hinzu und sagte: »Es liegt wahrlich nicht am Schlosse!« »Zum Henker, warum sitzt denn der Bube draußen?« schrie Basem. Darauf erwiderte der Meister: »O Basem, entweder bist du betrunken oder schläfst noch; hast du denn nicht von dem Befehle des Kalifen gehört« »Von was für einem

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