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Tausend und ein Tag - Orientalische Erzählungen

Titel: Tausend und ein Tag - Orientalische Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymer Verfasser
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einen Dirhem Wein; den dritten legte er in Blumen und Wachskerzen an; Pistaziennüsse erhandelte er für den vierten, und Früchte und leckeres Backwerk; den fünften endlich ließ er wechseln und handelte dann Sesamöl für seine Lampe, gewöhnliches Öl für seine Leuchter und zwei Brote ein. Als er all diese Einkäufe erledigt hatte, kehrte er zu dem Garkoch zurück, bei dem er sein Hammelfleisch schon fertig auf der Schüssel vorfand. Nun aber ging er, über sein gutes Glück frohlockend, mit allen Einkäufen nach Hause, wo er um Sonnenuntergang ankam.
    In seinem Gemache angelangt, zog er sein Gewand aus, räumte auf und steckte die Lampe an und schmückte seinen Tisch. Dann stellte er sein Abendessen und Wein und Früchte auf, setzte sich nieder und sagte, indem er sein Glas füllte: ›Solches trinke ich zur Beschämung meiner elenden Gäste; gebe es der Himmel, daß ich in dieser Nacht wieder mit ihnen zusammenkomme!‹
    Als der Abend hereingebrochen war, sandte der Kalif, der an gar nichts anderes als nur an Basem dachte, nach seinem Wesir Dscha'afar und sprach zu ihm: »Ich denke gerade daran, wie wohl der arme Schlucker von Grobschmied die Nacht verbringen mag!« Der Wesir erwiderte: »Ich glaube, o Herr, daß er, Trübsal blasend, beim leeren Kruge mit leerem Magen sitzt.« »Laß Masrur sogleich kommen,« befahl der Kalif, »wir wollen nochmals zu dritt zu ihm gehen und ihm zu unserer Belustigung einen Besuch machen!« Der Wesir erwiderte: »Wahrlich, o Herr, ich glaube, wir täten besser daran, nicht hinzugehen; es könnte ihm beifallen, einen oder dem andern von uns übel aufzuspielen!« »Ich will es, daß wir hingehen!« sprach der Kalif. Abermals verkleideten sie sich und brachen auf. Wie sie nun wieder in die entlegene Gasse einbogen, erblickten sie den Widerschein des Lichtes und Basem mit dem Becher in der Faust, und beim Nähertreten hörten sie ihn ebenso lustig wie in vergangener Nacht singen. Da rief der Kalif: »Bei Allah, an unseres Freundes Zustande scheint sich nichts geändert zu haben; seinetwegen verboten wir den Grobschmieden die Arbeit, solches hat aber scheinbar keine Störung seines Gewerbes hervorgebracht. Du mußt es nun fertigbringen, daß wir wieder eingelassen werden, auf daß wir unsern Spaß noch einmal haben!« »Das ist wahrlich, o Gebieter, ein gefahrvoller Handel«, sagte der Wesir darauf, »und könnte uns Gefahr bringen; hat er uns gestern schon hart zugesetzt, so wird er es heute wohl noch viel schlimmer machen.« Da der Kalif keinen Widerspruch gelten ließ, klopfte Masrur an die Tür. Gerade in diesem Augenblicke gedachte Basem, dem der Wein schon zu Kopf gestiegen war, seiner Gäste und wünschte, daß sie das Glück wieder herführen möchte; als er nun an die Pforte pochen hörte, trat er sogleich an das Fenster und rief mit zorniger Stimme: »Wer ist denn da?« Antwortete Dscha'afar: »Deine Gäste von gestern abend!« Basem schaute hinunter und erblickte wahrlich seine drei Gäste. »Ich lasse euch nicht ein, schert euch zum Galgen«, rief er binab. »Beim hohen Allah, den lieben langen Tag habe ich euch aufgepaßt, um euch windelweich zu prügeln; und jetzt bedarf ich eurer nicht mehr, ihr wollt mich ja doch nur foppen!« Da entgegnete der Wesir: »O erhabener Basem, wir haben wirklich und wahrhaftig keine bösen Absichten und sind heute nacht nur gekommen, um uns aus Freundschaft nach deinem Wohlergehn zu erkundigen, denn wir haben von des Sultans unbegreiflichem Befehle gehört, daß Grobschmiede ihr Handwerk nicht betreiben sollen, und in unserer Sorge möchten wir erfahren, ob er dir auch Schaden gebracht hat. Daher öffne uns, bitte; und wir verpflichten uns auch, dich durch keine unpassende Rede ärgern zu wollen!« »Ärgert mich nur, wenn ihrs könnt, aber paßt auf, was hinterdreinkommt,« sagte Basem darauf, »ich will euch abermals aufnehmen!« Und kam herunter und schloß die Türe auf; doch der Wein war ihm schon sehr zu Kopfe gestiegen, und er war fast betrunken. Seine Gäste aber stiegen mit ihm die Treppe hinauf und setzten sich in eine Ecke des Gemaches.
    Basem sagte: »O ihr Burschen, ihr kennt doch meine Lebensweise; da steht mein Essen und mein Nachtisch, und hier steht mein Wein. Keiner von euch soll auch nur einen Tropfen von ihm abhaben, reicht er doch kaum für mich allein!« Dann wandte er sich gegen den Kalifen: »O du Flegel mit deinem kohlschwarzen Barte und dem Schafsgesicht, was schielst du so nach meinen Früchten?« »Wir haben

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