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Tausend und eine Nacht, Band 4

Tausend und eine Nacht, Band 4

Titel: Tausend und eine Nacht, Band 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav Weil
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ersten Anblick liebte, ihm daher im Traum erschien und ihn aufforderte, zu ihr auf die Diamanteninsel zu kommen; wie er dann nach einem Schiffbruch auf dem Meer gefunden und mit ihr gesetzlich verheiratet wurde. »Aber«, schloß sie dann, »mein Glück war nur von kurzer Dauer: Als ich am Morgen nach der Hochzeitsnacht erwachte, fand ich ihn nicht mehr. Ich erfuhr zwar, daß ihn Schulahek, einer der Genienhäupter, die mich heiraten wollten, geraubt; aber all mein Bemühen, wieder mit ihm vereinigt zu werden, blieb ohne Erfolg, denn der König Amrad, bei dem sich dein Vater zuletzt aufhielt, ist mächtiger als ich, und läßt keinen Genius mehr in seine Nähe kommen. Ich habe nun nichts mehr von ihm, als einen Siegelring, den ich in der Brautnacht gegen ein Armband mit ihm vertauschte.« Als meine Mutter ihre Erzählung vollendet hatte, sagte ich ihr: »Wenn die Sache sich so verhält, so bleibt mir nichts übrig, als meinen Vater aufzusuchen; erlaube mir, alsbald nach Syrien zu reisen.« Sie erwiderte aber: »Mein Sohn, ich kann die Trennung von dir nicht ertragen; auch fürchte ich, es möchte dir auf einer so großen Reise ein Unglück begegnen.« Ich verließ sie zornig über ihre Weigerung, jedoch höchst glücklich über die Nachricht, die sie mir von meinem Vater gegeben. Ich hatte sie aber kaum eine Viertelstunde verlassen, da wurde ich zu meinem Großvater, dem König Mutaa, gerufen.
    Ich freute mich schon, denn ich dachte: Gewiß hat ihm meine Mutter gesagt, ich wollte nach Syrien reisen, und er hat sie bewogen, mir ihre Einwilligung zu erteilen. Als ich aber zu meinem Großvater kam, sah er mich grimmig an und sagte: »Wenn du dich nicht der härtesten Züchtigung aussetzen willst, so schlage dir deinen Reiseplan aus dem Kopf und aus dem Herzen, und sprich nie mehr davon.« Ich dachte: Gut, wenn ihr auf diese Weise mich behandelt, so will ich euch hintergehen. Als ich darauf wieder zu meiner Mutter kam, sagte ich ihr: »Wie konntest du meinen Scherz so ernst nehmen? Kenne ich von der ganzen Welt doch nur dieses Schloß, wie wollte es mir einfallen, allein eine Reise nach Damaskus zu machen? Das einzige, was ich wünschte, das wäre, den Siegelring meines Vaters an meinen Fingern tragen zu dürfen, um doch etwas von ihm zu haben.« – »Gebiete über alles, was ich besitze, und über mich selbst«, sagte meine Mutter, indem sie mir den Ring überreichte. Ich ging hierauf zu einem meiner Freunde, der auch Zaher hieß, wie mein Vater, und erzählte ihm alles, was zwischen mir und meiner Mutter und meinem Großvater vorgefallen, und sagte ihm, ich könnte keinen Augenblick mehr Ruhe finden, bis ich bei meinem Vater sein werde. Mein Freund Zaher stimmte mir bei und schwor, er wolle mich begleiten. Wir gingen sogleich an den Hafen und mieteten heimlich ein Schiff nach Syrien, auf das ich durch Zaher einige Kleidungsstücke und einen Beutel voll Gold und Edelsteine, die ich meiner Mutter entwendete, bringen ließ, und am folgenden Abend segelten wir ab. Der Wind war uns in den ersten zwei Tagen sehr günstig, am dritten Tage aber legte er sich nach und nach, die Segel wurden immer lockerer, das Schiff immer träger, bis zuletzt eine gänzliche Windstille eintrat, so daß das Schiff mitten auf dem Meer wie in dem verschlossensten Hafen unbeweglich dastand. Der Hauptmann erschrak sehr, als er dies sah, und sagte uns: »Seid auf eurer Hut vor den furchtbaren Seetieren, die auf diesem Meer hausen, und die zuweilen auf das Schiff steigen und die Mannschaft auffressen; setzet euch mit dem Schwert in der Hand auf den Rand des Schiffes, um sie zurückzustoßen.« In der folgenden Nacht, als ich mit der einen Hälfte der auf dem Schiff sich befindenden Kaufleute Wache hielt, während die andere Hälfte schlief, sah ich auf einmal etwas wie ein hoher Berg auf das Schiff zukommen; der Hauptmann, der es zu gleicher Zeit mit mir sah, schrie: »Wir sind verloren, hier naht sich uns ein Seetier, gegen das weder Schwert noch Lanze etwas vermögen, denn seine Haut ist so hart, daß man Schilder daraus macht, wenn man je ein solches Tier tot findet.« Indessen zog doch jeder sein Schwert und suchte das Tier, das immer näher kam, abzuschrecken, und als es nur noch ein paar Schritte von dem Schiff war und die große bewaffnete Menschenmasse darauf sah, zog es sich wirklich zurück. Aber bald darauf, als wir uns schon gerettet glaubten, kehrte es mit mehr als zweihundert seiner Gattung wieder. Schon rief der Hauptmann: »Nehmet

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