Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tausend und eine Nacht, Band 4

Tausend und eine Nacht, Band 4

Titel: Tausend und eine Nacht, Band 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav Weil
Vom Netzwerk:
ließ in seinem ganzen Reich ausrufen: Wer Hindmar liebt und ehrt, der liebe und ehre auch seinen Retter Djaldjamuk. Da indessen Hindmar häufig von seinem Übel befallen wurde, so nährte er sich fortwährend von Menschenfleisch, und ließ sich von allen Seiten Menschen herbeischleppen; waren sie fett, so wurden sie sogleich geschlachtet, wenn nicht, so mästete man sie mit Hühner- und Gänsefleisch. Das ist die Ursache, warum seine alte Base, die ihn leidenschaftlich liebte, ein Kloster mit einer lockenden Inschrift an dem Tor bauen ließ; denn wer hineinkam, dem ließ sie einen Schlaftrunk im Essen reichen und schleppte ihn zu Hindmar. So lebt nun Hindmar schon viele Jahre von Raub und Mord, auch ist er schönen Mädchen ebenso gefährlich als fetten Männern, darum fürchtet man ihn allenthalben, und kein König wagt es, ihm den Krieg zu erklären, weil er ebenso tapfer als mächtig ist und über unzählbare Heere gebietet. Er fühlte sich aber vor einigen Monaten ohne alle äußere Veranlassung auf einmal so beklommen, daß er Djaldjamuk rufen ließ und ihn fragte, ob ihm nicht ein Unglück bevorstehe. Djaldjamuk las eine Weile in einem Buch, dann sagte er: Hüte dich vor einem Menschen der aus Ägypten kommt, er besitzt das Zauberschwert Sintbests, das Menschen und Genien besiegt. Darum will ich dir eine kupferne Statue gießen, mit einer Trompete in der Hand, in welche sie stoßen wird, sobald dieser Mensch gegen dein Schloß zieht. Vernimmst du den Trompetenschall, so lasse mich gleich rufen, daß ich gegen den Zauber des Schwertes Mittel ergreife, sonst bist du verloren und alle deine Feinde freuen sich an deinem Untergang. Hindmar lebte nun ruhig fort, bis auf einmal – es war gerade an dem Tag, wo du in Alexandrien dich einschifftest – die Statue mit einer solchen Kraft in die Trompete stieß, daß sein ganzes Schloß zitterte. Da ließ er schnell Djaldjamuk rufen und sagte ihm: Der Mann mit dem Zauberschwert muß nahe sein, denn die Trompete erschallte so laut, daß sie mich ganz betäubt. – Fürchte nichts, erwiderte Djaldjamuk, ich werde unserem Feind vier Schlingen legen, denen er, wenn ihn kein Verräter warnt, gewiß nicht lebendig entkommen soll. Da er indessen nicht allein alles verrichten konnte, mußte er seinem Sohn Schilschanum sein Geheimnis mitteilen. Dieser ist aber in seinem Inneren ein Muselmann und sieht daher schon längst mit Abscheu das ruchlose Leben Hindmars, welcher das Feuer anbetet, auch ist er ein Jugendfreund meiner beiden Söhne; als ich ihn daher auf meiner letzten Reise bei ihnen traf, erzählte er mir alles dies und versprach mir, sich auf dem Vogelberg einzufinden, den wir, um zu Hindmar zu gelangen, übersteigen müssen, um dir dort die Mittel anzugeben, wie du der vierfachen Gefahr, die dir droht, ausweichen kannst. Nun komm, und laß uns nicht länger hier verweilen.
    »Misram befahl dann, als wir aus dem Kloster traten, einigen Geistern, es zu zerstören und in einem Augenblick war es in einen Haufen Asche verwandelt. Dann reisten wir wieder zwanzig Tage lang, bis wir vor einen grasgrünen, sehr hohen Berg kamen. Dies ist der Vogelberg, sagte mir Misram; hinter diesem Berg liegt das Feuertal, und hinter dem Feuertal das Schloß Hindmars. Wir blieben zwei Tage am Fuß des Berges, weil er überall so steil war, daß wir ihn nicht erklimmen konnten. Erst am dritten Tag entdeckten wir einen treppenartigen Pfad, der uns auf den Berg führte. Auf dem Gipfel desselben stand ein Schloß, dessen Grund den Boden berührte, dessen Spitze aber bis zu den Wolken emporstieg, und auf der Terrasse des Schlosses stand ein kupferner Vogel von der Größe eines Adlers. Das Tor des Schlosses war offen und ein Mädchen stand davor, das Misram und mich freundlich bewillkommte und mich fragte, ob ich nicht Djaudar sei. Als ich ihre Frage bejahte, sagte sie: Sei mir nochmals willkommen, du, dem der Islamismus so viel zu verdanken haben wird, folge mir mit deinem Freund Misram. Sie führte uns dann auf die Terrasse neben den kupfernen Vogel zu einem steinalten blinden Mann. Sobald wir auf die Terrasse kamen, drehte sich der Vogel dreimal im Kreis herum und breitete seine Flügel aus. Da sprang der alte Mann vor Freude in die Höhe und das Mädchen jubelte laut auf. Ich bat sie, mir die Ursache ihrer Freude zu erklären, da hub sie an: Wisse, Djaudar, der Greis, den du hier vor dir siehst, ist mein Vater, meine Mutter ist längst tot, aber noch eine Schwester habe ich, sie heißt Badiah,

Weitere Kostenlose Bücher