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Tausend und eine Nacht, Band 4

Tausend und eine Nacht, Band 4

Titel: Tausend und eine Nacht, Band 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav Weil
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Halimah durch den geheimen Gang schon bei diesem und benachrichtigte ihn von allem, so daß Abid wirklich an eine vollkommene Ähnlichkeit zwischen seiner Gattin und Zeitmonds Sklavin glaubte und sich bei Halimah, welche wieder vor ihm in ihr Haus zurückgekehrt war, vielmals entschuldigte. Als er hierauf wieder in seinen Laden ging, begab sich Halimah zu Zeitmond mit vier Beuteln voll Gold und sagte ihm: »Jetzt bereite alles zur Reise vor, in einigen Tagen müssen wir diese Stadt verlassen und in deine Heimat reisen, denn ich sehe, daß trotz aller Efersucht er mich doch immer mehr liebt und sich nicht scheiden laßt. Schaffe zuerst all dein Geld und deine anderen wertvollen Gegenstände fort, die ich dir gebracht; dann gehe zu meinem Gatten, melde ihm deine Abreise und frage ihn, was du für die Hausmiete schuldig bist, dann komme wieder zu mir.« Abid war sehr betrübt über Zeitmonds Abreise, und vom Augenblick an, wo er Nachricht davon erhielt, verließ er Zeitmond keinen Augenblick mehr, und stets fand er seine Gattin als Sklavin bei ihm, wenn er auch einen Augenblick vorher sie in seinem Haus gesehen hatte. Als Zeitmond alle Vorkehrungen zur Abreise getroffen hatte, sagte ihm Halimah: »Du hast nun alles, was meinem Mann gehört; es bleibt ihm nur noch eine Sklavin, die ich ihm aber auch nicht lassen will; ich werde mich daher unzufrieden mit ihr stellen und ihn nötigen, sie zu verkaufen; du kaufst sie ihm ab und wir nehmen sie auch mit, denn sie ist meine Vertraute und hat mir stets mit vieler Treue und Anhänglichkeit gedient.« Da auch diese List gelang, so wurde es der schlauen Frau möglich, mit ihrem Geliebten und ihrer Sklavin abzureisen, ohne daß ihr Gatte, der Zeitmond noch eine Strecke weit begleitete, auch nur eine Ahnung von ihrer Flucht hatte, denn als er sein Haus verließ, saß sie noch ruhig in ihrem Gemach, und schon saß sie in Zeitmonds Hof auf dem Dromedar, als Abid zu ihm kam. Erst als Abid von Zeitmond Abschied genommen hatte, um nach Hause zurückzukehren, fürchtete Halimah, er möchte, wenn er sie nicht zu Hause fände, ihr nachsetzen; darum schlug sie mit Zeitmond einen anderen Weg ein und blieb mit ihm auf unbefahrenen Straßen, bis sie die Grenzen Ägyptens erreichten. Hier schickte Zeitmond einen Boten voraus an seinen Vater, welchem er seit seiner Abreise keine Nachricht von sich gegeben hatte, und der daher ein höchst betrübtes Leben führte. Er war außer sich vor Freude, als er seines Sohnes Rückkehr vernahm, und ging ihm mit vielen Kaufleuten entgegen. Nachdem er seinen Sohn umarmt und geküßt hatte, fragte er ihn, woher er die schöne Sklavin habe, welche mit Ihm gekommen. »Sie ist keine Sklavin«, antwortete Zeitmond, »sie ist meine Geliebte, die schöne Dame, um derentwillen ich nach dem Bild, welches der Derwisch von ihr entwarf, meine Heimat verlassen.« Er erzählte ihm dann, als er allein mit ihm war, alle seine Abenteuer vom Tag seiner Abreise an und teilte ihm seinen Entschluß mit, Halimah für seine Gattin auszugeben. Da sagte Abd Arrahman: »Wenn du das tust, so werde ich dir nie mehr gut sein; bedenke, daß sie einst ebenso gegen dich verfahren kann, wie gegen ihren ersten Gatten. Sie ist eine Verräterin, und verdient daher kein Vertrauen. Gehorche mir, ich will dir eine tugendhafte Frau aus angesehener Familie verschaffen, die noch schöner sein wird, als Halimah, und mir und dir Ehre macht; es ist besser, als daß man sage: Zeitmond hat ein Mädchen aus niederer, unbekannter Familie geheiratet.«
    So fuhr Abd Arrahman fort, seinen Sohn zu umarmen und ihm allerlei Verse und Anekdoten von lasterhaften Frauen zu erzählen, bis er in eine Trennung von Halimah willigte und seinem Vater erlaubte, eine andere Frau für ihn zu werben. Letzterer ließ sogleich Halimah und ihre Sklavin in ein abgelegenes Haus bringen und gestattete nur einem Schwarzen den Zugang zu ihnen, um sie mit den nötigen Lebensbedürfnissen zu versehen. Für seinen Sohn aber ließ er um die Tochter des Scheich El Islam werben, welches das schönste Mädchen ihrer Zeit war und welche ihm auch seines Ansehens und seiner Reichtümer willen nicht versagt wurde. Der Ehe-Kontrakt wurde bald geschrieben und große Festlichkeiten wurden veranstaltet. Mehrere Tage nacheinander wurde eine große Mahlzeit zubereitet, zu der zuerst die Geistlichen, dann die übrigen Gelehrten und Staatsmänner, dann die Kaufleute und zuletzt die Armen geladen waren. Unter den letztern bemerkte Zeitmond plötzlich

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