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Tausend und eine Nacht, Band 4

Tausend und eine Nacht, Band 4

Titel: Tausend und eine Nacht, Band 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav Weil
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denen der geringste fünfhundert Dinare wert war, mit denen er sich bald auf den Weg nach Baßrah machte.
    Die ganze Reise lief glücklich ab, bis er nur noch einige Meilen weit von Baßrah war, da wurde er von einem räuberischen Beduinenstamm überfallen, die ganze Karawane wurde ausgeplündert, seine Leute wurden getötet und er selbst wurde von den Räubern für tot gehalten. Als sie sich aber mit ihrem Raub entfernt hatten, machte er sich auf und ging, Gott für seine Rettung und die Erhaltung seiner Edelsteine, welche er in einem Gürtel auf dem Leib trug, dankend, in die Stadt. Es war auch an einem Freitag, und er fand die Stadt in demselben Zustand, wie der Derwisch sie ihm beschrieben hatte; bald kam auch der Mädchenzug, welchen er aus dem Winkel eines Ladens, in welchem er sich schnell verbarg, sehen konnte, und auch seiner bemächtigte sich eine glühende Liebe zur Dame, welche zu Pferd war.
    Als der Zug vorüber war und die Leute wieder auf die Straße und in ihre Läden kamen, ging Zeitmond auf den Bazar der Juweliere und verkaufte einen der vierzig Edelsteine, welche ihm seine Mutter gegeben, kaufte sich schöne Kleider, ging ins Bad und von da zu einem Barbier, um sich den Kopf rasieren zu lassen. Diesem erzählte er, wie er bei seiner Ankunft die ganze Stadt leer gefunden und bald darauf einen Zug Mädchen gesehen habe, von denen besonders eine zu Pferd wegen ihrer ausgezeichneten Schönheit einen tiefen Eindruck auf ihn gemacht. »Mein Sohn«, rief der Barbier erschrocken, »hüte dich, mit irgend jemandem darüber zu sprechen, denn nicht alle Leute sind so verschwiegen wie ich; wie leicht könnte zuletzt die Dame erfahren, daß du sie unverschleiert gesehen, und dich umbringen lassen. Denn wisse, daß du der erste bist, der diesen Zug gesehen hat; die Bewohner Baßrahs ziehen sich jeden Freitag zu dieser Stunde in ihre Moscheen zurück und schließen vorher ihre Hunde und Katzen ein, so daß die Straßen ganz leer sind. Warum aber all dies geschieht, weiß ich selbst nicht; ich will einmal diesen Abend es versuchen, etwas Näheres bei meiner Frau darüber zu hören, denn sie kommt in die vornehmsten Häuser und weiß alle Stadtneuigkeiten; morgen will ich dir dann alles wieder erzählen.«
    Zeitmond nahm eine Handvoll Gold aus der Tasche und gab es dem Barbier für seine Frau, dann eine zweite für ihn selbst. Als der Barbier das viele Gold sah, sagte er zu Zeitmond: »Ich will sogleich nach Hause gehen und meine Frau um Auskunft über den sonderbaren Zug der Mädchen bitten; bleibe du einstweilen hier in meinem Laden, bis ich wiederkehre.« Nach einer Weile kam der Barbier wieder zu Zeitmond und sagte ihm: »Meine Frau läßt dich grüßen und bittet dich, selbst zu ihr zu kommen; sie wird alles aufbieten, um dir in deinem Anliegen behilflich zu sein.« Zeitmond ging mit dem Barbier und wurde von dessen Gattin sehr freundlich aufgenommen. Er schenkte ihr wieder hundert Dinare und bat sie, ihm zu sagen, wer die schöne Dame war, welche hinter den vielen Sklavinnen ritt, und was überhaupt dieser ganze Zug bedeute. Da sagte sie: »Wisse, mein Sohn, der König von Indien hat dem Sultan von Baßrah eine so außerordentlich schöne Perle geschenkt, daß dieser sogleich alle Juweliere aus der Stadt kommen ließ und sie fragte, wer diese Perle durchlöchern wollte, ohne sie im mindesten zu beschädigen. Wer dies vermag, sagte der Sultan, der darf wünschen, was er will, es soll ihm nichts versagt werden; wer aber etwas daran verletzt, soll getötet werden.
    »Kein einziger Juwelier wagte es, diese Arbeit unter solchen Bedingungen zu übernehmen; sie sagten daher dem Sultan: So sicher ist niemand in seiner Arbeit, als unser Vorgesetzter Abid; der allein kann ohne Gefahr eine solche Perle durchlöchern. Der Sultan ließ Abid rufen und übergab ihm die Perle, und als er sie unbeschädigt wiederbrachte, sagte ihm der Sultan: Nun, welchen Lohn erbittest du dir? – Ich werde es morgen dem Sultan sagen, antwortete Abid; ich will einmal zuerst mit meiner Gattin mich darüber beraten; denn er liebt sie so sehr, daß er nichts ohne sie tut; sie verdient auch wohl eine solche Liebe, denn sie ist die Dame zu Pferd, die dir so gut gefällt.
    »Als Abid seine Gattin fragte, was er vom Sultan fordern sollte, sagte sie ihm: Da uns gar nichts fehlt, so bitte den Sultan, er soll ausrufen lassen, daß jeden Freitag zwei Stunden vor dem Gebet sich alle Bewohner der Stadt in die Moschee zurückziehen sollen, damit ich mit

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