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Tausend und eine Nacht, Band 4

Tausend und eine Nacht, Band 4

Titel: Tausend und eine Nacht, Band 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav Weil
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seinen Freund Abid in einem höchst ärmlichen Aufzug. Er hatte sich nämlich auf die Reise nach Ägypten gemacht, sobald er nach Hause kam, seine Haustüre offen und seinen Schatz geleert fand und seine Frau nirgends zu sehen war. Um indessen kein Aufsehen zu machen und seinen Feinden keine Schadenfreude zu verursachen, sagte er zu dem obersten seiner Gesellen, er mache mit seiner Gattin in Gesellschaft Zeitmonds eine Vergnügungsreise, trug ihm aber, falls Fremde oder der König von Baßrah nach ihm fragen sollten, auf, ihnen zu sagen, er sei mit seiner Gattin nach Mekka gepilgert. Abid hatte aber auf der Reise dasselbe Schicksal, wie Zeitmond auf seiner Reise nach Baßrah; er wurde von Arabern angefallen und ausgeplündert. Er mußte ganz nackt bis in das nächste Dorf laufen, wo ihm einige gute Leute ein paar alte Kleider schenkten. Er reiste dann mit geschenktem Vorrat weiter von Ort zu Ort und kam so hungrig in Kahirah an, daß er auf den Straßen bettelte, bis ihn ein Kahiraner mit zur öffentlichen Tafel nahm. Sobald Zeitmond ihn bemerkte, machte er leise seinen Vater darauf aufmerksam. Dieser sagte ihm: »Der Mann ist sehr hungrig, lasse ihn vor allem sich sättigen, dann wollen wir ihn zu uns rufen lassen.« Sobald Abid gegessen und Kaffee und Sorbet getrunken und sich gewaschen hatte, ließ Zeitmond ihn zu sich kommen, umarmte ihn und weinte an seinem Hals. Aber Abd Arrahman sagte ihm: »So empfängt man keinen Freund; lasse ihn zuerst ins Bad gehen und andere Kleider anziehen, dann unterhalte dich mit ihm.« Er ließ hierauf Abid von einem seiner Diener wegführen, und nach einer Weile kehrte er wieder und sah aus wie der Oberste der Kaufleute. Zeitmond stellte ihn dann seinen Bekannten als einen alten Freund und Wohltäter vor und erzählte ihnen, daß er von Arabern ausgeplündert worden und es daher seine Pflicht sei, sich seiner anzunehmen. Als aber die Gäste sich zurückgezogen hatten und sie allein mit ihm waren, sagte ihm Abd Arrahman: »Du wirst wohl selbst einsehen, daß deine Frau viel schuldiger ist als mein Sohn, und ihm daher nicht grollen; bedenke aber auch, daß alle Männer mehr oder weniger von ihren Frauen sich gefallen lassen müssen. Ich rate dir daher, ihr zu verzeihen; schon bereut sie ihr Betragen gegen dich und wird gewiß in Zukunft dir treu sein. Was das verlorene Geld angeht, so gräme dich darüber nicht, ich will dir es gern ersetzen und auch für alles Nötige zur Reise sorgen, falls du mit ihr in deine Heimat zurückkehren willst; ziehst du es aber vor, hier bei uns zu bleiben, so wollen wir dir deinen Aufenthalt so angenehm als möglich machen. Hier hast du den Schlüssel des Hauses, in welches ich sie allein mit ihrer Sklavin eingeschlossen habe, weil ich wohl dachte, daß der Gatte einer so schönen Frau ihr bald nachfolgen würde. Gehe zu ihr, tue ihr aber nichts zuleid und versöhne dich mit ihr.« Abid nahm den Schlüssel und ging in das Haus, welches ihm Abd Arrahman bezeichnete. Dieser aber folgte ihm unbemerkt mit einem Schwert und beschloß bei sich selbst, ihn umzubringen, wenn er schwach und gemein genug sein würde, sich mit einer so schlechten Frau wieder zu versöhnen. Als Abid in das Haus seiner Gattin kam, hörte er im Vorzimmer, wie sie über Zeitmonds Verehelichung mit einer anderen laut weinte. Ihre Sklavin sagte ihr: »Warum hast du meiner Warnung kein Gehör geschenkt? Ich habe dir oft genug gesagt: Dein Verhältnis mit dem fremden Jüngling wird ein schlechtes Ende nehmen.« Darauf versetzte Halimah: »Noch gebe ich nicht alle Hoffnung auf; Zeitmond kann sich nicht immer von mir trennen, er wird schon wieder zu seiner früheren Liebe zurückkehren, so wie ich ihn niemals aus meinem Herzen verbannen werde.«
    Bei diesen Worten trat Abid in ihr Zimmer und erwürgte sie; dann wendete er sich zur Sklavin und sagte ihr: »Von dir kommt alles Übel, du warst ihre Vertraute, warum hast du mich nicht von ihrem schlechten Lebenswandel in Kenntnis gesetzt? Auch du sollst sterben!« Sobald indessen Abid diese doppelte Mordtat begangen hatte, fing er an zu fürchten, Abd Arrahman möchte ihn, weil es in seinem Haus geschah, darüber zur Rede stellen. Aber dieser kam ihm freundlich entgegen und sagte ihm: »Fürchte nichts, du hast als Mann gehandelt. Hättest du deiner Frau verziehen und fortgefahren, mit ihr als Gatte zu leben, ich hätte euch alle mit eigener Hand aus der Welt geschafft! Nun sollst du aber, wenn es dir angenehm ist, zum Lohn für dein

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