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Tausend und ein Tag - Orientalische Erzählungen

Titel: Tausend und ein Tag - Orientalische Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymer Verfasser
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Saiten geregelt.‹ Ich gestand, daß ich es getan hatte. ›Nun,‹ sprach sie, ›so spiele du auch.‹ Ich spielte einige meiner besten Weisen zum Entzücken der Gesellschaft. ›Ich schwöre bei Allah, dem Lebendigen,‹ rief der Hausherr aus, ›du bist ein Meister in der Kunst, entdecke uns nun deinen Namen.‹ Ich nannte mich und bekannte zugleich, daß, während der Kalif meiner harrte, ich mich weggestohlen und bloß um des schönen Mädchens willen den Eingang ins Haus versucht hätte. ›Wohlan,‹ sprach der Hausherr, ›ich mache dir einen Vorschlag: bleibe eine Woche bei uns, um die Vermählung mit der Sängerin, die du verlangst, zu feiern.‹
    Ich blieb eine Woche bei ihnen, während mich der Kalif Maamun aller Orten suchen ließ, ohne meine Spur zu entdecken. Nach sieben Tagen verließ ich das gastfreundliche Haus und nahm die Sklavin mit mir. Dann ritt ich in das Serail, wo mir der Kalif ein ›Weh dir!‹ zurief. Ich erzählte ihm aber meine Geschichte vom Anfang bis zu Ende, und sie gefiel ihm so gut, daß er meinen freigebigen Gastfreund mit hunderttausend Dirhems beschenkte.
    Erzähl mir eine Geschichte wider den Schlaf und wider die Langeweile«, sagte der Kalif eines Tages zu Masrur, dem obersten Aufseher des Harems. »O Fürst der Rechtgläubigen,« antwortete Masrur, »für jetzt fällt mir nichts bei, was deiner Erhabenheit würdig wäre; doch bringe ich dir einen alten Sklaven vom Serail deines Vaters, in dessen Gesellschaft dir die Zeit nicht lang werden soll!« Der alte Diener wurde vorgeführt, küßte dreimal die Erde vor den Füßen des Kalifen und begann folgende Erzählung:
    »Der Vater deiner Erhabenheit, weiland Kalif Harun al-Raschid, glorreichsten Angedenkens, war ein großer Liebhaber der Jagd. Und den ganzen Tag über gings über Stoppel und Moor, bergauf, talein, in vollem Rennen. Ich hinter ihm her; oft vor der Hitze des Tages, vor Müdigkeit und Hunger verschmachtend. Eines Tages gab mir einer der Palastbeamten drei in Honig eingesottene Datteln, ein treffliches Mittel sowohl wider Hunger als Durst, des wurde ich froh und bewahrte meine Datteln wie einen Talisman wider das Ungemach der Jagd. Und ich erspähte den Augenblick, wo der Kalif ein wenig voranritt und mich nicht zu bemerken schien, um eine der Datteln zum Munde zu bringen. Aber kaum hatte ich sie über die Lippen gebracht, als mich der Kalif rief. Ich spie die Dattel aus und gab meinem Esel die Sporen, um den Kalifen zu erreichen. ›Sage mir,‹ sprach er, ›hat dein Esel schon alle Zähne, oder fehlt ihm vielleicht noch einer?‹ ›Er hat sie alle vollzählig, o Fürst der Rechtgläubigen!‹ war meine Antwort.
    Eine kurze Zeit danach blieb ich wieder zurück und versuchte mein Glück mit der zweiten Dattel. Aber kaum hatte sie den Mund berührt, so rief mich der Kalif. Ich war gezwungen, die Dattel wegzuwerfen, und gab meinem Esel die Sporen. ›Ist dein Esel arabischer oder ägyptischer Abkunft?‹ fragte Harun. ›Er ist aus Jemen, o allergnädigster Herr‹, erwiderte ich mit verbissenem Unmute und kehrte auf meinen Platz zurück.
    Hunger und Durst, nicht gestillt, sondern nur durch des Honigs Süßigkeit gereizt, plagten mich mehr denn zuvor, und ich versprach mir, wenigstens die dritte Dattel glücklich hinabzubringen. Doch der Versuch mißglückte. Kaum hatte ich sie zwischen den Zähnen, so rief mich auch schon wieder der Kalif, und ich mußte im vollen Trab zu ihm reiten. ›Um wieviel hast du deinen Esel gekauft?‹ fragte Harun. Verdammt, dachte ich bei mir selbst, sei mein Esel und sein Verkäufer! und dann mit dem abgemessensten und ehrfurchtsvollsten Tone: ›Er kostet mich gerade acht Dinare, o Fürst der Rechtgläubigen!‹ Der Kalif konnte sich des Lachens nicht erwehren, und ich kam abends hungriger und durstiger als jemals in den Palast zurück.
    Nachdem ich mich durch Speise und Trank gelabt hatte, wandelte ich umher in den Galerien des Palastes und in den hohen Gängendes Harems, aus denen schon der letzte Schimmer der Abendröte verschwunden war. Lieblicher Gesang ertönte aus einem der Frauengemächer. Ich ging der Stimme nach und sah durch das Schlüsselloch den Kalifen, der seinen Arm um den Nacken der schönen Sängerin gelegt hatte. Der Kalif war zudringlich, sie aber bat ihn, sie zu verschonen, weil, wenn Subaidah, die Gemahlin Haruns, den geringsten Verdacht hegte, sie auf ewig unglücklich sein und den
    Genuß des Augenblicks mit tausend Martern bezahlen würde. Harun bot all

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