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Tausend und ein Tag - Orientalische Erzählungen

Titel: Tausend und ein Tag - Orientalische Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymer Verfasser
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nicht den Wunsch, o Herr,« antwortete der Kalif, »dein Essen zu kosten, und sind nur gekommen, um zu hören, wie es dir geht, und uns deiner Unterhaltung zu erfreuen. Haben wir doch den ganzen Tag nur von dir gesprochen und uns über das Verbot, das die Grobschmiede angeht, gewundert und
    zugleich auch empört!« »Wegen eurer ereignete sich all das«, entgegnete Basem, »und ist die Frucht eures unzeitigen und unheilvollen Geschwätzes. Ausdrücklich untersagte ich euch, in meinen Angelegenheiten herumzuschnüffeln, ihr unterließet es jedoch durchaus nicht und wagtet gar zu sagen, der Kalif könne vielleicht dies und jenes tun; und bei Allah, die Himmelspforten wurden wider mich geöffnet. Hütet euch wohl, solches rate ich euch, wieder etwas laut werden zu lassen, was etwa geschehen könnte!« »O Herr, wir wollen dir wahrhaftig nicht lästig fallen, aber erzähle uns doch, bitte, wie es möglich wurde, daß du dir das vor dir Stehende verschaffen konntest!« Darauf sagte Basem: »Wie ich euch gestern mitteilte, lebe ich seit zwanzig Jahren so. Als ich nun heute vernahm, daß den Grobschmieden die Arbeit untersagt sei, ging ich, solches gebe ich zu, mit gar schwerem Herzen von der Werkstatt weg. Doch Allah hat mir ein andres Gewerbe verschafft, und ich habe in einer Badstube als Aufwärter bedient, dessen Verrichtungen mich ein guter Bekannter lehrte, und verdiente noch vor dem Abendgebete fünf Dirhems mit solcher Beschäftigung. Mit diesem Gelde verfuhr ich so, wie ihr es seht; kaufte Speisen und Obst und Wein und bin wieder Basem. Allah sorgt für mich! Dem Kalifen drehe ich eine Nase; möge der Teufel alle Kalifen und Grobschmiede holen! Als Badewärter will ich leben und sterben; das Gewerbe ist zehnmal angenehmer als das des Grobschmieds; und Bäder kann der Kalif nicht verbieten!«
    Der Kalif gab dem Wesir zu verstehen, daß er sich mit Basem in einen Wortwechsel einlassen sollte. Der Wesir fing an: »O Hadschi Basem, was würdest du denn machen, wenn der Kalif den Gebrauch der Bäder untersagte?« Da antwortete Basem: »Sagte ich euch nicht, daß ihr überlästige und aufdringliche Burschen seid? Schwurt ihr nicht bei Allah, euch nicht mehr mit meinen Angelegenheiten zu befassen? O du Dickwanst, du elender Misthaufen mit dem Katzenbarte, habe ich dir nicht ausdrücklich untersagt, noch solch ein unheilschweres Wort auszusprechen?« Dscha'afar wandte sich in diesem Augenblicke gegen den Kalifen, sah, wie der gar fröhlich lachte, und sprach bei sich: »Ja, ja, der Scherz scheint meinem Gebieter herrlich zu gefallen!« »Gib dich zufrieden, Herr,« entgegnete er Basem höflich auf seine Rede, »wir machen doch nur Spaß; wenn wir dich in irgend etwas beleidigt haben, so vergib uns bitte.« »Hol euch alle Dieser und Jener,« sagte Basem darauf, »wer könnte euch wohl gerne sehen! Ehe ihr kamt und mich störtet, lebte ich ruhig und glücklich; seit zwanzig Jahren habe ich jeden Abend so verbracht, bis ihr ungebeten hereinkamt, um mich zu narren und mein Vergnügen zu stören. Doch ich will nicht länger Grobschmied sein; mag ihnen der hochweise Kalif nur immerzu ihr Handwerk unterbinden, wenns ihm behagt. Allah hat mir ein andres Gewerbe zugewiesen; dem Kalifen zum Trotze soll mir das Bad meine gewohnte lustige Lebensweise erhalten; möge dem Kalifen ein Stück Knoblauch in die Nase fahren!« Darauf füllte er sein Glas, hielt es gegen das Licht, daß es durchschimmerte, und sang sich ein Lied. Dann sprach er: »Wahrlich, es ist recht, den Kalifen zu foppen, er gedachte mich aufzuziehen und mit leerem Magen ins Bett zu schicken; doch was schiert mich jetzt der Kalif!« Der sprach zu sich: »Wart, o Freundchen, dich will ich schon noch klein kriegen; morgen in der Frühe lasse ich alle Bäder sperren, es soll mich wahrlich wundern, was du dann morgen abend treibst.« Abermals füllte Basem sein Glas, blinzelte hindurch und sang sich ein andres Lied. »Dies Lied klingt fröhlicher als das erste,« sprach der Kalif zu seinem Wesir, »er ist ein lustiger Bursche, und seine Lieder verstehen es, mir, so verdrossen ich auch bin, eine heitere Laune zu geben!« Bald sang Basem, bald trank er oder naschte von seinem Nachtische oder klatschte in die Hände. Seine Lieder aber waren fröhlich und verliebt und spaßhaft, manchmal sang er auch eine Klageweise. Gegen Morgen war er völlig trunken, und seine Gäste verabschiedeten sich von ihm. Da sprach der Wesir zu ihm: »O Hadschi Basem, wir wollen dich bald wieder

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