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Tausend und ein Tag - Orientalische Erzählungen

Titel: Tausend und ein Tag - Orientalische Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymer Verfasser
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zusammen mit den andern in einem großen Käfig untergebracht war, schickte sich der Vogelsteller von neuem an, die Netze zu legen. Da zog er, der mit Vernunft und Weisheit begabt war, mit dem Schnabel ein Hölzchen heraus, das die Türe des Käfigs geschlossen hielt, und öffnete sie; während alle andern Vögel entflohen, blieb er allein in dem Käfig zurück. Nicht lange Zeit hernach kam der Vogelsteller nach dem Platze zurück, wo der Käfig aufgestellt war, und als er sah, daß durch die Flucht der Vögel die Mühen dieses Tages vergeblich gewesen waren, wurde er ganz traurig und trat herzu, um die Tür zu schließen, damit der Papagei, der ihm noch blieb, nicht auch noch entflöge; er wurde aber von dem mit weisen und klugen Worten getröstet. Hierüber äußerte er lebhafte Verwunderung, und es schien ihm unmöglich zusein, daß ein frisch gefangener Papagei mit solcher Klugheit zu reden verstünde, und tröstete sich ganz, da er glaubte, für diesen eine große Summe Geldes lösen zu können. Darauf ließ er sich mit ihm in ein Gespräch ein, und als er sah, daß er ihm kluge Antworten gab, löste er die Netze und legte sie zusammen; und mit dem Papageien der Stadt zugehend, unterhielt er sich mit ihm auf dem Wege über viele Dinge; da er merkte, daß das Tier sehr vernünftige und weise Reden führte, begann er zu glauben, er könne mit ihm viel Reichtum erwerben. Wie er dann in die Stadt und auf den Markt gekommen war, begegneten ihm einige seiner Freunde, und als er mit ihnen zu reden begann, entstand nicht weit von ihnen ein großer Lärm, und der Papagei fragte seinen Herrn, was für ein Getümmel da wäre. Und nachdem der es von den Umstehenden erfahren hatte, sagte er, es wäre da eine berühmte und sehr schöne Dirne, die in der vorhergehenden Nacht geträumt habe, daß sie bei einem Vornehmen der Stadt geschlafen habe; diesem sei sie auf dem Markte begegnet und habe ihn beim Gewände ergriffen und verlange hundert Dinare von ihm, indem sie sage, daß sie um einen geringeren Preis noch niemals bei einem andern Manne geschlafen habe. Weil sich aber der Vornehme hierzu nicht verstehen wolle, sei dieser Lärm entstanden. Als der Papagei das gehört hatte, sprach er: ›Dies ist fürwahr ein böser Handel, zumal sie darum so hitzig miteinander streiten; und wenn du sie zu mir kommen läßt, werde ich sie wahrlich miteinander aussöhnen können.‹ Da nun der Vogelsteller wußte, wie klug der Papagei war, überantwortete er den Käfig, in dem er saß, einem seiner Freunde, dem er auf dem Markte begegnet war, und ging eilends dorthin, wo das Getümmel war; und nachdem er den Lärm, den der Vornehmeund die Dirne schlugen, mit Worten ein wenig gedämpft hatte, nahm er sie bei der Hand und führte sie an den Käfig und sagte zu ihnen: ›Wenn ihr damit einverstanden seid, euch in diesem Streite dem Urteil des Tieres hier zu unterwerfen, so glaube ich wahrlich, daß es gerecht zwischen euch richten wird!‹ Über solche Worte spotteten die Umstehenden sehr, weil es ihnen unmöglich erschien, daß ein vernunftloses Tier das, was der Vogelsteller gesagt hatte, zu tun vermöchte. Der Vornehme aber, der solch ein Wunder sehen wollte, wandte sich zu der Dirne und sprach: ›Wenn du damit einverstanden bist, will ich mich, auf mein Wort, dem Richterspruche, den der Papagei über unsern Handel fällen wird, fügen!‹ Als sich die Dirne auch hiermit zufrieden zu geben versprach, näherten sie sich dem Käfig; da fragte sie dann der Papagei zuerst nach ihrem Zwiste; und nachdem er alles aus ihrem Munde vernommen hatte, auch daß sie mit dem Urteil, das er ihnen spräche, zufrieden sein wollten, gab er Befehl, daß ein großer Spiegel vor seinen Käfig gebracht würde. Dies wurde sogleich ausgeführt; dann ließ er sie vor den Spiegel treten, und nachdem der auf einen Tisch gelegt worden war, sagte er zu seinem Herrn, daß er den Spiegel mit dem rechten Fuße halten sollte; dann wandte er sich an den Vornehmen und verlangte, er solle sogleich die von der Dirne geforderten hundert Dinare auf den Tisch legen. Die freute sich darüber und war über die Maßen froh, denn sie glaubte schon ihren Beutel mit ihnen bereichert zu haben; der Vornehme aber legte sie traurig vor dem Spiegel nieder. ›Und du, o Weib,‹ sprach der Papagei, ›rühre nicht die Dinare an, die du auf dem Tisch aufgezählt siehst, sondern nimm die hundert, die in dem Spiegel so funkeln; weil dein Zusammensein mit dem Vornehmen ein Traum war, soist es

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