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Tausend und ein Tag - Orientalische Erzählungen

Titel: Tausend und ein Tag - Orientalische Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymer Verfasser
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Diliramas Schuld zugestoßen war, und bat sie, sie möchten versuchen, mit ihrem Verstande und ihrer Weisheit irgendein Heilmittel gegen seine Krankheit zu finden, denn er sei überzeugt, wenn sie ihm nicht helfen könnten, müsse er in kurzer Zeit aus dem Leben scheiden, weil er bis zu dieser Stunde keinen Menschen zu finden vermocht habe, der ihm für sein Leben ein Heilmittel zu geben gewußt hätte. Als der König seine Rede beendigt hatte, waren die Jünglinge weger der Ursache seines Leidens schwer bekümmert. Der älteste entgegnete ihm aber: »Auch noch gegen dieses Übel, o Gebieter, wollen wir wahrlich schnell ein Mittel finden, und es ist folgendes: Nicht gar weit von dieser Stadt liegt eine sehr große und sehr heitere Ebene; sie soll das Mittel sein, durch das du deine frühere Gesundheit wiedererlangen wirst; lasse dir dort sieben sehr schöne und verschiedenartig bemalte Paläste bauen und verweile dort eine ganze Woche, indem du in jedem von ihnen, mit dem Montag beginnend, eine Nacht ruhst!« »Und außerdem«, hub der zweite an, »schicke sieben deiner Gesandten in sieben Teile der Welt, von wo sie sieben Jungfrauen, Töchter der größten Fürsten, die sie dort vorfinden, herbeibringen sollen; und wenn du in jeden Palast eine führst, sollst du mit ihnen in köstlichen und gefälligen Gesprächen die Wochenfrist verbringen.«
    Als er mit Sprechen aufgehört hatte, fuhr der dritte fort: »Gib auch Befehl, daß in den sieben Hauptstädten deines Reiches ausgerufen wird, der beste Geschichtenerzähler, derin jeder von ihnen zu finden ist, solle vor dein Antlitz kommen, von wo du sie mit den kostbarsten Geschenken in ihre Heimat zurückschicken wolltest, nachdem sie dir eine schöne Geschichte erzählt hätten!«
    Da befahl nun Behram-Gur, daß die drei von den Jünglingen vorgeschlagenen Dinge unverzüglich ausgeführt würden; und nachdem er die Herstellung der Paläste befohlen hatte, wurde in kurzer Zeit alles vollendet; und als die sieben Paläste erbaut waren, ließ man sie reich ausschmücken und in jeden eine Jungfrau und einen Geschichtenerzähler hineingehen. Nach dem Rate der Jünglinge ließ er sich an einem Montagmorgen in einer Sänfte in den ersten Palast bringen, der mit Silber verziert war, während er selbst und sein ganzes Gefolge silberne Gewänder angelegt hatten. Hier legte er sich nun auf ein prächtiges und reiches Lager, weil er infolge seines Leidens schwach und völlig kraftlos war, und befahl der Jungfrau, vor sein Antlitz zu treten, und unterhielt sich mit ihr des längeren in verschiedenen und ergötzlichen Gesprächen. Als dann die Abendstunde herangekommen war, ließ er den Geschichtenerzähler kommen, und wie der vor ihn hintrat, wurde ihm von einem der Wesire aufgetragen, er solle eine schöne Geschichte erzählen. Nachdem der aber den Auftrag erhalten hatte, küßte er erst dem Kaiser die Hand und begann dann in solcher Art:
    »Es herrschte ehemals im Lande Bekhâr ein weiser und kluger muselmännischer Kaiser, der vier Frauen hatte, deren eine seines Oheims Tochter, die andern drei aber großer Fürsten Töchter waren. Und weil er nun ein Mann von großer Gelehrsamkeit war, pflegte er den die Weisheit liebenden Männern Zeichen seiner großen Liebenswürdigkeit zu geben; sowie er nur erfahren hatte, daß solche in sein Land gekommenwaren, wurden sie von ihm mit prächtigen und reichen Geschenken geehrt. So kam es denn, daß sich stets eine große Menge solcher Leute bei ihm befand, mit denen er sich in der Zeit, in der er von Staatsgeschäften frei war, über mannigfaltige und die Wissenschaften angehende Dinge unterhielt. Als er eines Tages nun mit einem ausgezeichneten Philosophen, der im Rufe eines über die Maßen weisen Mannes stand, über die schönen und wunderbaren Wirkungen in der Natur sprach, bat er ihn, er möchte ihm irgendein geschehenes Wunder der Natur erzählen, denn er dachte sich, weil der ein schon hochbejahrter und sehr weiser Mann wäre, könnte er irgend etwas Merkwürdiges von ihm erfahren. Und er täuschte sich hierin auch nicht; da ihm der Philosoph willfahren wollte, hub er also an: ›O Gebieter, da ich dich so begierig sehe, irgendein merkwürdiges Geheimnis der Natur kennenzulernen, will ich dir eines erzählen, wie ich zeit meines Lebens nie ein größeres gehört noch gesehen habe. Vor nicht langen Jahren befand ich mich im Abendlande, wohin ich gezogen war, um es kennenzulernen, und überzeugte mich auf das genaueste, daß sich in

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