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Tausend und eine Nacht, Band 4

Tausend und eine Nacht, Band 4

Titel: Tausend und eine Nacht, Band 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav Weil
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selbst mit den feinsten Steinen verziert, und sagte ihm: »Geh zu Abid und erzähle ihm, du habest von demselben jungen Mann, der dir das Messer verkauft hat, auch diese Uhr gekauft und frage ihn, ob sie nicht für fünfundachtzig Dinare zu teuer sei, dann bringe mir sie schnell wieder.« Zeitmond befolgte treulich den Befehl seiner Geliebten, und als Abid seine Uhr sah, dergleichen gar kein anderer Meister je verfertigt hatte, stiegen neue Zweifel gegen seine Gattin in ihm auf, er eilte schnell nach Hause und fragte ganz atemlos nach seiner Uhr. Seine Frau, welcher sie Zeitmond schon wieder zurückgebracht hatte, überreichte sie ihm und fragte, was er auf einmal damit wolle, und als er ihr gestand, daß er sie im Verdacht hatte, weil er sie bei Zeitmond gesehen, überschüttete sie ihn wieder mit Vorwürfen über sein Mißtrauen und sagte: Wäre also die Uhr oder das Messer aus unserem Haus entwendet worden, so müßte ich sie meinem Geliebten geschenkt haben? Wenn du so fortfährst, werde ich weder deine Speise, noch dein Getränk mehr mit dir teilen und dich in der Tat hassen.« Abid tat, was er konnte, um seine Gattin wieder zufriedenzustellen, und ging wieder auf den Bazar. Des Abends, als er allein nach Hause kam, fragte ihn seine Gattin, ob die Freundschaft zwischen ihm und Zeitmond schon erkaltet sei, daß er ihn nicht mitgebracht? Er antwortete: »Ich hasse ihn, weil er die Veranlassung zu meinem ungerechten Verdacht gegen dich war.« – »Hole ihn nur«, sagte seine Gattin, »du bist es meiner Ehre schuldig.« Abid ging zu Zeitmond und fiel fast in Ohnmacht, als er vieles, was ihm gehörte, in dessen Zimmer umherliegen sah; indessen wagte er es nicht, ein Wort zu sagen, und bat ihn, den Abend wieder bei ihm zuzubringen. Zeitmond mußte bei Tisch allein das Gespräch unterhalten, denn Abid war so tief ergriffen, daß er nicht viel Worte hatte. Nach dem Abendessen wurde wieder der Kaffee gebracht, worauf Abid in einen tiefen Schlaf versank, während Zeitmond die Nacht mit dessen Gattin durchwachte.
    Nachdem Abids Gattin Zeitmond genug geküßt hatte, sagte sie ihm: »Morgen werde ich mich als Sklavin verkleiden, das kann ich sehr gut, denn ich war ja einst Sklavin, du führst mich dann zu Abid und sagst, du habest mich auf dem Sklavenmarkt für tausend Dinare gekauft, er möchte sehen, ob du nicht zu viel für mich gegeben. Wenn er mich unverschleiert gesehen hat, so führst du mich wieder in dein Haus, aus welchem ich mich sogleich in meine Wohnung begebe; ich will einmal sehen, wie Abid sich dabei benehmen wird; diese List führt uns am schnellsten zu unserm Ziele.« Abid wurde fast wahnsinnig, als er die Sklavin betrachtete und sie als seine Frau erkannte, und den Schmuck an ihr sah, welchen er ihr selbst geschenkt hatte, sogar seine Ringe an den Fingern hatte, die er nicht mit anderen verwechseln konnte; noch größer war seine Verzweiflung, als er sie nach ihrem Namen fragte, und sie ihren wahren Namen, Halimah, nannte. In aller Eile schloß er den Laden und ging nach Hause, um zu sehen, ob seine Gattin zu Hause sei, aber als er in seine Wohnung trat, saß sie schon wieder ruhig da mit demselben Schmuck, den er bei ihr als Sklavin gesehen. Voller Verwunderung rief er: »Es gibt keinen Schutz und keine Macht, außer bei Gott, dem Erhabenen!« – »Was ist dir wieder?« fragte ihn seine schlaue Gattin, »du siehst ja aus, als hättest du den Verstand verloren.« Abid erzählte ihr, wie er geglaubt habe, sie als Zeitmonds Sklavin auf dem Bazar zu sehen. »Und warst du es nicht«, setzte er hinzu, »so hat diese Sklavin die größte Ähnlichkeit mit dir, nicht nur ihr Wuchs und Gesicht sind ganz dem deinigen gleich, sondern sie trägt auch denselben Halsschmuck und dieselben Ringe wie du.« – »Wenn du noch einigen Verdacht hast«, entgegnete Halimah, »und etwa glaubst, ich wolle dich zum besten haben, so will ich hier in meinem Zimmer bleiben, eile du zu Zeitmond: findest du dieselbe Sklavin wieder bei ihm, so hat sie eben die auffallendste Ähnlichkeit mit mir – (Gepriesen sei der, dem nichts zu vergleichen ist!) – findest du sie aber nicht bei ihm, so will ich jene Sklavin gewesen sein, die du auf dem Bazar gesehen.« Abid beteuerte zwar, er habe nicht den mindesten Verdacht mehr, ließ sich aber von Halimah überreden, sich durch einen plötzlichen Besuch bei Zeitmond noch näher von seinem Irrtum zu überzeugen. Ehe er aber zu seiner Haustür hinaus war und an der Zeitmonds klopfte, war

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