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Tausend und ein Tag - Orientalische Erzählungen

Titel: Tausend und ein Tag - Orientalische Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymer Verfasser
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Alle Wesire und Fürsten, welche vor einer solchen Lage große Furcht hatten, sagten ebenfalls nichts. Der König sprach nun zu sich: ›Ich kann mir hier nicht anders heraushelfen, als daß ich sage: eine schöne Kopfbinde, sie gefällt mir.‹ Darauf sprach der König: »Gott segne dich dafür! Oh, wie prächtig und schön ist diese Kopfbinde!« und lobte ihren Meister sehr. Der junge Mann sprach: »O König, befiehl: man soll einen Turban herbeibringen, ich will es dem Könige darum wickeln!« Man brachte den gewünschten Turban herbei. Der junge Mann nahm das Papier vor sich, tat so, als ob er den Zipfel der Kopfbinde nehmen und sie darum wickeln wollte, und bewegte dann seine Hand in einem fort hin und her. Es war aber gar nichts. Als er fertig war, setzte er ihn dem Könige auf. Alle umstehenden Fürsten sprachen: »Gott segne dir die Kopfbinde, o König, wie gut und fein ist sie!« und lobten den jungen Mann tausendmal. Dann stand der König auf, ging mit seinen Wesiren in ein Nebenzimmer und sprach: »O meine Wesire, bei Gott, ich glaube ein Bastard zu sein, denn ich sehe diese Kopfbinde gar nicht!« Die Wesire erwiderten: »O König, glaubst bloß du sie nicht zu sehn? Bei Gott, auch wir sehen gar nichts davon! Wir wissen nicht, was es sein soll!« Endlich aber sahen sie ein, daß es nichts war, und daß jener junge Mann ihnen nur irdischen Vorteils wegen einen Streich gespielt hatte.

Die Geschichte von Hasan und dem Kaiser von Griechenland
    Vor Zeiten gab es in Bassorah einen Juwelenverkäufer, welcher Hasan hieß; der ging eines Tages mit Waren zu dem Kaiser von Griechenland. Die Kaiserin kaufte ihm etwas von seiner Ware ab. Ein anderes Mal besuchte er den Wesir des Kaisers. Dieser sprach: »O Hasan, heute gehen wir an einen Ort; kommst du nicht mit?« Hasan erwiderte: »Ja!« Dann machten sie sich auf, stiegen beide im Gefolge des Kaisers zu Pferde und ritten auf ein weites Blachfeld hin, auf dem inmitten anderer Zelte ein weißes Zelt aufgeschlagen war. Als sie sich diesem Zelte näherten, machte der Kaiser, der Wesir und alle Fürsten halt. Hasan aus Bassorah sah, daß eine Menge Gelehrte und Koranleser, die Korane und Lesepulte auf ihren Köpfen trugen, in jene Zelte eintraten und mit schöner Stimme den Koran hersagten. Sie kamen dann wieder heraus, gingen um jenes Zelt in feierlichem Aufzuge dreimal herum, blieben an dessen Türe stehen und sprachen: »O Prinz, was sollen wir tun? Wenn wir doch durch Koranhersagen oder durch irgendein frommes Gebet dem Himmelsvögelein deiner Seele Hilfe bringen könnten! Wir würden Tag und Nacht nicht davon ablassen; aber es gibt ja kein Mittel, als sich mit Geduld in den Beschluß und Befehl des allmächtigsten Königs zu ergeben!« Mit diesen Worten gingen sie auf einen weiten Platz. Nach ihnen kamen weißbärtige Scheichs und Einsiedler mit Andachtsübungen und Lobgesängen, gingen in feierlichem Aufzuge dreimal um jenes Zelt herum, stellten sich an dessen Türe und sprachen: »O Prinz, was sollen wir tun? Wenn wir doch durch Andachtsübungen und Anrufungen Allahs dem Himmelsvögelein deiner Seele Hilfe bringen könnten! Wir alle würden gehen und mit Andachtsübungen und Anrufungen Allahs unsere weißen Bärte dir zu Füßen legen. Aber was sollen wir tun? Es ist ja der Befehl des allmächtigsten Königs, und seinen Befehl rückgängig zu machen, ist nicht möglich!« Mit diesen Worten machten sie sich auf, und während sie fortgingen, kamen schöne Knaben und Mädchen, welche alle in ihren Händen goldene, im Innern mit kostbaren Edelsteinen angefüllte Schalen trugen. Auch sie gingen dreimal in feierlichem Aufzuge um das Zelt herum, und indem sie an dessen Türe stille hielten, sprachen sie: »O Prinz, was sollen wir tun? Wenn wir doch durch Aufopferung unserer Seele oder unserer Schönheit, oder durch Tränenvergießen oder Seufzen dem Himmelsvögelein deiner Seele Hilfe bringen könnten, so würden wir das tun; aber was sollen wir tun? Es gibt ja dafür gar kein Mittel!« Mit diesen Worten wandten sie sich mit Seufzen um und gingen fort. Nach ihnen kam eine große, mit Säbeln und Panzern gewappnete und berittene Schar Heeresleute; auch sie zogen dreimal um das Zelt herum, machten an dessen Türe halt und sprachen: »O Prinz, was sollen wir tun ? Wenn wir doch durch Kampf dem Himmelsvögelein deiner Seele Hilfe bringen könnten, so würden wir unsere Seelen und unsere Köpfe für dich lassen; aber was sollen wir tun? Es gibt ja dafür gar kein Mittel!«

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