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Tausend und eine Nacht, Band 4

Tausend und eine Nacht, Band 4

Titel: Tausend und eine Nacht, Band 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav Weil
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Zauberschwerter bei dir. Du mußt also, immer nur die schwarzen Platten berührend, durch diesen Gang gehen; da gelangst du vor eine Tür, welche du mit dem zweiten goldenen Schlüssel öffnen mußt; es werden aus einem großen Saal mehr als siebzig Genien wie Elefanten auf dich losstürzen; ziehe aber nur dein Zauberschwert aus der Scheide, da sinken sie sogleich in den Boden. Gehe darauf durch diesen Saal in einen anderen, dessen Tür der dritte goldene Schlüssel öffnet; da wirst du zwei kupferne Statuen sehen mit einem fränkischen Bogen in der Hand, zu dem sie Pfeile haben, welche den härtesten Felsen wie Mehl zermalmen. Sobald sie aber auf dich zielen, berühre ihren Bogen mit deinem Schwert, so wird er ihnen aus der Hand fallen. Hierauf kommst du in einen Saal, wo dir eine brennende Luft entgegenweht, welche den Speichel im Mund dir austrocknet, du wirst Lust haben, an dem Springbrunnen zu trinken, aus dem mitten in diesem Saal frisches Wasser hervorsprudelt; aber ein einziger Tropfen von diesem Wasser reicht hin, um dich zu töten. Darum bezähme deinen Durst und gehe weiter, bis du ins Freie kommst, da liegt ein kleiner See vor dir, aus dem sich ein Inselchen erhebt, wo ein goldenes Zelt mit roten seidenen Schnüren aufgeschlagen ist. Am Ufer des Sees steht eine Säule mit einer Statue, welche eine bleierne Kugel in der Hand hält; berühre diese Kugel mit deinem Schwert, so wird sogleich ein zierlicher Nachen, welcher an die Insel befestigt ist, sich losmachen und zu dir kommen. Steige hinein, er wird dich zur Insel bringen, wo Hindmar in seinem Zelt sitzt; er ist seit einigen Tagen schon vor Angst so niedergeschlagen, daß du ihn ohne Mühe mit deinem Schwert töten kannst. Wisse auch, lieber Djaudar, fuhr Schilschanum fort, fürchtete ich meinen Vater nicht, ich würde dich gern begleiten, bis du Heifa wiedergefunden und deinem Freund Mahmud die Töchter des Königs Numan verschafft hast; übrigens wird Misram dir beistehen, und auch Gottes Hilfe ist dir gewiß. Schilschanum nahm hierauf Abschied von uns, und Misram sagte mir: Mein Herr Djaudar, es ist jetzt Zeit, daß wir mit Gottes Segen weiterreisen. Wir verabschiedeten uns bei dem Alten und versprachen ihm, seine Tochter Badiah recht bald zurückzuschicken. Nach drei Tagen waren wir vor dem grünen Berg, den uns Schilschanum bezeichnet hatte, und auf dessen Gipfel angelangt, sahen wir das Säulenschloß und den Rabensee vor uns liegen. Hier wiederholte mir Misram, was Schilschanum mir zu tun befohlen, und da ich nichts vernachlässigte, traf auch alles so ein, wie Schilschanum uns vorhergesagt, bis ich in das Zelt auf der Insel kam; da saß Hindmar auf einem goldenen Thron, der mit den schönsten Hyazinth-, Saphir- und Smaragd-Steinen verziert war; vor ihm stand ein Tisch, mit Weinkrügen und kristallenen Gefäßen besetzt. Er war halb betrunken, hatte ein Gesicht wie ein Stier, und einen Kopf mit vier Hörnern; einen Hals hatte er wie ein Esel, sein Körper war haarig, wie der eines Affen, nur seine Hände und Füße glichen denen eines Menschen. Sobald er mich sah, starrte er mein Schwert an, schlug seine Zähne zusammen und stieß einen Schrei aus, daß das ganze Schloß bebte. Ich ging auf ihn zu und berührte kaum seinen Hals mit dem Schwert, da flog sein Kopf vom Rumpf, ein Rauch stieg in die Höhe und der so gefürchtete Hindmar war nur noch ein Häufchen Asche; sein Geist aber fuhr in die Hölle. (Wehe einem solchen Aufenthaltsort!) Als Misram dies sah, umarmte er mich, küßte mich zwischen die Augen und sagte: Nun haben Menschen und Genien ihre Ruhe wieder. Geh du jetzt ins Schloß; du kannst trockenen Fußes dahin gelangen, denn der See, über den du hierher gefahren, ist ausgetrocknet; ich bleibe inzwischen hier im Zelt. Das erste Zimmer, das ich öffnete, war ganz leer, nur eine kupferne versiegelte Flasche stand in einer Ecke auf dem Boden.
    »Sobald ich aber hineinkam, hörte ich eine Stimme, welche mir zurief: O du, der du die Katze von ihren Fesseln befreit, sei mir willkommen! – Wer bist du? rief ich erstaunt, der du so mit mir sprichst, ohne dich zu zeigen? – Bist du nicht der Fischer Djaudar aus Kahirah? versetzte jene Stimme, und hast du die Katze vergessen, die dir in der Adlersschlucht das Zauberschwert und das heilige Buch gebracht? Nur um deinetwillen schmachte ich nun schon fünf Monate in dieser kupfernen Flasche; wenn du Hindmar getötet hast, so befreie mich schnell! Ich riß das Siegel von der Flasche, da stieg ein

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