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Tausend und eine Nacht, Band 4

Tausend und eine Nacht, Band 4

Titel: Tausend und eine Nacht, Band 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav Weil
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Arbeiter. Komme dann morgen wieder zu mir mit dreihundert Dinaren, ich werde dich bald ans Ziel führen,« Zeitmond befolgte wieder pünktlich, was ihm des Barbiers Frau geraten, Als daher Abid wieder zu seiner Gattin kam, konnte er gar nicht aufhören, seine Freigebigkeit und sein edles Benehmen zu loben; auch von seinen äußeren Reizen sprach er wieder so viel, daß seine Gattin ihm sagte: »Wenn dieser Jüngling wirklich so ist, wie du ihn schilderst, warum hast du ihn nicht auf diesen Abend eingeladen? Eine solche Ehre verdient doch wohl ein Mann, der dir zwei so kostbare Ringe schenkt? Lade ihn nur morgen ein, und wenn er es nicht annehmen will, so schwöre bei deinem Haupt und bei deinen Augen, bis er dir zu kommen verspricht.«
    Zeitmond kam diese Einladung nicht unerwartet, denn schon hatte die Frau des Barbiers gesagt, daß Abid ihn wahrscheinlich einladen werden und daß er natürlich seine Einladung nicht abschlagen dürfe. Abids Gattin stand hinter ihrem Gitter, als Zeitmond zum Abendessen kam, und der Blick, den sie auf ihn warf, überzeugte sie, daß ihr Gatte in seinem Lob noch sehr bescheiden war. Als daher die, Mahlzeit vorüber war und eine Sklavin den beiden Männern Kaffee bringen sollte, mischte sie einen Schlaftrunk hinein, so daß sie gleich darauf in einen tiefen Schlaf versanken. Sie ging dann in das Gemach, in welchem die Männer waren, umarmte Zeitmond und küßte ihn so viel, daß er beim Erwachen des anderen Morgens im ganzen Gesicht rote und blaue Flecken hatte. Als er sich bei Abid darüber beklagte, sagte er ihm: »Das kommt von den Schnaken, die fallen stets die jungen, glattwangigen Gäste an, welche bei mir schlafen, bärtigen Männern wie ich aber tun sie nichts.«
    Nachdem Zeitmond auch noch bei Abid gefrühstückt hatte, begab er sich zur Frau des Barbiers, welcher sogleich sein verküßtes Gesicht auffiel. Sie fragte ihn: »Nun, wie hast du die Nacht zugebracht? Bist du am Ziel deiner Wünsche? Erzähle mir doch, was du gesehenl« – »Ich habe gar nichts gesehen«, antwortete Zeitmond; »ich habe mit Abid allein zu Nacht gegessen, dann schliefen wir bis diesen Morgen.« – »Und was hast du denn an deinen Wangen und Lippen?« fragte lachend des Barbiers Frau. – »Die Schnaken haben mich so gestochen diese Nacht.« – »Und sonst ist dir gar nichts aufgefallen?« fragte sie ferner. – »O ja«, antwortete Zeitmond; »ich fand diesen Morgen einiges Spielzeug in meinen Taschen und weiß nicht, wo es herkommt.« – »Nun«, fragte die Ratgeberin, »ich will dir sagen, was das bedeutet. Deine Geliebte hat dich diese Nacht im Schlaf besucht und dir damit angedeutet, daß du noch ein Kind bist und nicht viel von Liebe verstehst, sonst würdest du nicht schlafen; drum bleibe das nächste Mal wach, denn ich bin es überzeugt, sie wird ihren Gatten bewegen, dich noch einmal einzuladen; ist dies der Fall, so komme morgen wieder zu mir mit fünfhundert Dinaren. Du bist nun deinem Ziel sehr nahe.« Die Frau des Barbiers hatte sich nicht getäuscht, denn kaum war Zeitmond aus Abids Hause weggegangen, als er zu seiner Gattin ging und ihr sagte, wie sein Gast so von Schnaken geplagt wurde, daß er sich schäme. »So geht es allen Gästen«, erwiderte sie, »welche in diesem Saal schlafen; darum lade ihn auf heute Abend wieder ein, vielleicht kann er in einem anderen Gemache besser schlafen.« Abid widersprach seiner Frau nicht, und auch diese Nacht verging wieder wie die vorige, nur daß Zeitmond diesmal beim Erwachen statt des Spielzeugs ein Messer in seiner Tasche fand. Er begab sich daher nach dem Frühstück wieder zu seiner Alten und erzählte ihr, wie die Nacht gelaufen, und wie er trotz aller seiner Anstrengung doch, sobald er den Kaffee getrunken hatte, sich nicht mehr wach halten konnte. Gott stehe dir bei«, sagte die Alte, »wenn du diesen Abend wieder eingeladen wirst und einschläfst, denn durch das Messer bedroht dich deine Geliebte mit dem Tod. Wenn dir also dein Leben teuer ist, so trinke keinen Kaffee, denn dieser scheint mit einem einschläfernden Getränk vermischt zu sein.«
    Auch diesmal sagte die Frau des Juweliers zu ihrem Mann, nachdem Zeitmond sich entfernt hatte: »Es ist Sitte, einen Gast drei Tage lang zu bewirten, darum lade auch heute noch den jungen Kaufmann ein.« Der Juwelier eilte in Zeitmonds Wohnung und beschwor ihn, auch diese Nacht noch sein Gast zu sein, was er auch nicht ablehnte. Es wurde wie in den beiden ersten Nächten gespeist und gebetet;

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