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Tausend und ein Tag - Orientalische Erzählungen

Titel: Tausend und ein Tag - Orientalische Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anonymer Verfasser
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verhüllt, damit es die männlichen Fische nicht sehen könnten; das Bild hatte es mit seinem Lachen wahrlich bewiesen, daß sie voll des Betruges und der Bosheit war. Trotzdem verlor er kein Wort darüber und kehrte in sein Gemach zurück. Dort legte er sich aufs Lager und erwartete mit großem Verlangen den folgenden Tag, um die vierte derselben Probe zu unterwerfen, die er mit den drei andern angestellt hatte. Er erhob sich morgens sehr früh und gab sich bis zur Vesperstunde mit seinen Geschäften ab; dann befahl er, daß die Jungfrau vor ihm erscheinen sollte; als er sich mit ihr im Garten bis gen Abend in mancherlei Gesprächen ergangen hatte, setzten sie sich an das Mahl, das gar köstlich aufgetragen war, ergötzten sich nach ihm an der herrlichsten Musik und an Gesängen und legten sich nieder. Und hier nach mancherleiGesprächen, die sie geführt hatten, heuchelte der Fürst, eingeschlafen zu sein; leise stand die Jungfrau von seiner Seite auf und kleidete sich an und nahm ein Büchlein zur Hand und ging in ein Nebengemach, um zu beten. Der Fürst aber, der alles sah, bildete sich ein, daß auch sie ihn betrügen wollte, legte geräuschlos seine Gewänder an und folgte ihr; und als er sie beten sah, wollte er dennoch nicht glauben, daß sie gut war. Doch als er da ein wenig verweilt hatte, kam sie mit ihrem Gebete zu Ende und ging auf den Ausgang des Gemaches zu, um hinauszugehen; da kehrte denn der Fürst, um nicht von ihr gesehen zu werden, auf sein Lager zurück, sie aber begann sich auszuziehen und legte sich ihm ganz leise wieder zur Seite. Dennoch konnte er noch nicht glauben, daß sie brav war, denn er meinte, sie wollte ihm mit dem Schein der Frömmigkeit täuschen; und er beschloß im stillen, die drei folgenden Nächte bei ihr zu schlafen, und behielt sie diese ganze Zeit über bei sich und überzeugte sich, daß sie in Wahrheit eine ehr- und tugendsame Jungfrau war, denn er hatte sie beständig im Gebete verharren sehen. Und er erwählte diese bei sich zu seinem Weibe; die Beleidigungen der anderen aber wollte er auf das strengste ahnden. Er besaß unter vielen wilden Tieren, an denen er einen großen Überfluß hatte und die er zu Schauspielen zu verwenden pflegte, indem er sie miteinander kämpfen ließ, einen schrecklichen und grausam wilden Maulesel. Eines Abends berief er spät seine Diener und ging mit ihnen in dessen Stall; dort gab er Auftrag, sie sollten ihn aus dem gewöhnlichen Stalle dorthin bringen, wo seines Wissens das schlechte Weib hindurchzugehen pflegte. Dies wurde von ihnen ausgeführt; damit ihn nun nicht der Stallsklave von dem Platze, an den er ihn hatte bringen lassen, hinwegführte, befahl er denDienern, diese Nacht zusammen mit dem Stallsklaven in dem Stalle zubleiben. Der Fürst kehrte jetzt in sein Gemach zurück und gab Auftrag, daß die Jungfrau, die in ihrer Behausung über dem Stalle weilte, zu ihm kommen sollte. Sie kam dem Befehle nach und erschien sogleich vor des Fürsten Angesicht; er empfing sie mit heiterer Miene und setzte sich, mit ihr zu Tische, nachdem er ein köstliches Gastmahl hatte zubereiten lassen; und sie unterhielten sich hier eine gute Zeit mit Gesängen und Musik; als es nach beendigtem Mahle schon zu ziemlich später, Stunde war, faßte sie der Fürst bei der Hand und führte sie mit sich zum Schlafen. Und sowie er sich niedergelegt hatte, schien er müde zu sein und heuchelte Schlaf. Wie das elende Weib dies sah, nahm sie ihre Gewänder, denn ihr lag der Stallsklave im Sinne, und erhob sich leise von dem Lager, wie sie es das vorige Mal getan hatte, und ging die Treppe hinab, die in den Stall führte, und im Glauben, der Stallsklave erwartete sie an der untersten Stufe, wie er es das vorige Mal getan hatte, schickte sie sich an, sich dem wilden Maulesel zur Seite zu legen; als der das aber merkte, bearbeitete er sie mit Füßen und Zähnen so heftig, daß er ihr in einer kurzen Spanne Zeit einen bitteren und grausamen Tod bereitete. Als dies nun andern Tages die Diener, die bei dem Stallsklaven geblieben waren, dem Fürsten mitteilten, war er über die Maßen froh darüber, wennschon er sich tief zu betrüben schien. Und weil er die beiden andern auch sterben zu lassen gedachte, ließ er die Jungfrau vor sich kommen, die ihr Gemach über der Küche hatte, und speiste mit ihr wie mit der andern, die das Maultier getötet hatte, und er unterhielt sich freundlich mit ihr, und als es zu später Stunde war, legte er sich mit ihr aufs Lager. Nun

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