Tausend und ein Tag - Orientalische Erzählungen
bereiten, fügte er hinzu, daß er die Mittel, all diesen Übelständen abzuhelfen, gefunden zu haben glaube. Der Diwan dankte ihm ob der Anteilnahme an der Größe und Erhaltung des Staates und bat ihn, ihm seinen Plan, den er in Ausführung zu bringen willens wäre, ganz unterbreiten zu wollen. Dann schlug der Fürst ihm vor, die Tanzgesellschaften und Feste zu veranstalten und die schönen Sklavinnen an einem Orte der Wonne zu versammeln, den er sich zu bauen erbot; und um die Prinzessin und ihren Hof zu trösten, versprach er, solange sie den Garten bewohnten, sollten sie keine Wirkung der Jahre verspüren und die Frische und Jugend und Schönheit beibehalten, die sie im Augenblicke des Entstehens des Gartens gehabt hatten. ›Und das nicht genug,‹ fuhr er fort, ›die Fremdlinge sollen nur durch einen Korb hergeführt werden, sei es, daß sie kommen, sei es, daß sie gehen. Auch soll der Korb nur die aufnehmen, die aus freiem Willen kommen wollen, und niemals mehr als einen; und wer einmal so wieder hinweggetragen ist, dem soll jeder andere Rückweg dorthin durchaus unzugänglich sein.‹ Um indessen noch die Tugend derer, die im Diwan saßen, zu beruhigen, bestimmte er noch, daß alle, die den Reizen der Sklavinnen unterlägen oder sich dem köstlichen Weine, den man ihnen darbieten werde, allzusehr hingäben, sogleich von dem Korbe zurückgebracht, daß sie freilich nicht mit solcher Strenge behandelt werden sollten wie die, so es an schuldiger Ehrerbietung der Prinzessin gegenüber fehlen ließen.‹
In ihrem eignen Nutzen nun hütete sich Muna wohl, Zahide zu sagen, daß der, welcher zurückhaltend genug wäre, den Prüfungen des Gartens während dreier Tage zu widerstehen, die Prinzessin Zuluch heiraten dürfte.
›Diese Bedingungen‹, fuhr sie fort, ›wurden angenommen; der König der Geister hatte bald alle Dinge, wie du sie mit deinen Augen siehst, hergerichtet; und um die Fremden heranzulocken, ließ er in der Stadt Medhuchan verkündigen, daß man sich bei dem Korbe einstellen könnte, um neue Dinge zu sehen und herrliche Genüsse auszukosten. Eine derartige Aussicht hat bald Neugierige herangelockt; doch ihre Zahl zu bestimmen, würde schwierig sein. Der vom Diwan gelobte Geisterfürst brachte also seinen Plan zur Ausführung; man riß Zuluch aus den Armen ihrer zärtlichen Mutter und überlieferte sie den Freuden dieses Gartens; Gülsum aber wurde von Schmerz ergriffen, als sie Näheres über die nächtlichen Feste Zuluchs vernahm. Der König der Geister entfernte sich schnell, um den Vorwürfen zu entgehen, mit denen sie ihn überschütten wollte; sie bezeigte ihren Kummer denen, die im Diwan saßen; doch die ließen sich nicht erweichen, da sie das Wohl des Staates im Auge hatten. Und als die weise Königin sah, daß es für ihr Unglück keine Heilung gab, konnte sie es nicht verwinden und starb nach einiger Zeit des Siechtums. Der König Badanazar bestieg nun den Thron, billigte und befolgte das zu seinem Nutzen bestehende Gesetz auf das gewissenhafteste; er ist es, der die Sklavinnen verpflichtet, ihm jeden Morgen über das Betragen der Fremden, die ihnen den Vorzug gegeben haben, Rechenschaft abzulegen. Solches, o Herr,‹ schloß die schöne Muna, ›ist alles, was ich erfahren konnte. Leicht kannst du mich die Gefahr vergessen machen, der mich mein Mangel an Verschwiegenheit aussetzt: halte mir dein gegebenes Wort, mache mich glücklich!‹ ›Ich möchte es können‹, sagte Zahide herzlich darauf. ›Wer hindert dich daran, o Grausamer?‹ fuhr die Sklavin fort. ›Sprich mir nicht mehr von der Liebe, die du für die Prinzessin fühlst, bedenke, daß du sie niemals wiedersiehst. Der Kummer, den du über ihr Fernsein empfinden wirst, verspricht mir eine Rache, die mir, ach, nicht genügen kann; ich sehe, daß du in dein Unglück rennst, und werde schon vorher von ihm ergriffen, ich, die ihr Herzblut für dein Glück opfern würde!‹ Zahide erwiderte ihr: ›Welche Sicherheit aber kannst du mir geben, daß deine Geschichte wahr ist? Du hast Verstand; daher steigen mir Bedenken auf, ob du sie nicht erfunden hast, um mich zur Dankbarkeit zu verpflichten.‹ ›Hör auf, o Grausamer, hör auf, mich niederzuschmettern,‹ unterbrach sie die süße Sklavin, indem sie dabei einen Tränenstrom vergoß, ›du mißt mir Fähigkeiten bei, um mich durch Laster anzuschwärzen. Wahre Liebe ist der Lüge unfähig, du kennst sie nicht und liebst nur mein Elend, doch ich werde mich zu rächen wissen. O
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