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Tausend und eine Nacht, Band 4

Tausend und eine Nacht, Band 4

Titel: Tausend und eine Nacht, Band 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav Weil
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Heifa zu mir sagte: Wenn du tausend Jahre auf diesem Stuhl bleibst, werden die Mädchen nicht aufhören zu spielen; sie werden nicht müde, denn sie leben nicht und bewegen sich durch eine Zauberkraft, welche Sintbest, der sie hervorgerufen, überdauert. Als ich dies hörte, stand ich wieder auf und näherte mich der Tafel, welche am Hals eines der Könige hing.
    »Auf der Tafel des Königs stand: Wanderer, der du einst hierher gelangst, wisse, daß ich, der mächtige König Alexander, von dem Zauberer Sintbest besiegt worden bin. Nimm dir ein Beispiel an mir und an anderen Königen, die gleich mir vom Gipfel der Macht in die tiefste Erniedrigung gefallen sind. Wisse, ich habe hundert Jungfrauen geheiratet, die mir zweihundert Söhne gebaren. Ich war Herr über zwanzig Hauptstädte, für deren jede ich einen Vizekönig ernannte. Meine Armee war unzählbar, meine Schatzkammern waren mit Gold, Perlen und Edelsteinen und den feinsten Stoffen angefüllt; aber zuletzt kam derjenige, welcher jede Freude zernichtet, jede Vereinigung auflöst und so viele Söhne und Töchter zu Waisen macht, der Tod, und verwüstete unsere Paläste. Darunter standen noch folgende Verse:
»O Erdensohn, laß dich nicht blenden vom trügerischen Glanz der Welt, wie manchen Hohen hat sie schon erniedrigt, wie manchen Starken geschwächt, wie manche Paläste verödet, und wie manches Grab ausgefüllt. Sie sendet dem Freudigen plötzliche Trauer, füllt auf einmal die Augen des Lachenden mit Tränen und trennt die Freunde, wenn ihre Vereinigung sie am glücklichsten macht.«
     
    »Diese Verse rührten uns zu Tränen und griffen mich so sehr an, daß ich die übrigen Tafeln nicht mehr lesen wollte, sondern Heifa bat, uns weiter zu führen. Sie öffnete eine Tür gegenüber derjenigen, zu welcher wir hereinkamen, und nachdem wir wieder einen langen Gang durchschritten, gelangten wir in einen Saal, der vierzig kleine Kabinette hatte, vor deren jedem ein seidener golddurchwirkter Vorhang hing. Mitten im Saal stand eine kupferne Statue mit einer Rauchpfanne in der Hand, aus der sich bald Ambra-, bald Moschus-, bald Weihrauchduft verbreitete. Als ich den Vorhang von einem der Kabinette weghob, sah ich ein Mädchen wie die leuchtende Sonne auf einem Bett liegen, und so lagen rund umher noch neununddreißig Mädchen, welche alle in tiefem Schlaf versunken zu sein schienen, aber Heifa versicherte mich, sie seien alle tot. Heifa schob dann einen Thron weg, der mitten im Saal stand, und wir sahen einen goldenen Ring auf dem Boden, mit welchem Heifa eine Falltür öffnete, unter welcher eine große marmorne Treppe in einen dunklen Gang führte. Heifa nahm mich und Mahmud bei der Hand, und wir brauchten einen halben Tag, bis wir ans Ende dieses Ganges kamen. Jetzt befanden wir uns wieder im Freien, und zwar in einem sehr blühenden Garten, mit allerlei Obstbäumen geziert, deren Früchte wie die herrlichsten Edelsteine strahlten, und auf deren Zweigen die verschiedenartigsten Vögel ihren Schöpfer priesen. Als wir eine Weile in diesem Garten umhergingen, sahen wir in der Ferne einen sonnenähnlichen Strahlenglanz: Wir näherten uns demselben, und siehe da, es war ein großes Schloß, mit den reinsten Diamanten verziert, wie sie kein König und kein Kaiser je besessen. Das Schloß hatte aber weder Tür noch Fenster. Vor demselben lag ein Stück Felsen, auf welchem ein langbärtiger Geist in einem weißen seidenen Kleid mit einem Buch in der Hand saß. Er drehte sich immer nach allen Seiten um, bis er uns erblickte; dann stand er auf, warf sich auf die Erde und rief: Gepriesen sei der Herr der Welten, der die Stunden meiner Erlösung herbeigeführt! Dann erhob er sich wieder, grüßte uns freundlich und sprach: Ich erwarte euch hier schon dreißig Jahre mit Ungeduld, denn ich habe viele Kinder, von denen ich nicht weiß, was aus ihnen geworden. Nun hat Gott doch mein Flehen erhört, denn ich durfte vor eurer Ankunft nicht von hier weichen, weil ihr meiner bedürfet, um eueren Zweck zu erreichen. Sehet ihr diese Katze da oben? Da hoben wir unsere Augen auf und sahen auf einer weißen marmornen Säule, welche sich aus einem Teich erhob, eine schwarze Katze, welche eine goldene Kette an die Säule fesselte. Was bedeutet diese Katze? fragte ich erstaunt. – Die Katze, erwiderte der alte Geist, ist wegen euer schon zehn Jahre an diese Säule gebannt, sie kann nur durch zwei Worte aus eurem Munde erlöst werden, dann verschafft sie euch das Zauberschwert und das

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