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Tausend und eine Nacht, Band 4

Tausend und eine Nacht, Band 4

Titel: Tausend und eine Nacht, Band 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav Weil
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als aber nach der Mahlzeit die Sklavin den Kaffee brachte, sagte ihr Zeitmond: »Gib mir ein wenig Wasser, ich habe Durst.« Während sie aber ging, um den Wasserkrug zu holen und der Juwelier seinen Kaffee schlürfte, goß Zeitmond den seinigen aus, stellte sich aber, um seine Geliebte zu täuschen, als schliefe er, bis sie mit einem Messer auf ihn zukam. Da sprang er lachend auf und umarmte sie. »Du hast gewiß eine schlaue Ratgeberin«, sagte die Frau des Juweliers, »denn so viel List ist nicht deinem jungen Gehirn entsprungen; weiter als bis zu einer so kurzen Vereinigung reicht aber gewiß auch ihr Verstand nicht. Mir genügt aber weder eine Nacht, noch ein Monat, noch ein Jahr deiner Nähe; ich muß dich für immer besitzen, ich muß von meinem Mann geschieden werden und dir noch sein ganzes Vermögen verschaffen, folge nur meinem Rat.«
    Abids Gattin sagte weiter zu Zeitmond: »Wenn mein Gatte dich wieder einladet, so danke ihm und sage, du möchtest ihn nicht länger von seinem Harem trennen, du müßtest gewiß auf diese Weise ihm und seinem Harem zur Last werden; will er häufig in deiner Gesellschaft sein, so miete er dir eine Wohnung in seiner Nähe, damit du zu jeder Stunde in der Nacht noch in dein Haus geben könntest. Überbringt mir dann mein Gatte«, fuhr die Frau fort, »deine Antwort, so rate ich ihm, unserem Nachbarn aufzukündigen und seine Wohnung dir einzuräumen, und bist du einmal unser Nachbar, so wird mir Gott schon ferner beistehen.« Nach dieser Unterredung küßten und umarmten sie sich, bis der Tag heranbrach, dann entfernte sich die Frau und die Sklavin weckte Abid, welcher sich freute, als Zeitmond ihm sagte, er sei diese Nacht nicht von Schnaken beunruhigt worden. Als des Abends Abid wieder zu Zeitmond kam, um ihn abzuholen, sagte dieser, was Abids Gattin ihm geraten, und Abid bat ihn, nur diese Nacht noch bei ihm zuzubringen, morgen wolle er ihm eine Wohnung in seiner Nähe mieten. Diese Nacht verging wieder, wie die vorige, Abid lag wie eine Leiche hingestreckt, während dessen Gattin mit Zeitmond sich aufs zärtlichste unterhielt. Am folgenden Morgen wurde dem Nachbar aufgekündet und Zeitmonds Effekten in dessen Haus gebracht. Abids Gattin ließ dann, während ihr Gatte ausgegangen war, einen geschickten Baumeister kommen und bot ihm so viel Geld, bis er sich dazu verstand, einen geheimen Gang in das nachbarliche Haus anzubringen. Sobald er vollendet war, begab sie sich zu Zeitmond, so oft ihr Gatte auf dem Bazar oder eingeschlafen war, und schleppte ihm auch nach und nach viel Geld und wertvolle Gegenstände zu. Nach einigen Tagen brachte sie ihm ein Messer, das ihr Gatte selbst verfertigt hatte und das über fünfhundert Dinare wert war, und sagte ihm: »Geh' damit auf den Bazar zu meinem Gatten, erzähle ihm, du habest dieses Messer für dreihundert Dinare gekauft und möchtest wissen, ob es nicht zu teuer ist. Fragt er dich, von wem du es gekauft hast, so sage, von einem jungen Mann, welcher dir erzählte, seine Geliebte habe es ihm geschenkt. Sobald du ihm aber das Messer gezeigt hast, gehst du damit wieder nach Hause und gibst mir es an der geheimen Tür, wo ich dich erwarten will.« Zeitmond tat, wie seine Geliebte wünschte; Abid, welcher sogleich sein Messer erkannte und es doch nicht zu sagen wagte, wurde so bestürzt, daß er Zeitmond kaum zu antworten imstande war, er hatte auch keine Ruhe mehr im Laden, sondern wollte, um jeden Zweifel zu tilgen, nach Hause gehen und sehen, ob sein Messer noch an seinem Platz sei. Aber schon war Zeitmond vor ihm zu Hause und gab seiner Gattin das Messer zurück. Als daher Abid es forderte, übergab sie es ihm und fragte ihn, was er damit wolle und warum er so angegriffen aussehe, er werde doch wohl niemanden umbringen wollen? »Zeige mir nur das Messer, ich schwöre dir, daß ich niemandem etwas damit zuleide tue.« Da holte sie das Messer aus der Kiste, er betrachtete es auf allen Seiten und rief. »Bei Gott, sonderbar«, und gab es ihr wieder zurück. Dann beschwor sie ihn, ihr zu sagen, was das bedeute; und als er ihr erzählte, was sie wohl wußte, stellte sie sich beleidigt und sagte, »Du konntest also meine Treue bezweifeln und dazu noch glauben, ich verschenke meinem Liebhaber, was dir gehört?« Abid entschuldigte sich auf alle mögliche Weise, bis sie sich wieder besänftigte. Am folgenden Tag, als er wieder auf dem Bazar war, brachte sie Zeitmond ihres Gatten Uhr, welche siebenhundert Dinare wert war, denn er hatte sie

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