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Tausend und ein Tag - Orientalische Erzählungen

Titel: Tausend und ein Tag - Orientalische Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymer Verfasser
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Befehle des Kalifen, fragte Basem, »ich weiß um keinen!« Der Meister antwortete: »Nun, der Statthalter hat eben verkündigen lassen, daß jeder Grobschmied, der in den nächsten drei Tagen seine Werkstatt öffnet und darin arbeiten läßt, an seiner Haustüre aufgeknüpft werden soll; wenn du es nicht glauben willst, komm und versuchs!« Als Basem solches vernahm, fiel ihm unwillkürlich das Werkzeug aus den Händen, und seine nächtlichen Gäste und ihre Reden fielen ihm wieder ein; er sprach aber zu sich selbst:»Könnte ich diese Schurken nur auffinden und meinen Grimm an ihnen austoben. Die Spitzbuben nahmen nur den Fall an, und siehe, nun ist er da; und wiesen nur darauf hin, und der unselige Augenblick ist schon eingetroffen!« Während Basem bestürzt dastand und nicht wußte, was tun, sprach sein Meister zu ihm: »Warum, o Basem, bist du so verwirrt? Du hast doch nicht Weib noch Kind, noch sonst irgend jemand, für den du zu sorgen hast, außer für dich selbst. Ich unglücklicher Mann dagegen bin Hausvater; wo soll ich ohne Arbeit diese drei Tage über Brot für meine Familie hernehmen? Solches Geschick trifft mich um deinetwillen, wahrlich, das sehe ich ein; kommst du nicht Morgen für Morgen halbbetrunken zur Arbeit? Du hast uns den Fluch erwirkt, weil du seit zwanzig Jahren keine Nacht verstreichen läßt, ohne deinen Bauch voll des Weines zu füllen! Geh aus meinen Augen und laß dich nimmer wieder hier blicken, geh, du Leckerzahn, und bettle die drei Tage!«
    Hierauf schimpfte er noch weiter auf Basem, der ganz bestürzt und in tausend Gedanken verloren dastand und dann,: ohne eine Antwort zu geben, forteilte. »O Allah,« rief er aus, nachdem er eine Weile zugegangen war, rieb sich seine Hände und biß sich die Lippen blutig, »kämen mir doch meine spitzbübischen Gäste in die Quere. Ihre Reden sind in Erfüllung gegangen. Seit der Stunde ihres Besuches und ihrer Prophezeiung schwante mir, daß es heute einen Unglückstag für mich gäbe!« Und er wanderte eine Zeitlang durch die Gassen, ohne zu wissen, was er beginnen konnte. Zufällig kam er an einem Badehaus vorbei und trat ein, um ein Bad zu nehmen.
    Als er hineinging, traf er auf einen Badediener, der sich Kaled nannte und früher bei Basem bedienstet gewesen war; der aber hatte ihn freundlich behandelt und ihn in seine jetzige Stellung gebracht. Kaled erkannte sogleich den alten Freund, ging auf ihn zu, grüßte ihn und küßte seine Hand: »Willkommen, o Hadschi Basem,« sagte er, »o mein Freund und Gönner, steht dir etwas zu Diensten?« Basem antwortete: »Ach, der hartherzige Kalif Harun al-Raschid hat das Gewerbe der Grobschmiede unterbunden und gedroht, jeden von uns aufknüpfen zu lassen, der in den nächsten drei Tagen arbeitet. Du weißt doch, o Kaled, daß ich für heute abend keinen einzigen Asper übrig habe; und soll ich auch nur einmal von meiner alten Gewohnheit abstehen, wird es mir wahrlich groß Unglück bringen, des bin ich sicher. Leider verstehe ich mich nun auf kein anderes Handwerk!« »Hab keinen Kummer, o Basem,« erwiderte Kaled; »im Falle der Not kannst du sicherlich in den Badestuben arbeiten und die Gäste bedienen und ihnen die Glieder reiben und den Kopf mit Seife und Lifey (welches eine Salbe aus Dattelpalmenrinde ist) waschen. Du kannst hier drei Tage bei uns arbeiten und dann wieder deiner Beschäftigung nachgehen!«
    Leicht ließ Basem sich bereden; Kaled band ihm einen breiten Schurz um, versah ihn mit einem Leinentuche, drei Schermessern, einem Steine zum Gliederreiben und mit Seife und Lifey. Bald hernach kamen einige Badegäste, und Kaled ließ sie von Basem bedienen. Basem aber verrichtete das Geschäft nach bestem Können. Der erste, den er bediente, gab ihm zwei Dirhems, ein zweiter gab ihm einen, mehrere gaben diese oder jene Scheidemünze, kurz, er hatte seine fünf Dirhems beisammen, wie er sie als Grobschmied täglich verdient hatte, ehe noch das Abendgebet heran war. Sowie er diese Summe beisammen hatte, jauchzte er und rief: ›Was schiert mich noch der Kalif? Von nun an will ich nicht mehr als Grobschmied arbeiten, nein, mit Allahs Hilfe nichts anderes denn Badediener sein, solches ist gar lustig und bequem und auch zehnmal leichter als Schmiedearbeit!‹ Dann legte er sein Gewand an, eilte nach Hause, nahm Krug und Teller und Korb und ging sogleich auf den Markt. Er kaufte hier für einen Dirhem Hammelfleisch und ließ es in seiner Schüssel beim Garkoch zubereiten; dann erstand er für

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